Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 671† St. Johannis 1598

Beschreibung

Epitaph des Georg Töbing. Nach Witzendorff hing das Epitaph an einem Pfeiler vor dem Chor der Kirche. Gebhardi, der die Inschrift nicht wiedergibt, beschreibt es als schlechtes höltzernes Epitaphium.1)

Inschriften nach Witzendorff.

  1. A

    D(omi)n(us) Georgius Tobingius Georgii Filius Anno MDXXVII Die XIII Martii natus pie et honeste educatus Witebergae sub Luthero et Philippo laudabiliter versatus in Belgico aliisque regionibus multa expertus suisque tandem redditus in Senatum est adscitus omnibusque eius muniis rite administratus Consul electus cum Patriae diu praefuisset et profuisset et aetate iam gravis et meritis clarus magno sui desiderio multis relicto pie in Christo obdormivit Anno MDXCVIII Die XXVIII April(is) cui bene merito haeredes grati hoc monumentum erexere

  2. B

    EteostichonFLos VrbIs stIrpIsVe CoLVMna Corona SenatVsHIC sItVs est ConsVL GeorgIVs TobIngIVs

Übersetzung:

Herr Georg Töbing, Georgs Sohn, wurde im Jahr 1527 am 13. Tag des März geboren und fromm und ehrbar erzogen. Nachdem er sich in Wittenberg unter Luther und Philipp (Melanchthon) in lobenswerter Weise umgetan und in Belgien und anderen Gegenden vieles erfahren hatte, wurde er den Seinen endlich zurückgegeben, in den Rat aufgenommen, und, nachdem er alle damit verbundenen Pflichten gehörig verrichtet hatte, zum Bürgermeister gewählt. In diesem Amt hat er seiner Vaterstadt lange vorgestanden und genützt, und ist schließlich, vom Alter bereits gebeugt und durch seine Verdienste berühmt, bei vielen eine große Sehnsucht nach ihm hinterlassend, fromm in Christus entschlafen im Jahr 1598 am 28. Tag des April. Ihm, der es wohl verdient hat, haben die dankbaren Erben dieses Denkmal errichtet. (A) Chronogramm: Hier liegt der Bürgermeister Georg Töbing, eine Blüte der Stadt, eine Säule seines Geschlechts und eine Krone des Rats. (B)

Versmaß: Das Chronodistichon (B), das aus einem Hexameter und einem Elegiambus besteht, ergibt die Jahreszahl 1598.

Kommentar

Die Inschrift A beschreibt in äußerst knapper, aber zugleich sehr detaillierter Weise den Lebensweg des Lüneburger Bürgermeisters. Georg IV. Töbing war der Sohn Georgs I. und der Cecilia Kruse.2) Er immatrikulierte sich im April 1545 an der Universität Wittenberg.3) Nach der in der Inschrift genannten Bildungsreise ist er seit 1557 als Sülfmeister und seit 1568 als Sodmeister nachweisbar.4) Im Jahr 1557 wurde er in den Rat gewählt und fungierte seit 1587 als Bürgermeister, dem regierenden Rat gehörte er letztmalig im Jahr 1596 an.5) In die Amtszeit Georg Töbings als Kämmerer fiel 1581 die Errichtung des Neubaus der Johannisschule (Nr. 528), um den er sich der Inschrift Nr. 536 zufolge verdient machte. Verheiratet war Georg Töbing in erster Ehe mit Ilsabe Snewerding, in zweiter Ehe mit Elisabeth Margaretha von Dassel.6) Die Testamentsvollstrecker des Georg Töbing verhandelten am 1. Mai 1598 mit den Kirchgeschworenen von St. Johannis über einen Begräbnisplatz für den Verstorbenen und seine zweite Ehefrau, für den 100 Mark in die Kirchenkasse gezahlt wurden. In dieser Summe enthalten war die Berechtigung, eine Grabplatte legen zu lassen, nicht jedoch die Anbringung eines Epitaphs, für das eine erneute Gebühr fällig werden sollte.7)

Anmerkungen

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 1, p. 498.
  2. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Töbing II.
  3. Matrikel Wittenberg, Bd. 1, S. 221.
  4. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Töbing II.
  5. Stahl, Ratslinie, Nr. 294, S. 181.
  6. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Töbing II.
  7. SKA Lüneburg, Kirchenrechnung St. Johannis I,4, fol. 264v.

Nachweise

  1. Witzendorff, Wegweiser, p. 104.
  2. Sagittarius, Historia, p. 326 (B).
  3. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Töbing II.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 671† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0067106.