Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 633 Rathaus 1594

Beschreibung

Bekrönungen der Gestühlswangen in der Gerichtslaube (Ratsdörnse). Eichenholz. Das Gestühl ist in Nord-/Südrichtung in der Gerichtslaube aufgestellt. Als Bekrönung der nördlichen Wange nach außen im Relief ein von zwei durch die Tituli A gekennzeichneten Tugendfiguren gerahmtes Medaillon mit dem Stadtwappen und der Jahreszahl B darüber, oben als Bekrönung eine weitere, sitzende Tugendfigur, heute ohne Attribut und Titulus; nach innen eine Beschlagwerktafel mit der Inschrift C. Auf der südlichen Wange innen im Relief ebenfalls ein Medaillon mit dem Stadtwappen, hier von zwei steigenden Löwen gehalten und bekrönt von der säulentragenden Fortitudo, unter dem Medaillon eine Kartusche mit der Jahreszahl D, außen in einem Medaillon die Figur der thronenden Res publica mit der ruhenden Pax vor sich begleitet von Justitia und Concordia, darüber Gottvater, die Taube sowie zwei Posaune blasende Engel. Alle Frauenfiguren sind durch die Tituli E bezeichnet, der Titulus der Pax wie auch auf den Gemälden mit ihrer Darstellung (vgl. Nr. 498, 518) auf deren Gürtel. Alle Inschriften erhaben geschnitzt.

Maße: H.: 177,5 cm; B.: 59 cm; Bu.: 1,2 cm (A), 1,5 cm (B), 3 cm (C), 4 cm (D), 0,8–1 u. 0,5 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/4]

  1. A

    PRVDENTIA // PAX

  2. B

    15 94

  3. C

    PSALM . CXXI / DOMINVS CVS/TODIAT INTROI/TVM ET EXITVM / TVVM VSQVE / IN SECVLVM1)

  4. D

    1594

  5. E

    RES PVBPLICAa) // PAX // IVSTICIA // CONCORDIA

Übersetzung:

Klugheit. Friede. (A)

Der Herr beschütze deinen Eingang und Ausgang bis in Ewigkeit. (C)

Das Gemeinwesen. Frieden. Gerechtigkeit. Eintracht. (E)

Kommentar

Die erhaben geschnitzte Kapitalis der Inschriften weist keinerlei charakteristische Merkmale auf, wie sie die Inschriften des um 1590 verstorbenen Bildhauers Albert von Soest zeigten (vgl. Nr. 378). Gefertigt wurde das Gestühl von dem als Snitcker bezeichneten Warneken Burmester, der für denn nigen gemakedenn Radtstoll und für andere im Jahr 1594 ausgeführte Arbeiten insgesamt 156 Taler erhielt.2) Zum Motiv der ruhenden Pax vgl. Einleitung, Kap. 3.3.7.1. sowie Nr. 494.

Textkritischer Apparat

  1. Irrtümlich anstelle von PVBLICA.

Anmerkungen

  1. Nach Ps. (G) 120,8. Zählung des Psalms in der Inschrift nach der Lutherbibel.
  2. StA Lüneburg, AB 56/6, fol. 356r.

Nachweise

  1. Albers, Rathaus, S. 11 (C, D).
  2. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 185.
  3. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 232 (D).
  4. Reinecke, Rathaus, S. 58 (B, C).
  5. Obert, Rathaus, S. 53 u. Abb. 57 u. 58, S. 55 (B–D).
  6. Hipp, Bilder, Abb. S. 206 (E).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 633 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0063304.