Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 818† St. Michaelis, Schule 1610

Beschreibung

Inschriften in der ersten Klasse der Michaelisschule.

Inschriften nach Büttner.

  1. A

    Renovatum Anno 1610

  2. B

    MeditatioEx doctis bona trina scholis preciosa juventaeProveniunt Pietas Doctrina Modestia morum1)

  3. C

    Medi(tatio)Utilis est pietas ad cuncta negotia vitaeCommoda promittens hujus et alterius

  4. D

    Medi(tatio) ex Prov(erbio)Quisquis disciplinam amat est sapientiae amatorQui vero hanc odit stultus inersque manet

  5. E

    Medi(tatio) ex Prov(erbio)Qui malus et fidis est Praeceptoribus asperDisperit ac omni prosperitate caret

  6. F

    Medi(tatio) ex [ – – – ]Sis patiens et eris sapiens Fer sponte laboresIn studiis et onus mox erit illud honos

  7. G

    Medi(tatio)Imperium [ – – – ] est in eos [ – – – ] pectore s[ – – – ]Ingenuae etenim Semina mentis habet

Übersetzung:

Eine Überlegung: Aus gelehrten Schulen gehen für die Jugend drei kostbare Güter hervor: Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und Bescheidenheit der Sitten. (B)

Eine Überlegung: Die Frömmigkeit ist nützlich in allen Geschäften des Lebens, indem sie Vorteile in diesem und im anderen (Leben) verspricht. (C)

Eine Überlegung aus einem Sprichwort: Wer immer die Disziplin liebt, ist ein Liebhaber der Weisheit, wer diese aber hasst, bleibt dumm und träge. (D)

Eine Überlegung aus einem Sprichwort: Wer gewissenhaften Lehrern gegenüber böse und widerspenstig ist, geht zugrunde und hat keinerlei Glück. (E)

Eine Überlegung aus ... : Sei geduldig, und du wirst klug sein. Übernimm aus eigenem Antrieb Mühen in (deinen) Studien, und jene Last wird bald Ehre sein. (F)

Eine Überlegung: Die Macht ... hat nämlich die Samen eines edlen Geistes. (G)

Versmaß: Hexameter (B), elegische Distichen (C–G).

Kommentar

Vergleichbar mit den rings um das Rathaus verteilten Sentenzen zum Thema Gericht, Gerechtigkeit und Gutes Regiment war das Klassenzimmer der Michaelisschule mit Sentenzen zu Schulthemen geschmückt. Vermutlich gab es deutlich mehr Inschriften dieser Art in den Lüneburger Schulen, die jedoch nicht überliefert sind. In der Kellnereirechnung von St. Michaelis findet sich unter dem Jahr 1610 eine Ausgabe in Höhe von 10 Mark mit dem Vermerk dem Maler uff dem mehr (Auf dem Meere) bezalet das er die schole vnden vndt baven hatt witt angestrichen mit schwarten Linyen vnd etzeliche Spruche dar zu geschreiben.2)

Anmerkungen

  1. Die Verse der Inschriften B–G ließen sich bislang nicht nachweisen.
  2. StA Lüneburg, St. Michaelis 5355 unter der Rubrik pro diversis expositis, 21. September.

Nachweise

  1. Büttner, Inscriptiones.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 818† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0081802.