Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 747 St. Johannis 1603?

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Epitaph, möglicherweise für den Superintendenten Caspar Gödemann. Stein, farbig gefasst. Das Epitaph ist im inneren südlichen Seitenschiff an der Wand vor der Elisabethkapelle unter dem Junkernlektor angebracht. Es handelt sich um ein hochrechteckiges Relief mit Bekrönung und Unterhang, sowie reich mit Rollwerk, Maskenköpfen und Fruchtgehängen verzierte Seitenteile. Da die einzelnen Teile eigenartig übergangslos aneinandergefügt sind, könnte es sein, dass das Epitaph ursprünglich noch Rahmenleisten und Friese sowie weitere Bestandteile aufwies, die heute fehlen. Dafür spricht auch, dass ein Sterbevermerk oder eine Grabschrift fehlen. Im Relief in der Mitte eine ähnliche, allerdings vereinfachte Darstellung wie auf dem Gemälde Nr. 758, das Christus als Lebensbrunnen zeigt. Auch hier ist der Brunnen von einer großen Zahl von Personen umgeben, die mit verschiedenen Gefäßen aus dem Brunnen schöpfen. Ganz rechts steht ein bärtiger Mann mit einem Buch in der Hand, bei dem es sich um den Superintendenten Caspar Gödemann handeln dürfte (vgl. Kommentar). In der Bekrönung in einem von zwei Putten gehaltenen Medaillon im Relief der aus dem Feuer aufsteigende Phönix. Auf dem Unterhang eine von Rollwerk umgebene ovale Kartusche mit einer erhaben gehauenen Inschrift in Gold auf schwarzem Grund.

Maße: H.: 260 cm; B.: 197 cm; Bu.: 3 u. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. IOHANNES . 4 . / WER DISS WASSER TRIN/CKET DEN WIRD WIDER DVR/STENa). WER ABER DES WASSERS / TRINCKEN WIRD DAS ICH / IHM GEBE DEN WIRD / EWIGLICH NICHT DVRS:/TEN:1)

Kommentar

Die Zuordnung des Epitaphs zu dem 1603 verstorbenen Superintendenten Caspar Gödemann gründet sich allein auf die thematische Verbindung zu dem Gemälde Nr. 758 und die Ähnlichkeit der Personendarstellung des Superintendenten in dem Gemälde und dem Porträt Caspar Gödemanns Nr. 746. Auffallend ist, dass weder das Gemälde noch das Epitaph irgendwo in der kopialen Überlieferung erwähnt werden. Zur Biographie Gödemanns vgl. Nr. 538.

Textkritischer Apparat

  1. V mit Punkten darüber.

Anmerkungen

  1. Jh. 4,13f.
Addenda & Corrigenda (Stand: 21. September 2020):

Das in der Johanniskirche im inneren südlichen Seitenschiff angebrachte Epitaph war nicht – wie vermutet – für den Superintendenten Caspar Gödemann bestimmt, sondern für den 1618 verstorbenen Lüneburger Ratsherrn Hans Audorf (vgl. Nr. 856). Dies ergibt sich aus der Schilderung der Innenausstattung von St. Johannis bei Witzendorff2), wonach das steinerne Epitaph des Hans Audorf dieselbe Darstellung wie das Gemälde hinter dem Altar (Christus als Lebensbrunnen, Nr. 758) trug und mitten in der Kirche an einem Pfeiler angebracht war. Damit ist erwiesen, dass die steinerne Schrifttafel Nr. 856 mit der Grabschrift für Hans Audorf und seine Ehefrau Ursula Puffen ursprünglich Bestandteil dieses Epitaphs war. Bestätigt wird die Zusammengehörigkeit auch durch die exakte Übereinstimmung der Schriftformen beider Teile, als besonders charakteristisch kann der Buchstabe G genannt werden, der aus einem Bogen mit außen angesetztem Häkchen als Cauda besteht, sowie das R mit kurzer gebogener Cauda. Auch die Abmessungen beider Stücke deuten darauf hin, dass die Schrifttafel unterhalb des Reliefs im Mittelteil eingesetzt war. Ihre seitlichen Verzierungen fehlen heute. Damit ergibt sich eine andere Datierung für das Epitaph. Da Hans Audorf im Jahr 1610 neben Begräbnisplätzen für sich und seine Ehefrau auch die Berechtigung erworben hatte, ein Epitaph an einen Pfeiler in St. Johannis zu setzen (vgl. hierzu Nr. 856), ist das Epitaph auf 1610 oder die nachfolgenden Jahre zu datieren. Bestätigt wird die Setzung zu Lebzeiten des Ehepaars durch die nachgetragenen Sterbedaten in der Inschrift Nr. 856.

Anmerkungen

  1. 2.Witzendorff, Wegweiser, S. 105.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 747 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0074709.