Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 521(†) Schröderstr. 12 1578/80

Beschreibung

Schwellbalken. Dreigeschossiger Hofflügel mit zwei vorkragenden Fachwerkgeschossen, über dem hinteren Teil des Flügels ein Giebel mit Luken. Auf der Giebelschwelle in drei vertieften Feldern die Inschrift A, auf der Schwelle des zweiten Geschosses die Inschrift B, beide erhaben in vertiefter Zeile geschnitzt. Auf der unteren Schwelle befand sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch ein Teil der ansonsten abgehauenen Inschrift C und die Jahreszahl D.

Die Inschriften C und D nach Krüger/Reinecke.

Maße: Bu.: ca. 15 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturversalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. A

    Dit · Hesa) · Thonges // Son [...........]en · // Bovven · A(nton) W(ichelmann)

  2. B

    Vor·lene · Vns · frede · gnedich·lick ·Her · godt · Tho · Vnsen Thiden ·Dar · Jis Nen · Ander Nicht //De vor Vns Kunde StridenDu Vnser Here Godt Alleine ·1)Also Heft Godt De Welt Gelevet2) [1580]b)

  3. C†

    Is · godt · Mit · Uns · Wol · Kan · Wedder · Un[ – – – ]3)

  4. D†

    ANNO 1578

Übersetzung:

Dies hat Tonnies Sohn ... bauen lassen. (A) Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unseren Zeiten. Da gibt es keinen anderen, der für uns streiten könnte, (als) du unser Herr Gott alleine. Also hat Gott die Welt geliebt. (B)

Versmaß: Deutscher Reimvers (B).

Kommentar

Die Minuskel-Buchstaben zeigen die charakteristischen Elemente der gotischen Minuskel und sind mit besonders ausgefallenen, stark verschnörkelten Frakturversalien kombiniert. Die Minuskeln tragen sehr sorgfältig ausgearbeitete Quadrangeln und Zierhäkchen, besonders auffallend das durchgängig verwendete r in Form eines Kurzschafts mit aufgesetztem Quadrangel; die in Kontur oberhalb der vertieften Zeile eingeschnitzten Oberlängen gespalten und nach beiden Seiten eingerollt.

Bei Brandt ist ein Goldschmied Tonnies (Anton) Wichelmann, wohl der Sohn eines gleichnamigen Vaters, verzeichnet, der 1594 als verstorben genannt ist und dessen Haus in der Schröderstraße im Jahr 1604 an seinen Sohn Simon Wichelmann überging.4) Die Initialen in der Inschrift A stehen somit für den Bauherrn A(nton) W(ichelmann).

Textkritischer Apparat

  1. Der letzte Buchstabe ist ein Schaft-s, eigentlich wäre hier Heft zu erwarten. Het Krüger/Reinecke und Vollborn.
  2. So bei Mithoff und Krüger/Reinecke, hinter Gelevet aber Balkenende vor der Hausecke.

Anmerkungen

  1. Martin Luther, Choral nach Antiphon Da pacem domine. EG Nr. 421.
  2. Jh. 3,16.
  3. Rö. 8,31.
  4. Brandt, Personenkartei, Wichelmann Tonnies. Nicht bei Schröder, Ratssilber, und Scheffler, Goldschmiede, verzeichnet.

Nachweise

  1. Foto Kgl. Preuß. Meßbild-Anstalt, Museum Lüneburg.
  2. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 404–406.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 202f. (B).
  4. Vollborn, Fachwerk, S. 84 u. 156 (nach Krüger/Reinecke).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 521(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0052105.