Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 785† Lüneburg, unbekanntes Haus vor 1607

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Inschriften, vermutlich Hausinschriften. Büttner gibt die Inschriften im Zusammenhang mit weiteren Hausinschriften wieder. Da es sich lediglich um Namen von Ehepaaren aus den Familien Töbing und Dusterhop handelt, die Ahnenproben des Ehepaars Georg IX. Töbing († 1628) und Anna Dusterhop darstellen, wäre es denkbar, dass es sich um Wappenbeischriften handelte, die ähnlich ausgeführt waren wie die Wappenmedaillons an den Garlopenhäusern (vgl. Nr. 383). Die bei Büttner, Inscriptiones, nicht wiedergegebenen, aber durch lange Auslassungsstriche angedeuteten Vornamen hier in eckigen Klammern ergänzt nach Büttner, Genealogiae.1)

Inschriften nach Büttner.

Markus Tillwick [1/5]

  1. A

    Diederich Dusterhop / Gesche KrusenDiederich Dusterhop / Mettke Döring[Diederich] Dusterhop / [Tibbeke] Schellepeper[Franz] Dusterhop / Anna Sem(m)elbecker

  2. B

    H(err) Meine Töbing / [Geseke] Schellepeper[Hans] Töbing / [Elisabeth] Langea)[Leonhard] Töbing / [Geseke] SchomakerH(err) [Johann] Töbing / [Dorothea] Borcholt

Kommentar

Georg IX. Töbing wurde laut Büttner 1559 geboren und ist seit 1586 als Sülfmeister und seit 1591 als Barmeister nachweisbar. Er starb im Jahr 1628. In erster Ehe war er seit 1586 mit Anna Dusterhop, der Witwe des 1584 verstorbenen Georg Stöterogge, verheiratet, in zweiter Ehe seit 1607 mit Anna Töbing.2) Daraus ergibt sich die zeitliche Einordung der Inschriften, deren Ausführung vor der zweiten Eheschließung erfolgt sein dürfte. Die Inschriften beginnen jeweils mit den Ururgroßeltern väterlicherseits der beiden Eheleute und enden mit den Eltern.

Textkritischer Apparat

  1. Der Zusatz cum panth. bei Büttner bezieht sich auf das Wappen (Panther) des Familienzweigs Langen. Vgl. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Langen mit dem Panther-Thier.

Anmerkungen

  1. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Düsterhop u. Stammtafeln Töbing IV u. VI.
  2. KBA Lüneburg, Kirchenbuch St. Johannis 1, fol. 25v u. 74r. Das Todesdatum der Anna Dusterhop ließ sich nicht ermitteln.

Nachweise

  1. Büttner, Inscriptiones.
Addenda & Corrigenda (Stand: 22. Januar 2021):

Zu Nr. 785 wurde ein vollständig neuer Artikel verfasst.

Nr. 785 (†) Lüneburg, Große Bäckerstr. 30 1600

Wappenmedaillons mit Beischriften. Es handelte sich ursprünglich um acht Wappenmedaillons, deren Inschriften Büttner ganz oder teilweise für ein bei ihm nicht lokalisiertes Haus überliefert, das inzwischen eindeutig als das Gebäude Bäckerstr. 30 identifiziert werden kann. Seine Fassade und der Giebel wurden im 19. Jahrhundert stark verändert; im Jahr 2019 erfolgte eine Renovierung der Fassade, bei der auch die noch erhaltenen, teilweise verfälschend farbig gefassten Wappenmedaillons untersucht und restauriert wurden.1) Offenbar stellten die Beischriften der Allianzwappen in den Medaillons ursprünglich Ahnenproben des Ehepaars Georg IX. Töbing († 1624, B1–B4) und Anna Dusterhop († vor 1607, A1–A4) dar. Die Namen waren schon zur Zeit von Büttners Aufzeichnungen in den Inscriptiones (um 1710) teilweise unleserlich geworden. Die bei Büttner nicht wiedergegebenen, aber durch lange Auslassungsstriche angedeuteten Vornamen sind hier – soweit nicht noch im Original vorhanden – in eckigen Klammern ergänzt nach den Stammtafeln in Büttner, Genealogiae.2) Die Abfolge der Inschriften orientiert sich an Büttner. Über die ursprüngliche Anordnung der acht Medaillons an der Fassade lassen sich keine präzisen Aussagen mehr treffen, sie sind spätestens beim Umbau der Fassade in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts teilweise versetzt und überarbeitet bzw. entfernt worden. Allerdings lässt die Anordnung der Beischriften bei Büttner erkennen, dass sich ganz oben in der Giebelmitte das Medaillon B1 befand, darunter auf gleicher Höhe außen links und rechts die Medaillons A1 und B2, darunter die Medaillons A2 und B3, darunter mittig das Medaillon A3 und ganz unten auf gleicher Höhe die Medaillons A4 und B4 mit den Elternwappen der Hausbesitzer seit dem Jahr 1600. Das Medaillon A1 heute im zweiten Giebelgeschoss links, das Medaillon A2 im ersten Giebelgeschoss links, das Medaillon B3 mit der nach Büttner rekonstruierten Inschrift im ersten Giebelgeschoss rechts. Die verhältnismäßig gut erhaltene Inschrift A2 zeigt, dass alle Inschriften erhaben in vertiefter Zeile um die obere Hälfte der runden Medaillons verliefen, die Schriftbänder sind beidseitig durch kleine Konsolen abgeschlossen. Im zweiten Giebelgeschoss rechts und mittig im dritten Giebelgeschoss zwei Wappenmedaillons mit gleichem Inhalt, die nach 1710 von einem anderen Gebäude hierher versetzt worden sein müssen, da Büttner sie noch nicht für das Haus verzeichnet hat (vgl. a. Kommentar). Sie sind ebenso gestaltet wie die übrigen Wappenmedaillons, unterscheiden sich nur in der Form der Helme in der Helmzier und dürften etwa aus derselben Zeit stammen.

Die Inschriften A3, A4, B1, B2 und B4 nach Büttner, die Inschriften der erhaltenen Medaillons A und B ergänzt bzw. korrigiert nach Büttner, Inscriptiones und Genealogiae, Stammtafeln.

Maße: Dm.: 75 cm (A1), 83 cm (A2), 80 cm (B3), 73 cm (C); Bu.: 5–6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A1

    DIDERICH · DVSTERHOP · GESCHE · CRVSENa)

  1. A2

    DIDERICH · DVSTERHOP · METKE · DORINGSb)

  1. A3†

    [Diderich] Dusterhop / [Tibbeke] Schellepeper

  1. A4†

    [Franz] Dusterhop / Anna Sem(m)elbecker


  1. B1†

    H(err) Meine Tobing / [Geske] Schellepeper

  1. B2†

    [Hans] Tobing / [Ilsabe] Langec)

  1. B3

    LENNART · TOBING · GESE · SCHOMAKERd)

  1. B4†

    H(err) [Johann] Tobing / [Dorothea] Borcholt


  1. C

    TOBING · DORING TOBING · DORINGe)

       
Dusterhop3) Kruse4)
Dusterhop3) Döring5)
Töbing6) Schomaker7)
Töbing6) Döring8)
Kommentar Georg IX. Töbing wurde laut Büttner 1559 geboren und ist seit 1586 als Sülfmeister und seit 1591 als Barmeister nachweisbar. Er starb im Jahr 1624, in den Schossregistern ist 1625 seine Witwe genannt, in den beiden folgenden Jahren seine Erben.9) In erster Ehe heiratete Georg IX. Töbing im Januar 1586 Anna Dusterhop, die Witwe des 1584 verstorbenen Georg Stöterogge, in zweiter Ehe im Oktober 1607 Anna Töbing.10) Das Portal seines Hauses ließ Georg Stöterogge schon 1606 vor der zweiten Eheschließung umbauen (vgl. A1, Nr. 30). Das Haus Große Bäckerstraße 30 erwarben Georg IX. Töbing und Anna Dusterhop nach Ausweis der Schossregister erst im Jahr 1600 aus dem Besitz des im selben Jahr verstorbenen Georg Mutzeltin, der mit Annas Nichte Elisabeth Dusterhop verheiratet war.11) Die Wappenmedaillons und ihre Inschriften beginnen jeweils mit den Ururgroßeltern väterlicherseits der beiden Eheleute und enden mit den Eltern des Besitzerpaars. Das Haus Große Bäckerstraße 30 ging 1628 in den Besitz des Georg Stöterogge über, der ein Enkel der Anna Dusterhop aus deren erster Ehe war und im Januar 1628 die einzige Tochter von Georg IX. Töbing aus dessen zweiter Ehe mit Anna Töbing, Elisabeth Dorothea Töbing, geheiratet hatte, die schon 1633 starb. Woher die beiden Medaillons C stammen, die auf eine Eheverbindung Töbing/Döring schließen lassen, ist nicht bekannt.12) Aus den Schosslisten und den Inscriptiones von Büttner lässt sich nur erschließen, dass sie aus einem anderen Bauzusammenhang im 18. oder 19. Jahrhundert an das Haus Große Bäckerstraße 30 versetzt worden sind, wahrscheinlich als Ersatz für zwei stark zerstörte Wappenmedaillons aus dem ursprünglichen Programm. Allerdings gibt es auffallend wenige bekannte Eheverbindungen zwischen den Familien Töbing und Döring. Nach den Stammtafeln bei Büttner für die ältere Zeit und den seit 1572 geführten Trauregistern von St. Johannis kommen überhaupt nur die seit 1629 verheirateten Leonhard Töbing und Ursula Döring oder die seit 1675 verheirateten Ludolph Töbing und Margaretha Döring in Frage, das letztgenannte Ehepaar aber aufgrund der Gestaltung des Wappenmedaillons nur noch bedingt. Ob auch diese beiden Medaillons aus einer Ahnenprobe stammen, lässt sich nicht beurteilen.

Textkritischer Apparat

  1. Befund vor der Restaurierung 2019: DIDERICH · DVSTEHDOR · METKE · KRVCE. Die Buchstaben sind nur noch teilweise im Relief erhalten, die übrigen Buchstaben aufgemalt, der Vorname der Ehefrau war in der alten Fassung offensichtlich nach der Inschrift A2 ergänzt.
  2. Befund vor der Restaurierung 2019: DIDERICH · DVSTEHDOR · METKE DÖRINGS, bis auf die Ö-Punkte weitgehend im Relief erhalten, der Nachname des Mannes war aber falsch farbig gefasst.
  3. Der Zusatz cum panth. bei Büttner bezieht sich auf das Wappen (Panther) des Familienzweigs Langen. Vgl. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Langen mit dem Panther-Thier, dort normalisiert Elisabeth.
  4. Befund vor der Restaurierung 2019: TÖBING – SCHOMAKER. Nach Büttner, Inscriptiones und Stammtafeln erneuert. In den Inscriptiones überliefert Büttner nur noch die Nachnamen, da die Vornamen zu seiner Zeit bereits unleserlich waren.
  5. Befund vor der Restaurierung 2019: TÖBINGS – DÖRINGS bzw. TÖBING – DÖRINGS nur gemalt. Die jetzige Ausführung ohne Umlaute orientiert sich an den Inschriften A und B.

Anmerkungen

  1. 1.Erst bei der Restaurierung und einem Abgleich mit dem Lüneburger Inschriftenbestand stellte sich heraus, dass die im Relief noch ganz oder teilweise vorhandenen Inschriften der Medaillons A1 und A2 eindeutig identisch sind mit den Wappenbeischriften in Büttners Inscriptiones. Dem Restaurator Markus Tillwick (Lüneburg) danke ich für den Hinweis auf die Restaurierung und die Möglichkeit, die Reliefs aus unmittelbarer Nähe überprüfen zu können.
  2. 2.Büttner, Genealogiae, Stammtafel Düsterhop u. Stammtafeln Töbing IV u. VI.
  3. 3.Wappen Düsterhop (zwei abgewendete Bärentatzen). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  4. 4.Wappen Kruse (Büste, der Kopf mit krausem Haar). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  5. 5.Wappen Döring (steigender Löwe). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  6. 6.Wappen Töbing (Maulbeerbaum auf Hügel). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  7. 7.Wappen Schomaker (geteilt, oben Bärenkopf mit Halswunde). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  8. 8.Wappen Döring (steigender Löwe). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  9. 9.Das bei Büttner, Genealogiae, Stammtafel Töbing VI, angegebene Todesdatum 1628 ist falsch.
  10. 10.KBA Lüneburg, Kirchenbuch St. Johannis 1, fol. 25v u. 74r. Das Todesdatum der Anna Dusterhop ließ sich nicht ermitteln.
  11. 11.StA Lüneburg, AB 73/53 u. 54. Büttner, Genealogiae, Stammtafeln Dusterhop und Mutzeltin.
  12. 12.Die Angabe bei Böker, Baudenkmale Lüneburg, S. 420, im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts hätten die Eheleute Ludolph Töbing und Margaretha Döring (Heirat 1675, Tod Ludolphs 1703) das Haus besessen, ist falsch und beruht offensichtlich nur auf der bei Büttner, Genealogiae, Stammtafel Töbing IV genannten Eheverbindung. Anhand der Schosslisten läßt sich nachweisen, dass Georg IX. Töbing der einzige Besitzer dieses Hauses aus der Familie Töbing war, das nach seinem Tod an seinen Schwiegersohn und damit an die Familie Stöterogge überging. Danach führen die Schosslisten Besitzer aus den Familien Tzerstede, Lafferde, Kruse, Heidtmann und Hagelberg auf. StA Lüneburg, AB 73/54ff. Vgl. a. ND Fritz Brandt, Häuserordner zum Haus Bäckerstr. 30.

Nachweise

  1. Büttner, Inscriptiones (Namen normalisiert).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 785† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0078501.