Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 558 Berlin, Kunstgewerbemuseum 1585

Beschreibung

Doppelpokal.1) Silber, vergoldet. Der Doppelpokal gehört zum Ratsilber und wurde im Jahr 1874 an den preußischen Staat verkauft. Die beiden gleich gearbeiteten, mit Wulsten und Einschnürungen versehenen Pokale lassen sich mit ihren oberen Öffnungen ineinanderstecken. Sie zeigen vielfältige Verzierungen u. a. mit Beschlagwerk, Engelsköpfen und Früchtedekor, sowie jeweils drei von Beschlagwerk umgebene Kartuschen mit einem Wappenschild im Relief darin auf dem oberen Wulst der Kuppa. Auf den glatten Rändern der Kuppa jeweils in einem gravierten Beschlagwerkrahmen die zweizeilig eingravierte Inschrift (A unterer Pokal, B oberer Pokal). Lüneburger Beschauzeichen und Meistermarke auf beiden Pokalteilen in der glatten mittleren Zone auf dem Fuß.2)

Maße: H.: 36,9 u. 35,2 cm, zusammengesteckt 70 cm; Dm.: 20,5 cm; Bu.: 0,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. A

    DER · SEGEN · DES · HERNa) · MACHET · REICH · / OHNE · ALLE · MVHE3) · HINRICH · KROGERb) · A(nn)o . 1585

  2. B

    DER. SEGEN. DES. HERN. MACHET. REICH / OHNE. ALLE. MVHE.3) HINRICH KROGER.b) A(nn)o 1585

Wappen:
Kroger4)Dithmers5)Koch6)

Kommentar

Der Pokal wurde im Jahr 1585 von dem Lüneburger Goldschmied Clawes Harders angefertigt. Dieser wurde 1572 als Meister in das Goldschmiedeamt aufgenommen und starb um 1610.7) Zu dem Stifter des Doppelpokals Hinrich Kroger, der in erster Ehe mit Anna Dithmers und in zweiter Ehe mit Anna Koch verheiratet war, vgl. u. a. die Grabplatte Nr. 689 sowie den 1585 für St. Johannis gestifteten Leuchter Nr. 559. Aufgrund einer testamentarischen Verfügung des Hinrich Kroger aus dem Jahr 1584 sollte der Pokal für eine Summe von 300 Mark aus dem Nachlass nach dem Tod des Stifters angefertigt werden.8) Da dieser aber 1585 nachweislich noch am Leben war, scheint er die Stiftung des Pokals doch noch zu seinen Lebzeiten veranlasst zu haben (vgl. Kommentar Nr. 689).

Textkritischer Apparat

  1. H mit ausgebuchtetem Balken.
  2. Ein kleines e oben über dem O.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. 1874,385a/b.
  2. Meisterzeichen des Goldschmieds Clawes Harders in Form der Initialen CH. Vgl. Schröder, Ratssilber, Werke (o. S.), Nr. 18, u. Scheffler, Goldschmiede, Bd. 2, S. 910, Meisterzeichen Nr. 1733 (Rosenberg, Merkzeichen, Bd. 2, Nr. 3274).
  3. Spr. 10,22.
  4. Wappen Kroger (gespalten, vorne eine Mauer, daraus ein Arm hervorwachsend, der in die hintere Schildhälfte hineinragt und einen Krug hält).
  5. Wappen Dithmers (aus Ast hervorwachsender Zweig mit zwei Eicheln und drei Eichenblättern, auf dem Ast ein Eichhörnchen). Entspricht nicht dem bei Büttner nachgewiesenen Wappen der Lüneburger Familie Dithmers (gespalten, vorne eine halbe Lilie, hinten zwei Rosen übereinander). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  6. Wappen Koch (zwei Sterne, darüber ein liegender Halbmond, darunter eine Landschaft). Vgl. Nr. 559.
  7. Schröder, Ratssilber, Meister, [S. 24].
  8. StA Lüneburg, AA P3cK Nr. 1a (Abschrift des Testaments vom 23. April 1584).

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 195.
  2. Albers, Rathaus, S. 44.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 191 (nach Albers, S. 44).
  4. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 294.
  5. Schröder, Ratssilber, Werke (o. S.), Nr. 18.
  6. Appuhn, Ratssilber, Nr. 29, S. 29.
  7. Bursche, Ratssilber, Nr. 31, S. 164f. mit Abb.
  8. Netzer, Ratssilber, Nr. 31, S. 118f. mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 558 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0055802.