Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 573† St. Michaelis 1586

Beschreibung

Epitaph des Eberhard von Holle. Nach Rikemann befand sich das Epitaph vor dem Eingang zum Chor im südlichen Seitenschiff der Kirche bei der ebenfalls von ihm überlieferten Grabplatte (Nr. 572). Das passt zu Gebhardis Lageplan von St. Michaelis, auf dem die Grabplatte und das Epitaph des Eberhard von Holle an entsprechender Stelle eingezeichnet sind.1) Allerdings dürfte sich die Lokalisierung bei Gebhardi auf das von ihm überlieferte Epitaph Nr. 571 beziehen. Die von Rikemann überlieferte Inschrift des von der Schwester und der Nichte des Verstorbenen errichteten Epitaphs lässt sich mit keinem der anderen Grabdenkmäler für Eberhard von Holle in Verbindung bringen. Es ist allerdings durchaus nicht unwahrscheinlich, dass dem bedeutenden Abt und Bischof zwei Epitaphien gesetzt wurden – eines von seiner Familie und eines vom Kloster St. Michaelis bzw. auf seine eigenen Kosten.

Inschrift nach Rikemann.

  1. Holleae sidus jubar et nova gloria gentisNon procul hinc princeps pacem Eberhardus habetConfirmatus erat tibi Episcopus ille lubecaAtque ministrator Verda venusta tuisUtraque sincera frueris quod relligioneHuic aliqua acceptum parte referre potesEt tu Lunburgum Michaelis et inclyta sedesNon nihil huic grates cur mediteris habesNamque domus Dominus fuit et venerabilis AbbasDefensans claustri commoda et urbis opesAt tanti herois premeret ne obliuio famamHoc soror et neptis grata locavit opusa)

Übersetzung:

Nicht weit von hier hat der bedeutendste Eberhard, Stern, Glanz und neuer Ruhm der Familie von Holle, die Ruhe(stätte). Er war dir, Lübeck, als Bischof bestätigt und den Deinen als Administrator, liebliches Verden. Dass ihr beiden euch der wahren Religion erfreut, das könnt ihr in beträchtlichem Maße diesem zuschreiben. Und auch du Lüneburg als berühmter Sitz des Michael, hast allen Grund, diesem dankbar zu sein. Denn er war Herr vom Hause und ein ehrwürdiger Abt, der die Interessen des Klosters und die Macht der Stadt verteidigte. Und damit das Vergessen nicht den Ruhm eines so großen Helden schmälert, hat die Schwester und die Nichte dieses Werk dankbar gesetzt.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Zu Eberhard von Holle vgl. das Epitaph Nr. 571. Bei der Schwester, die Eberhard von Holle das Epitaph setzen ließ, kann es sich der Genealogie der Familie von Holle zufolge nur um die 1539 in Bokeloh geborene Maria Gese von Holle handeln, die mit Lippold von Bothmer verheiratet war und 1596 starb.2)

Textkritischer Apparat

  1. Unter die Inschrift hat Rikemann noch die Buchstaben M F D gesetzt, deren Bedeutung unklar ist, da für eine Widmungsinschrift im Sinne von M(onumentum) F(ieri) oder F(ecit) ... ein Name fehlen würde.

Anmerkungen

  1. Lageplan Nr. 24, Gebhardi, Collectanea, Bd. 6, p. 381.
  2. Kater, Genealogie Holle, S. 49.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 15r.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 573† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0057306.