Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 614 Rathaus 1592, 1607

Beschreibung

Glasmalerei. Das rechteckige, vierbahnige Fenster rechts in der Ostwand der Gerichtslaube (Ratsdörnse) ist in acht Felder unterteilt. In den oberen Feldern vier Wappen der Stadt Lüneburg, in die unteren Felder sind Wappenscheiben eingesetzt, die wahrscheinlich 1853 aus dem Fürstensaal an diese Stelle versetzt worden sind und mit den von Gebhardi für den Fürstensaal überlieferten Scheiben übereinstimmen (vgl. Kommentar). Im linken unteren Feld unter einem Engelskopf ein Wappen mit der Beischrift A, im nächsten Feld das Wappen der Stadt Lüneburg mit der Jahreszahl B darunter; im dritten Feld eine jüngeren Inschrift1), darunter die Inschrift C; im rechten Feld ein Wappen mit der Beischrift D.

Maße: H.: 31,5 cm; B.: 17 cm (A); H.: 32,5 cm; B.: 20,5 cm (B, C); H.: 30,5 cm; B.: 17 cm (D); Bu.: 0,6–1 cm (A, D), 2,2 cm (B), 1,5 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/3]

  1. A

    GEORG // ANNO // [ – – – ] 1607 // CAMERARŸS. / .MODERNIS. / RENOVATVM / 1607

  2. B

    1592 ·

  3. C

    ANNO 1592

  4. D

    1607 ALBERTVS // DASSEL . 1607 // CAMERARŸS. / MODERNIS. / RENOVATVM. / 1607

Übersetzung:

... erneuert durch die gegenwärtigen Kämmerer ... . (A, D)

Wappen:
Dassel2)

Kommentar

Die Wappenscheiben A und D sind offensichtlich aus mehreren nicht mehr vollständig erhaltenen Scheiben, darunter zwei Scheiben mit dem Wappen Dassel, zusammengesetzt worden, ohne dass dabei auf historische Plausibilität geachtet wurde. Die Inschriften können sich aber nur auf die beiden 1607 amtierenden Stadtkämmerer Georg II. von Dassel (*1554, † 1635, Nr. 900) und Albert VI. Elver (*1574, † 1626, Nr. 893) beziehen. So überliefert auch Gebhardi die Namen der beiden Kämmerer in Bezug auf die Fenster des Fürstensaals: In jedem der 6 Fenster ist das StadtWapen, und Georg von Dassel und Alb. v. Elver die 1606 als Camerarii sie neu machen lassen Wapen.3) Bei der Jahreszahl liegt entweder ein Irrtum Gebhardis vor, oder es gab noch ähnliche Wappenscheiben aus dem Vorjahr, die hier teilweise verbaut wurden. Letzteres könnte das doppelt vorhandene Wappen Dassel erklären.

Anmerkungen

  1. RENOVATVM 1853 durch Holste, Stadtbaumeister, Schmidt, Steinhauermeister a. Hannover, v. d. Heide, Mauermeister, Kahle, F., Glasermeister, Vogt, Glasermeister.
  2. Wappen Dassel (Balken, daraus nach oben zwei Efeublätter, nach unten ein Efeublatt hervorwachsend). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  3. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 184.

Nachweise

  1. Dassel, Stammesgeschichte 1894, S. 78 (A, B, D).
  2. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 235 (A unvollständig, E).
  3. Reinecke, Rathaus, S. 59.
  4. Becksmann/Korn, Glasmalereien, S. 105, Anm. 80.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 614 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0061408.