Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 568† St. Johannis 1586

Beschreibung

Grabplatte des Albert Mutzeltin und seiner Ehefrau Anna Töbing. Da Sagittarius die Inschriften E und F mit dem Zusatz lapidi sepulcrali incisum versieht, ist gesichert, dass es sich um eine Grabplatte handelte, dem Umfang der Inschriften nach zu schließen wohl um eine Doppelgrabplatte. Sie befand sich nach Rikemann in der Kapelle der Familie Mutzeltin, laut Büttner in der Kapelle der Familie Molen. Nach Rikemann stand die Inschrift A oben auf dem Stein, die Inschrift B auf der linken Seite, die Inschrift C auf der rechten Seite, die Inschriften D–F wohl im Innenfeld. Außerdem trug die Grabplatte vier im Kreis – wohl um Wappen herum – angeordnete Inschriften (G).

Inschriften nach Rikemann.

  1. A

    Vita mihi Christus mors mihi dulcea) lucrum1)

  2. B

    Cl(arissimus) Vir Albertus Mutzeltin obÿt Anno Christi 1586 2 Maÿ Aetatis 64

  3. C

    Anna Töbinga uxor obÿt Anno Christi 1586 13 Iunÿ Aetatis 58

  4. D

    Feliciss(imae) Memoriae suorum Maiorum et parentum posuer(unt) Georgius et Thomas Mutzeltini F(ieri) F(ecerunt)

  5. E

    En Mutzeltinus sua post hic fata quiescitAlbertus cuius spiritus astra colitReligionis amor cultor virtutis avitaeProsapiae splendor Pieridumque decorMusarum fautor patronus portus AsylonSpes inopum requies anchora dextra paterSi pietas verum candor constantia mortemSentiret omnesb) hac tegerentur humo

  6. F

    Ad latus hic iunctac) cubat Anna Tobinga maritiChara suis verum charior illa DeoBis peperit septem socialis pignora lectiDe quibus ah numerus dimidiatus abestExemplum virtutis erat tipus omnis honestiProvida larga domus cura corona decusAngulus o sanctus quo partem suave quiescitIn Christo cuius sanguine dulce mori

  7. G

    Avus Avia // Avus Avia // Pater Mater // Pater Mater

Übersetzung:

Christus ist mein Leben, der Tod ist mir ein Gewinn. (A) Der hochberühmte Mann Albert Mutzeltin starb im Jahr 1586 am 2. Mai im Alter von 64 Jahren/im 64. Lebensjahr. (B) Seine Ehefrau Anna Töbing starb im Jahr Christi 1586 am 13. Juni im Alter von 58 Jahren/im 58. Lebensjahr. (C) Dem allerseligsten Angedenken ihrer Vorfahren und Eltern haben Georg und Thomas Mutzeltin (dies) aufgestellt (und) anfertigen lassen. (D) Siehe, Albert Mutzeltin ruht hier nach seinem Tode, dessen Seele die Sterne bewohnt. Die Liebe zum Glauben, der Verehrer der Tugend, der Glanz der uralten Familie, die Zierde der Musen, ein Förderer der Musen, Patron, Hafen, Zuflucht, Hoffnung der Mittellosen, Ruhe, Anker, rechte Hand, ein Vater. Wenn die Frömmigkeit, die Wahrhaftigkeit, die Aufrichtigkeit, die Beständigkeit den Tod fühlten, würden sie alle mit dieser Erde bedeckt werden. (E) Hier an der Seite des Ehemanns ruht (ihm) verbunden Anna Töbing, den Ihrigen teuer, aber noch teurer ist sie Gott. Sie gebar vierzehn eheliche Kinder, von denen, ach, die Hälfte fehlt. Sie war ein Beispiel der Tugend, ein Vorbild alles Ehrbaren, vorsorgende und großzügige Fürsorge des Hauses, Krone (und) Zierde. O heiliger Ort, wo sie einen Teil sanft ausruht in Christus, durch dessen Blut es süß ist zu sterben. (F) Großvater, Großmutter. Vater, Mutter. (G)

Versmaß: Ein Pentameter (A), elegische Distichen (E, F).

Kommentar

Albert Mutzeltin war der Sohn des Stadtschreibers Thomas Mutzeltin und der Hilleke von der Molen (vgl. Nr. 449), seine Ehefrau Anna Töbing die Tochter des Georg Töbing und der Dorothea von Dassel. In erster Ehe war sie mit Johannes Garlop verheiratet, der 1548 starb.2) Albert Mutzeltin ist seit 1563 als Sülfmeister und seit 1571 als Barmeister nachweisbar.3) Das Ehepaar erbaute das Haus Am Berge 37, dessen Portal ihre Wappen trägt (Nr. 442) und stiftete einen Kronleuchter für St. Johannis (Nr. 579).

Textkritischer Apparat

  1. dulce fehlt bei Rikemann, ergänzt nach Büttner.
  2. omnes fehlt bei Rikemann, ergänzt nach Büttner.
  3. iuncti Sagittarius.

Anmerkungen

  1. Nach Phil. 1,21. Vgl. Walther, Proverbia sententiaeque, Nr. 33854e.
  2. Büttner, Genealogiae, Stammtafeln Mutzeltin u. Töbing I.
  3. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Mutzeltin.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 18r/v.
  2. Sagittarius, Historia, p. 385f. (E, F).
  3. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Mutzeltin (A–F).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 568† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0056809.