Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 591† St. Johannis, Schule 1588

Beschreibung

Epitaph des Albert Lenicerus. Das Epitaph hing nach Sagittarius und Büttner an der Außenmauer der Schule auf dem Friedhof von St. Johannis. Die Inschriften waren von diesen beiden Überlieferern nicht mehr vollständig zu lesen, Zesterfleth überliefert eine vollständige Version der Inschrift B.

Inschrift A nach Büttner, Inschrift B nach Zesterfleth.

  1. A

    [ – – – 1]58[ – – – ] Qui ob[ – – – ]am [ – – – ]tis aetatis suae 49 cum gubernasset scholam hanc annos XXIIa)

  2. B

    Hacb) iacet Albertus lenic) Lenicerus ArenaInde Dei donec voce vocatus eatWestphalicis genuit quem nota Herphurdia in orisClarus ubi primo Gymnasiarcha fuitLunaeburgensem fato inde vocatus ind) urbemDux fuit in studiis casta juventa tuisNota viri virtus doctrina industria nota estWestphala terra tibi Saxonis ora tibiInter qui varias diversa incommoda curasPassus et erecto pectore cuncta ferense)Sancta laborifero curarum munere liberOtia tranquilla conditione facitA facie ad faciem quem mente professus et ore estf)Aeternumg) coeli cernet in arce Deumh)Inter qui reliquos Doctores solis ad instarFulget habens fidei praemia digna suaei)

Übersetzung:

... 158. starb ... im Alter von 49 Jahren/im 49. Lebensjahr, als er diese Schule 22 Jahre lang geleitet hatte. (A) In diesem weichen Sand liegt Albert Lenicerus, bis er von hier auf Gottes Ruf hin weggehen wird. Ihn brachte die bekannte Stadt Herford im westfälischen Land hervor, wo er zuerst ein angesehener Schulleiter war. Von dort rief ihn das Schicksal in die Stadt Lüneburg, wo er für deine Studien, untadelige Jugend, ein guter Führer war. Dir, Westfalen, und dir, Sachsen, sind Tüchtigkeit, Gelehrsamkeit und Fleiß dieses Mannes wohlbekannt. Er, der unter seinen vielfältigen Pflichten mancherlei Unannehmlichkeiten zu erdulden hatte und alles mit aufrechtem Sinn ertrug, ist nun erlöst von der mühevollen Last der Sorgen und genießt in vollkommener Ruhe ein freies Leben. Von Angesicht zu Angesicht schaut er den ewigen Gott, zu dem er sich mit Geist und Mund bekannt hat, in der Himmelsburg, er, der unter den übrigen Lehrern dort wie die Sonne erstrahlt und den verdienten Lohn für seinen Glauben empfängt. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Kommentar

Über Albert Lenicerus ist nichts bekannt, was über den Inhalt seiner Grabschriften hinausgeht. Auch sein Todesjahr lässt sich nicht sicher feststellen. Nur die Anfertigung des Epitaphs ist auf das Jahr 1588 zu datieren, denn hier findet sich ein Eintrag im Kämmereiregister, wonach das Epitaph von dem Bildhauer Bernt von Buntenn zur Erinnerung an den verstorbenen Rektor in einen Stein gehauen wurde, den man an der Schule aufrichtete.1) Die bei Büttner2) angegebenen Lebensdaten des Rektors können nicht stimmen, denn danach hätte er erst 1579 das Amt des Rektors an St. Johannis übernommen, das er der Grabschrift A zufolge 22 Jahre lang ausübte. Nach Büttner war Lenicerus in erster Ehe mit einer 1584 verstorbenen Frau namens Anna verheiratet, in zweiter Ehe heiratete er am 10. September 1587 Elisabeth Radeke,3) die selbst in zweiter Ehe mit Valentin van Kollen verheiratet war (vgl. Nr. 844).4)

Textkritischer Apparat

  1. EPITAPH(IVM) D(OMI)N(I) ALBERTI LENICERI QVI SCHOLAE PRAEFVIT ANN(OS) XXII. Sagittarius.
  2. HOC Sagittarius.
  3. Lenis Sagittarius u. Büttner.
  4. ad Büttner.
  5. tulit Büttner.
  6. professus ... est fehlt bei Sagittarius u. Büttner.
  7. Gaudia nunc Büttner.
  8. Deum fehlt bei Büttner.
  9. Die letzten drei Verse fehlen bei Sagittarius.

Anmerkungen

  1. StA Lüneburg, AB 56/6, fol. 115r.
  2. Büttner, Annales scholae, fol. 39v.
  3. KBA Lüneburg, Kirchenbuch St. Johannis 1, fol. 27v.
  4. Ebd., fol. 30v.

Nachweise

  1. Büttner, Annales scholae, fol. 39v.
  2. Schwarzwälder, Reisen (Hermann von Zesterfleth 1599/1600), S. 401 (B).
  3. Sagittarius, Historia, Ex. Wolfenbüttel, fol. 138r.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 591† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0059103.