Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 669 Große Bäckerstr. 9 1598

Beschreibung

Materialkiste der Ratsapotheke. Holz, farbig gefasst. Die restaurierte Kiste, die auf der Vorderseite mit Beschlagwerkornament bemalt ist, trägt oben eine Beschriftung (A) in Schwarz auf hellem Grund mit roten Initialen. Unter der Inschrift sind Reste einer anderen – in der Buchstabengestaltung sehr ähnlichen – Beschriftung erhalten (B). Unterhalb der Schriftleiste ist die Vorderseite mit Beschlagwerk bemalt, das unter Einbeziehung der Inschriftenleiste rot gerahmt ist.

Maße: H.: 47 cm; B.: 52 cm; T.: 51 cm; Bu.: 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/1]

  1. A

    SEVUM HIRCIN(VM)

  2. B

    PIPER NIGRVM CO[.]Ea)

Übersetzung:

Ziegentalg. (A) Gemeiner(?) schwarzer Pfeffer. (B)

Kommentar

Bei der Kiste handelt es sich um die einzige der zahlreich erhaltenen Aufbewahrungskisten, deren alte Bemalung komplett freigelegt worden ist. Alle Kisten sind im Laufe der Jahrhunderte verschiedentlich übermalt worden. Auch die anderen Kisten, deren jüngere Beschriftung teilweise freigelegt ist, dürften noch Inschriften aus dem Ende des 16. Jahrhunderts und/oder aus späterer Zeit tragen, die unter der jüngsten Farbschicht aus der Zeit um 1900 verborgen sind.1) Daher können die Inschriften dieser einen Materialkiste hier nur stellvertretend für ein großes Inschriftenprogramm stehen. Die Bemalung der Apothekenkisten wurde vermutlich anlässlich des Neubaus der Apotheke und der Neugestaltung der Inneneinrichtung im Jahr 1598 von Daniel Frese und seiner Werkstatt ausgeführt, dem diverse Malerarbeiten ihn und außerhalb der Apoteken übertragen wurden.2) Ob die Inschrift B wesentlich jünger ist als die darüberliegende Inschrift A, ist nicht sicher. Es könnte sich bei der Inschrift B auch um eine irrtümlich zweimal ausgeführte und dann korrigierte Inschrift handeln. Darauf könnte die ähnliche Buchstabengestaltung in einer ausgewogen proportionierten, breit angelegten Kapitalis mit Haar- und Schattenstrichen – auch hier mit roten Initialen – schließen lassen.

Textkritischer Apparat

  1. Die naheliegende Auflösung des gekürzten Wortes als COMMVNE ist vom Schriftbefund her problematisch, da zwischen O und E ein mehr an das O herangerückter Schaft zu erkennen ist, an den möglicherweise nach rechts Balken angesetzt waren (E?). Über dem Schaft ein breiter Kürzungsstrich.

Anmerkungen

  1. Markus Tillwick, Die Kräuter- und Materialkisten in der „Alten Raths-Apotheke“. Erste Untersuchungen und Freilegungen einer farbigen Gestaltung der Renaissancezeit. In: Denkmalpflege in Lüneburg 2009, S. 57–60.
  2. StA Lüneburg, AB 214, fol. 183r. Dazu Tillwick, Raths-Apotheke, S. 13.

Nachweise

  1. Markus Tillwick, Die Kräuter- und Materialkisten in der „Alten Raths-Apotheke“. Erste Untersuchungen und Freilegungen einer farbigen Gestaltung der Renaissancezeit. In: Denkmalpflege in Lüneburg 2009, S. 57–60, hier S. 58 u. Abb. 2.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 669 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0066905.