Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 627† St. Johannis, Schule 1594 o. später

Beschreibung

Epitaph des Boetius Aeneas Glintze. Nach Sagittarius hing das Epitaph an der Außenmauer der scholae senatoriae, also an der Schule von St. Johannis.

Inschrift nach Sagittarius.

  1. EPITAPHIVM D(OMI)N(I) BOETII AENEAE GLINTZIIRebus in humanis fortuna volubilis erratMars velut aethereo stella corusca poloProh dolor! id cunctis tua lurida fata BoetiArte Machaonia Glinze perite probantNam cum liligerae lustraras prata coronaePannonis et rutili regna vetusta PadiAc rediens sponsisa) dum pergis adesse iugatisDextera degeneris te truculenterb) necatDefunctum tumulus tegit hic te gloria restatNominis ad coelos mens tua fecit iter

Übersetzung:

Epitaph des Herrn Boetius Aeneas Glintze. In den menschlichen Angelegenheiten irrt die unbeständige Fortuna dahin wie Mars, der hell leuchtende Stern, am hohen Himmel. Ach, wehe, das führt allen dein bleich machender Tod vor Augen, Boetius Glintze, der du in der ärztlichen Kunst so erfahren warst. Denn als du die Gefilde der lilientragenden Krone Pannoniens (Ungarns) und die alten Reiche des golden schimmernden Po bereist hattest, und nach deiner Rückkehr aufbrachst, um einem Ehepaar(?) beizustehen, da meuchelte dich die Hand eines Niederträchtigen. Nach deinem Tod bedeckt dich nun dieses Grab hier; der Ruhm deines Namens bleibt bestehen, und dein Geist/deine Seele hat die Reise in den Himmel angetreten.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Boethius Aeneas a Glintza immatrikulierte sich am 14. Oktober 1587 an der Universität Helmstedt.1) Am 14. April 1594 heiratete er in St. Johannis Margaretha Clodes.2) Mehr ist über ihn nicht bekannt, auch nicht wann und auf welche Art er gewaltsam zu Tode kam. Allerdings lässt seine Grabschrift vermuten, dass dies nicht lange nach seiner Hochzeit im April 1594 geschah. In den Kirchenrechnungen von St. Johannis findet sich unter den Beerdigungen kein Hinweis auf die Bestattung des Boethius Andreas Glintze. Möglicherweise nimmt die Inschrift Bezug darauf, dass er auf einer Reise zu Patienten – eventuell an einen Fürstenhof – ermordet wurde. Das könnte auch erklären, warum seine Beerdigung nicht in der Kirchenrechnung von St. Johannis verzeichnet ist.

Textkritischer Apparat

  1. spontis Sagittarius.
  2. Prosodisch fehlerhaft.

Anmerkungen

  1. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 67, Nr. 135.
  2. KBA Lüneburg, Kirchenbuch St. Johannis 1, fol. 40r.

Nachweise

  1. Sagittarius, Historia, Ex. Wolfenbüttel, [fol. 139v].

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 627† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0062709.