Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 643 Museum Lüneburg 1595

Beschreibung

Epitaph des Jakob Röther und seiner Ehefrau.1) Stein. Das teilweise stark zerstörte mehrteilige Epitaph hängt im Innenhof des Museums. Es stammt wahrscheinlich aus St. Michaelis, wo Röther als Pastor tätig war (vgl. Kommentar). Im oberen Teil eine Darstellung der unter dem Kreuz knienden Verstorbenen im Relief, darüber auf einer Kartusche die Inschrift A, links des Kreuzes eine Kartusche mit der Inschrift B, rechts eine Kartusche mit der Inschrift C über den Köpfen der betenden Figuren. Der obere Teil wird von Pilastern gerahmt, die ursprünglich wohl Wappenschilde trugen. Der obere Abschluss des Epitaphs fehlt, dadurch ist auch die Inschrift A stark beeinträchtigt, da der Stein hier in der Mitte ausgebrochen ist. In der unteren Hälfte eine Tafel mit der Inschrift D, darunter durch eine Leiste getrennt die Inschrift E, von der nur noch einzelne Buchstaben lesbar sind, der Rest ist verwittert. Hierbei handelte es sich vermutlich um die Grabschrift der Ehefrau. Alle Inschriften sind erhaben gehauen und stark beschädigt.

Maße: H.: 163 cm; B.: 104 cm; Bu.: 3 cm (A, D), 3,7 cm (B, C), 2,4 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/3]

  1. A

    AN(N)O [ – – – ] SEPTE[....]5[..] / MORTVVS [ – – – ] BLANCOBVR/GENSIS AN(N)O [ – – – ]IONE HVI(VS) / MONVMENTI · A[ – – – ] QVIESCIT ·

  2. B

    PSALM XXX / IN TE DOMINE / SPERAVI NON / CONFVNDAR / IN AETERNVM2)

  3. C

    CHRISTVS IST / MEIN LEBEN / STERBEN IST / MEIN GEWIN3)

  4. D

    POST VARIOS VITAE CASVS VARIOSQ(VE) LABORESPOST DVBIAE SORTIS MVLTIPLICESQ(VE) VICESHIC MEDICA CLARVS IACOBVS IN ARTE ROTERVSCLARIOR AT CHRISTVM RITE DOCENDO IACETOMNIBVS ACCEPTVS NVLLI [GR]AVIS EGIT IN ORBECHARIOR AT CHRISTO RAPTVS AB ORBE FVITMOESTA CVI CONIVX SINCER[I] IN PIGNVS AMORISHOC STATVI GRATO PECTORE, IVSSIT O[PVS]

  5. E

    AN(N)O [ – – – ]EHR[....] / W[ – – – ] / [ – – – ] / [ – – – ]

Übersetzung:

Auf dich habe ich gehofft, Herr, ich werde nicht in Ewigkeit verdammt werden. (B) Nach verschiedenen Wechselfällen und verschiedenen Mühsalen des Lebens und nach zahlreichen Wechselfällen eines schwankenden Schicksals liegt hier Jakob Röther, der berühmt war in der Heilkunst, aber berühmter dadurch, dass er den rechten Glauben an Christus lehrte. Er war auf dieser Welt bei allen beliebt und niemandem beschwerlich, aber da er Christus noch lieber war, wurde er von der Erde genommen. Diesem ließ seine traurige Gattin als Pfand ihrer aufrichtigen Liebe dieses Werk mit dankbarem Herzen errichten. (D)

Versmaß: Elegische Distichen (D).

Kommentar

Wo der in Blankenburg geborene Jakob Röther studierte, ließ sich nicht ermitteln. Offenbar studierte er aber auch Medizin, da die Inschrift D betont, dass er in der Heilkunst berühmt gewesen sei. Nach Meyer war er als Hofprediger in Harburg tätig, bevor er 1592 die zweite Pfarrstelle an St. Michaelis erhielt. Er starb aber nach kurzer Dienstzeit in Lüneburg am 2. September 1595.4)

Anmerkungen

  1. Zum Zeitpunkt der Bearbeitung ohne Inv. Nr.
  2. Ps. 30,2.
  3. Phl. 1,21.
  4. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 106. Vgl. a. Reinhardt, Pastoren, S. 147.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 643 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0064301.