Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 564 Apothekenstr. 17 vor 1586

Beschreibung

Bemalte Holzbalkendecke im ersten Obergeschoss im Flügel des Gebäudekomplexes Schröderstr. 16/18 zur Apothekenstraße hin (vgl. a. Nr. 423, 565). Die langen Deckenfelder sind durch Trägerbalken voneinander getrennt, in jedem der elf sichtbaren Deckenfelder vier gemalte Felder mit Beschlagwerkkartuschen, in den beiden äußeren jeweils im querrechteckigen Innenfeld ein Medaillon mit dem Kopf eines deutschen Königs bzw. Kaisers von Heinrich I. bis zu Ludwig dem Bayern aus der Zeit von 919 bis 1328, alle Köpfe in einem roten Feld, der Hintergrund des eingepassten Medaillons jeweils grün, der Name des Dargestellten findet sich jeweils oben und unten auf den gemalten Rahmenleisten, die Buchstaben in Gelb/Braun auf grünem Untergrund. Im dritten Deckenfeld sind die Kaiserbildnisse vertauscht, so dass die chronologische Abfolge nicht eingehalten ist. Die einzelnen Bildfelder weisen einen sehr unterschiedlichen Erhaltungszustand auf.

Maße: Bu.: 4–5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/5]

  1. HENRICVS // AVCEPSOTTO I // MAGNVSOTTO IIIa) // RVFFVSOTTO IIb) // LARGVS1)CO(N)RADVS // SALIQVVS IIHENRIC(VS) // [S]ANCTVSHENRICVS // NIGER IIIHENRICVS // SENIOR IIII[HEN]RICVS // [I]VNIOR VLOTHARIVS // SAXOCONRADVSFRIDERICVS // BARBAROSSAHNRICVS // ASPER VI.PH[IL]IPPVS // SVERVS.OTTO . IIII .FRIDER[ICVS] // II.CONRAD(VS) // IIIIRVDOLPHVS // HABSBVRG(ENSIS)ALBERTVS. // I.H[INRICVS] // VI[I][ – – – ]LV[D]OVICVS

Übersetzung:

Heinrich der Vogler. Otto I. der Große. Otto II. der Rote. Otto III. der Freigebige. Konrad II. der Salier. Heinrich der Heilige. Heinrich III. der Schwarze. Heinrich IV. der Ältere. Heinrich V. der Jüngere. Lothar der Sachse. Konrad. Friedrich der Rotbärtige. Heinrich VI. der Strenge. Philipp der Schwabe.

Kommentar

Möglicherweise lieferte der Lüneburger Genealoge Hieronymus Henninges (vgl. Nr. 436) die dem Deckenprogramm zugrundeliegende Herrscherliste, denn die hier vorkommenden Beinamen der Herrscher sind mit wenigen Ausnahmen mit denen in der erst 1598 posthum gedruckten Herrscherliste bei Henninges identisch.2) Auch dort ist Otto II. als Ruffus, also in derselben Schreibung wie auf der Decke, bezeichnet. Das heute als Apothekenstr. 17 bezeichnete Gebäude gehört als Hinterflügel zu dem großen Gebäudekomplex Schröderstr. 16/18, der sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Besitz der Familie Töbing, im 17. Jahrhundert im Besitz der Familie Witzendorff befand.3) Auftraggeber der Kaiserdecke dürfte der Lüneburger Bürgermeister Heinrich Töbing gewesen sein, der 1586 verstarb (vgl. Nr. 570). Auf dieser Annahme beruht die zeitliche Einordnung der Decke.

Textkritischer Apparat

  1. Wohl irrtümlich statt II, da der Beiname Rufus zu Otto II. gehört.
  2. Wohl irrtümlich statt III.

Anmerkungen

  1. Mirabilia mundi bei Henninges, Theatrum, Tom. IIII, S. 1538, das Attribut largus konnte sonst im Zusammenhang mit Otto III. nicht nachgewiesen werden.
  2. Henninges, Theatrum, Tom. IIII, S. 1538f. Ratsbücherei Lüneburg, M: Hwsa 045,2. In der Chronica Carionis finden sich nur wenige dieser Beinamen.
  3. Zu dem Gebäudekomplex vgl. Böker, Baudenkmale Lüneburg, S. 566–569.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 564 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0056407.