Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 662 Museum Lüneburg 1597

Beschreibung

Schwurblock.1) Holz, farbig gefasst und teilweise vergoldet. Es handelt sich um eine Nachbildung des Bürgereidkristalls (Nr. 86) in Holz, bestehend aus einem hohen Kasten auf querrechteckigem Grundriss, auf dessen Deckel in der Mitte eine zylinderartige Form zwischen zwei Säulen montiert ist, außen zwei kniende Engelsfiguren. Auf der Vorderseite des Kastens eine plastisch geschnitzte Kreuzigungsgruppe, auf der Rückseite Christus als Weltenrichter zwischen zwei musizierenden Putten, auf den Schmalseiten rechts der heilige Georg, links Johannes der Täufer. Unter dem Boden ist die Inschrift eingeschnitzt, daneben sind zwei auf Papier gemalte Wappen aufgeklebt.

Maße: H.: 28 cm; B.: 24,5 cm; T.: 10,5 cm; Bu.: 1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. GERT · GARSTENKORN · /1597

Wappen:
Schomaker2)Rodewolt?3)

Kommentar

Bei Gert Garstenkorn handelte es sich wohl um den ausführenden Schnitzer des Kästchens; allerdings findet er sich nicht im Kämmereiregister 1597/98. Die beiden Wappen verweisen auf die Ratsherren Georg Schomaker und Heinrich Rodewolt, die 1595 und 1596 als Richteherren amtierten (vgl. Nr. 664). Offenbar gaben beide das Kästchen in Auftrag, wohl um den silbernen Bürgereidkristall (Nr. 86) zu schonen. Die Verwunderung, die Körner und Michael darüber ausdrücken, dass noch in protestantischer Zeit der Eid durch das Auflegen der Finger auf einen solchen Schwurblock geleistet wurde, in dem gar keine Reliquie mehr lag,4) ist unangebracht, wenn man bedenkt, dass die Stadt im Jahr 1544 für den Bürgereidkristall eigens eine kleine Ausgabe des Neuen Testaments beschaffte, um diese in das Kästchen hineinzulegen (vgl. Nr. 86, Kommentar). Dasselbe dürfte auch bei dem hölzernen Gegenstück der Fall gewesen sein. Bemerkenswert ist allerdings, dass man analog zu dem Bürgereidkristall hier erneut den heiligen Georg auf eine der beiden Schmalseiten setzte.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. G 5 (R.2026).
  2. Wappen Schomaker (geteilt, oben Bärenkopf mit Halswunde). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  3. Wappen Rodewolt? (gespalten, vorne halbe Lilie, hinten Zweig mit Blättern).
  4. Körner, Leitfaden, S. 108, G 5. Michael, Führer, S. 143, G 5.

Nachweise

  1. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 277.
  2. Körner, Leitfaden, S. 108, G 5.
  3. Michael, Führer, S. 143, G 5.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 662 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0066207.