Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 735 St. Johannis 1601

Beschreibung

Grabplatte der Ilsabe Dithmers. Stein. Der hochrechteckige Stein wurde im 19. Jahrhundert bei Grabungen in der Dasselschen Familienkapelle gefunden und ist heute an deren Nordwand angebracht.1) Der Stein ist stark abgetreten, daher dürfte es sich trotz der verhältnismäßig geringen Größe um eine im Boden liegende Grabplatte und nicht um ein Epitaph gehandelt haben, möglicherweise ist sie an der oberen Kante beschnitten. Die Platte trägt in einem ovalen, an vier Seiten mit Beschlagwerk versehenen Medaillon ein als Relief ausgehauenes Vollwappen, auf dem Rand des Medaillons umlaufend die Inschrift A, erhaben in vertiefter Zeile. Ober- und unterhalb des Medaillons die Jahreszahl B, an den Seiten oben und unten vier kleine runde Medaillons jeweils mit Halbfiguren und Umschriften auf dem Rand, die Buchstaben erhaben in vertiefter Zeile: oben links ein oben beschädigtes Medaillon, darin ein bärtiger Mann mit Fackel und der Umschrift C; das Medaillon oben rechts ebenfalls mit einem bärtigen Mann darin stark beschädigt, die Umschrift D fast vollständig zerstört, die Attribute des Mannes unkenntlich; unten links ein Skelett mit einer Sense und der Umschrift E; unten rechts ein Engel mit Blasinstrument, die Umschrift F weitgehend zerstört. Unten auf dem Stein eine mit Beschlagwerk versehene querrechteckige Tafel mit der teilweise beschädigten Inschrift G in erhabenen Buchstaben in vertieftem Feld. Unten links auf dem Rand der Tafel ist die jüngere Nummerierung der Grabplatte H eingehauen.

Inschrift G ergänzt nach Büttner.

Maße: H.: 86,5 cm; B.: 62 cm; Bu.: 2,5 cm (A), 4,5 u. 4 cm (B), 1,3 cm (C–F), 2 cm (G, H).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/3]

  1. A

    BEATI QVI IN D(OMI)NO MORIVNT(VR) · AMODO IAM DICIT SP(IRITV)S VT REQ(VI)ESCA[N]T A LABORIB(VS) SVIS AP: 142)

  2. B

    1 · 6 // 01 // S(A)B(A)TO // PASC(AE)3)

  3. C

    [V]ITA BREVIS : ETER(N)VM [....]

  4. D

    [.....]ABV[ – – – ]

  5. E

    MORS CERTA HORA INCERTA4)

  6. F

    [ – – – ]NVM

  7. G

    A(NN)O D(OMI)NI 1601 · S(A)B(A)TO PASCHAE PLACIDE / OBDORMIVIT IN D(OMI)NO ELSABE DITMERS / CLARISS[(IMI) ET] PRV[D(ENTISSIMI)] VIRI D(OMI)NI LVDOLPHI / A · DASSEL CONS(VLIS) LV[NAEB(VRGENSIS) VX]OR AETA(TIS) / 53 CVI(VS) A(N)I(M)A REQ(VI)ESCAT IN PACE

  8. H

    NRO 81

Übersetzung:

Selig sind die, die im Herrn sterben von nun an, der Geist spricht, dass sie sich nun von ihrer Arbeit ausruhen sollen. (A)

Das Leben ist kurz, ewig ... . (C)

Der Tod ist gewiss, die Stunde ungewiss. (E)

Im Jahr des Herrn 1601 am Ostersamstag entschlief friedlich im Herrn Ilsabe Dithmers, Ehefrau des hochberühmten und sehr klugen Mannes Herrn Ludolph von Dassel, des Lüneburger Bürgermeisters, im Alter von 53 (Jahren)/im 53. Lebensjahr. Ihre Seele ruhe in Frieden. (G)

Wappen:
Dithmers5)

Kommentar

Ilsabe Dithmers war die Tochter des Sülfmeisters Lorenz Dithmers und seiner Ehefrau Ilsabe Sneverding. Sie heiratete 1576 den Ratsherrn und späteren Bürgermeister Ludolph von Dassel (vgl. Nr. 804).6) Das Ehepaar hatte vier Söhne im Kindesalter bzw. kurz nach der Geburt verloren (vgl. Nr. 612). Nur zwei Töchter – Ilsabe und Anna (vgl. Nr. 621) – überlebten das Kindesalter.7)

Anmerkungen

  1. Dassel, Stammesgeschichte 1893, S. 46.
  2. Apc. 14,13.
  3. 15. April.
  4. Walther, Proverbia sententiaeque, Nr. 38345f3.
  5. Wappen Dithmers (gespalten, vorne eine halbe Lilie, hinten zwei Rosen übereinander). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  6. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Dithmersen.
  7. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Dassel II.

Nachweise

  1. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Dassel II (G).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 735 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0073506.