Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 100: Stadt Lüneburg (2017)
Nr. 770† St. Lamberti 1605
Beschreibung
Epitaph des Albert Radeke. Nach Rikemann befand sich das Epitaph in der Kirche auf der Südseite neben der Orgel.
Inschriften nach Rikemann.
- A
Da man schreib tausendfunffhundert iahrUnd dreißig zwei an palmtag1) klara)Kam Albrecht Radeken zur weltUnd wie man ein und sechszig zehltIst er allhie ein Burger wordenUnd ist getrettn in Ehelichen ordenBald in dem sechs und sechszigsten iahrb)Er Kirchsworn erwehlet warDreÿ iahr hernach ein AltermanDer Brauwer ist genommen anIm sechs und viertigsten zu letztc)Ist er in Stul des Raths versetztHat all sein Empter bedienet wollDrumb man ihn billich loben sollSechs hundert funff hat er sein lebnIn glaubn und hoffnung auffgegebn
- B
Auß kindtlicher lieb zur danckbarheitIhrn vater die erben dis han bereidt
- C
Der sieg des heren Iesu ChristDer gleubign Menschen Triumpff istNach dieser lebens müeseligheit Ist uns fried freud und ehr bereidt
- D
Christ hat gewaldt in himl und ErdnWer ihm vortrauwt wird selig werden
- E
Christo ist alles unterdhänEr herschet über sund und todt
- F
FIDESDer glaub gegrundt auf Jesum [Christ]d)Der welt ein überwinder ist
- G
SPESHoffnung lest nicht zu Schanden werdnErhelt der Menschen hertz auff Erdn
Textkritischer Apparat
- In der Handschrift nur kl zu lesen, die übrigen Buchstaben in der Bindung.
- In der Handschrift nur ia zu lesen, die übrigen Buchstaben in der Bindung.
- Eigentlich müsste hier Im vier und sechzigsten zu letzt stehen.
- Christ aus Reimgründen ergänzt, fehlt bei Rikemann.
Anmerkungen
- 24. März.
- StA Lüneburg, AB 2, p. 117.
- Hein, Genealogie, Bd. 2, S. 262.
- Stahl, Ratslinie, Nr. 323, S. 185. So auch im Donat StA Lüneburg, AB 2, p. 170 (erstmals unter den Ratsherren).
- Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 56.
- Die Angabe bei Hein, Genealogie, S. 262, wonach die Hochzeit bereits 1561 stattgefunden hätte, widerspricht der Angabe in der Inschrift A.
Nachweise
- Rikemann, Libellus, fol. 42v–43v.
Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 770† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0077004.
Kommentar
Deutscher Reimvers (A–D, F, G).
Die Inschriften C–G standen vermutlich in engem Zusammenhang mit bildlichen Darstellungen. Das Grabgedicht A schildert bemerkenswert detailliert den Lebenslauf des Albert Radeke. Dem Donat zufolge erwarb er bereits im Jahr 1560 das Lüneburger Bürgerrecht.2) Seine in der Inschrift erwähnte Tätigkeit als Kirchgeschworener bezieht sich auf St. Lamberti. Hein weist ihn als in der Schlägertwiete ansässigen Brauer nach.3) Im Jahr 1596 wurde er mit 64 Jahren – nicht wie bei Rikemann möglicherweise falsch wiedergegeben mit 46 Jahren – in den Rat gewählt, dem regierenden Rat gehörte er letztmalig im Jahr 1604 an.4) In erster Ehe war Albert Radeke mit Anna Genderich, der Tochter des Bardowicker Pastors Matthias Genderich,5) verheiratet,6) nach deren Tod am 22. November 1580 heiratete er Margaretha Meier (vgl. die Inschriften der Grabplatte Nr. 771).