Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 725† Rathaus 2. H. 16. Jh.

Beschreibung

Gemälde mit Darstellungen zum Lüneburger Erbfolgekrieg. Jedes der von Gebhardi nach einer unbekannten Lüneburger Chronik gezeichneten Gemälde, deren Originale in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bereits verloren waren, trug eine Beischrift. Die Darstellungen zeigten: Tod und Begräbnis des Herzogs Wilhelm (Beischrift A); Wahl des Herzogs Magnus und Bestätigung der Privilegien für die Lüneburger Bürger durch den Herzog (Beischrift B); Besetzung der Burg auf dem Kalkberg durch Truppen des Herzogs Magnus, Einforderung der Stadtschlüssel und der Gerechtsame der Sülze (Beischrift C); Entsendung eines Boten an Herzog Magnus und Ablehnung der Forderungen (Beischrift D); Übergabe des Briefs und Zerstörung der Burg auf dem Kalkberg (Beischrift E); Angriff des Herzogs Magnus auf die Stadt Lüneburg (Beischrift F); Begegnung der Truppen des Herzogs Magnus mit den Truppen der Grafen von Schauenburg und Everstein und Tod des Herzogs (Beischrift G1 und G2). Wo sich die Gemälde im Rathaus befanden, ist nicht überliefert.

Inschriften nach Gebhardi.

  1. A

    Alse men schreff · M · CCC · vnd LXIX · in clemens dage do straff Hertoch Wilhelm in des Rickes Achtt Do word Hertoch Wilhelm gegrauen in dat Kloster vp den Berch de tomall ein gnedich here was besunderigen der Stad tho Luneborch

  2. B

    Wo Hertoch Magnus von Brunschwick mit Degedingen vnd mit vorworden tho der Herschop Luneborch quam (etcetera)Vnd dem Rade vnd Borgeren tho Luneborch ohre privilegia vnd freiheiden lauede tho holden · M · CCC LXIX ·

  3. C

    Wo Hertoch Magnus mit Gefolgea) sine besegelden Breue ock privilegia von dem Rade tho Luneborch eschende. Der praelatenn Sulte gueder die in dem Lande tho Mechelenborch belegen weren vnd die hebben wolde vnd ohnen ock nam ohre priuilegia vnd der Stad Slotel tho daren vnd tho Tornnen.

  4. D

    Alse men schreff M · CCC · LXXI · des freidages fur Luhtmessen do sande de Radt tho Luneborch einen Baden tho Hertoge Magnus mitt ohrem besegelden Briue vnd letten ohme endtseggen

  5. E

    Wo god dem Rade vnd den Borgeren halp dat sie den Berch wunnen. vnd den gensslichen vorstorden

  6. F

    Alse men schreff · M · CCC · LXXI binnen denselben frede der Eluendusent Megde nachtt vor dem dage bei nachtschlapender tid ledt hertoch Magnus von Brunschwick wol viijc wapende Manne erstigen twischen der Sulten vnd dem Barge

  7. G1

    Wo Hertoch Magnus mit dem Grauen von Euerstein vnd Her Siuerd von Salderen med der Krücke

  8. G2

    Verloren den Streid vor dem Dester bei Leuesten vnd dar dodt bleuen von Greuen Otten von Schouwenborch alse Pattensen wunnen was M · CCC · LXXIII ·

Übersetzung:

Als man (das Jahr) 1369 schrieb am Clemenstag, da starb Herzog Wilhelm in der Reichsacht. Da wurde Herzog Wilhelm auf dem (Kalk)berg begraben, der damals ein gnädiger Herr war insbesondere für die Stadt Lüneburg. (A) Als Herzog Magnus durch gerichtliche Verhandlungen und durch Verabredungen zu der Herrschaft Lüneburg kam und dem Rat und den Bürgern zu Lüneburg ihre Privilegien und Freiheiten einzuhalten bestätigte. (B) Als Herzog Magnus mit Gefolge seine gesiegelte Urkunde und auch die Privilegien vom Rat (zurück)forderte, die Sülzgüter der Prälaten, die im Land Mecklenburg lagen, und sie haben wollte und ihnen ihre Privilegien nahm und die Stadtschlüssel zu den Toren und Türmen (?). (C) Als man (das Jahr) 1371 schrieb am Freitag vor Lichtmess, da sandte der Lüneburger Rat einen Boten zu Herzog Magnus mit einem von ihnen gesiegelten Brief, und (sie) ließen ihm absagen. (D) Als Gott dem Rat und den Bürgern half, den Kalk(berg) zu erobern, und sie ihn vollkommen zerstörten. (E) Als man (das Jahr) 1371 schrieb, während des Friedens der Nacht der elftausend Jungfrauen vor Tagesanbruch bei nachtschlafender Zeit, ließ Herzog Magnus von Braunschweig wohl 800 bewaffnete Männer (die Stadtmauer) ersteigen zwischen der Sülze und dem (Kalk)berg. (F) Als Herzog Magnus mit dem Grafen von Everstein und Herrn Siverd von Saldern mit der Krücke den Kampf vor dem Deister bei Leveste verlor und tot (auf dem Schlachtfeld) blieb durch Graf Otto von Schauenburg, als Pattensen gewonnen wurde 1373. (G)

Kommentar

Da Gebhardi die erste Beischrift in Fraktur wiedergibt, die Sprache der Inschriften aber noch Niederdeutsch ist, kann man annehmen, dass die Gemälde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden. Gebhardi setzt sie zwar auf die Zeit um 1500 an,1) dies ließe sich aber nicht mit einer Verwendung von Fraktur in Einklang bringen. Der Umstand, dass der Sieg der Lüneburger über Herzog Magnus im Anschluss an dessen Erstürmung der Stadt in der Bildfolge fehlt, legt die Vermutung nahe, dass die Bildserie nicht komplett überliefert ist.

Textkritischer Apparat

  1. Nicht sicher zu lesen, da Gebhardi hier irrtümlich zunächst noch einmal Inschrift B wiedergegeben hatte und diese dann überschrieben hat.

Anmerkungen

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 214.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 215–223.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 725† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0072509.