Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 768† St. Johannis, Friedhof 1605

Beschreibung

Grabplatte des Hans Stern. Die Grabplatte lag nach Rikemann, der den Besitzer nur in einer Randnotiz namentlich bezeichnet, vor dem Eingang zur Propstei oberhalb der Platte des Ludolph Baumgarten (Nr. 509). In vier Kreisen – wohl um emblematische Darstellungen herum – waren die Inschriften A–D angebracht, außerdem standen noch die Inschriften E–G auf dem Stein sowie ein weiteres von Rikemann nicht wiedergegebenes Bibelzitat.

Inschriften nach Rikemann.

  1. A

    Tempus / Die Zeitt gehet hin nach Gottes frist

  2. B

    Vita / Dis Leben kurtz und elend ist

  3. C

    Mors / Der todt ist gewiß Die Stund ungewiß

  4. D

    Gaudium /Die himlisch freud unendlich ist

  5. E

    Apocalip 14 / Selig sindt die toten die im Herrn sterben1)

  6. F

    Esaiae 40 / Alles Fleisch ist Hewa)2)

  7. G

    Rom 14 / Wir leben oder sterben so sindt wir des Herrn3)

Übersetzung:

Die Zeit. Das Leben. Der Tod. Die Freude. (A–D)

Kommentar

Zu den Inschriften A–D vgl. a. die Grabplatten Nr. 549 u. 751, die offenbar die gleichen emblematischen Darstellungen trugen.

Der Besitzer der Grabplatte Hans Stern, der aus Bevensen stammte, begründete in Lüneburg im Jahr 1580 eine Buchbinderei samt Verlag, den seine Nachkommen um eine Druckerei erweiterten (vgl. Nr. 956). Das Lüneburger Bürgerrecht erwarb Hans Stern erst im Jahr 1587.4) Nach Brandt hatte er zunächst das Haus Untere Schrangenstr. 18 gemietet, bevor er 1597 das erste Haus Am Sande kaufte, zu dem später weitere Grundstücke hinzukamen, auf denen die Druckerei in verschiedenen Gebäuden untergebracht wurde. Hans Stern, der seit 1581 mit Anna Soltau verheiratet war,5) starb am 14. März 1614 und wurde am 17. März begraben.6) Die Grabplatte hatte er bereits im September 1605 auf dem Friedhof von St. Johannis legen lassen und dafür die Gebühr von 10 Mark entrichtet.7)

Textkritischer Apparat

  1. Rikemann gibt nur den Beginn der Inschrift wieder.

Anmerkungen

  1. Off. 14,13.
  2. Jes. 40,6.
  3. Rö. 14,8.
  4. StA Lüneburg, AB 2 (Donat), p. 154.
  5. Die biographischen Daten nach Brandt, Personenkartei, Stern Hans, sowie Dumrese, Offizin, S. 5–15. Die Heirat im Kirchenbuch St. Johannis 1 (KBA Lüneburg) nicht nachweisbar. Stattdessen ist dort unter dem Jahr 1590 die Heirat eines Hans Stern mit einer Alheid Kovotes verzeichnet (fol. 33r). Die Witwe des Hans Stern wurde im Jahr 1630 begraben. Vgl. SKA Lüneburg, Kirchenrechnung St. Johannis I,6, fol. 114r.
  6. SKA Lüneburg, Kirchenrechnung St. Johannis I,5, fol. 302r.
  7. Ebd., fol. 46v.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 31v/33r.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 768† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0076801.