Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 514(†) Museum Lüneburg 1578

Beschreibung

Drei Fragmente der Grabplatte für Margaretha von Badendorf (vgl. a. das Epitaph Nr. 507).1) Stein. Die Bruchstücke der Grabplatte, die sich ursprünglich in der Michaeliskirche befand,2) dienten als Trittstufen am Haus Große Bäckerstr. 31, bevor sie dem Museum für das Fürstentum Lüneburg übergeben wurden. Es handelte sich ursprünglich um eine hochrechteckige Platte, in deren Mitte in einer mit einem Dreipass abgeschlossenen Bogennische die Verstorbene in Ganzfigur stehend mit zum Gebet zusammengelegten Händen dargestellt war. Über ihrem Kopf ein Engelskopf, links und rechts in den Zwickeln je ein Putto, der an dem Bogen lehnt, der linke mit Sanduhr, der rechte nur fragmentarisch erhalten. Über den Putten die teilweise zerstörte Inschrift A auf dem Rahmen. Darüber ein stehender Putto mit zwei Vollwappen mit Beischriften (B), das linke zerstört. Weitere Vollwappen auf den Rahmenleisten links und rechts im Relief, auf der linken Seite nur drei der ursprünglich sieben hochrechteckigen Felder samt der Wappenbeischriften C auf dem Rahmen darunter erhalten, rechts alle Felder mit den Wappenbeischriften C vollständig. Um den Stein verlief die Inschrift D, die nur auf der rechten Rahmenleiste noch vollständig ist, für die aber eine kopiale Überlieferung Rikemanns vorliegt. Alle Inschriften erhaben gehauen in vertieftem Feld.

Inschrift D ergänzt nach Rikemann.

Maße: H.: 218 cm; B.: 136 cm; Bu.: 2 cm (A, B), 3–3,5 cm (C), 4 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis, mit Versalien (D).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/3]

  1. A

    HODIE [MIHI] //[C]RAS TIBI3)

  2. B

    BA[DENDORP]RVHWE

  3. C

  4. [ – – – ] V(ON) RHVWE 
    V(ON) BOTHMER V(ON) SCHLEIHERN 
    V(ON) DA(N)NENBERG V(ON) STORNDORF 
    V(ON) KNESBECK V(ON) RABERHVSE 
    [ – – – ] V(ON) VERTENNa) 
    [ – – – ] V(ON) STAVFNBARG 
    [ – – – ] V(ON) SCHENKER 
  5. D

    [ANNO DOMINI] 1578. DEN / 10 AVGVSTI STARB IN WHARER ERKANTNISSE VND ANRVFFVNG IESV CHRISTI DIE EDLE / [VND] ERBARE MARG[ARETA VAN / BADENDORP IDEL] RHVWEN ELIKE HVSFROVE

Übersetzung:

Heute mir, morgen dir. (A)

Wappen4)
[Badendorf]5)Rau von Holzhausen6)
Bothmer7)Schleier8)
Dannenberg9)Storndorf10)
Knesebeck11)Gilsa zu Ropperhausen12)
[Bibow]13)Merlau14)
[Pentz]15)Schabe zu Staufenberg16)
[Oertzen]17)Schenck zu Schweinsberg18)

Kommentar

Die auf der Grabplatte verwendete Kapitalis zeichnet sich durch weit nach rechts ausgezogene Cauden bzw. untere Schrägbalken von R und K sowie durch V mit senkrechter linker Haste und weit nach oben rechts ausgezogener dünner rechter Schräghaste aus; W ist aus zwei entsprechenden ineinandergestellten V gebildet.

Die Grabplatte für Margaretha von Badendorf stellte vermutlich das Gegenstück zu der heute nicht mehr erhaltenen Grabplatte ihres Ehemanns Eitel Rau von Holzhausen dar (vgl. Nr. 469). Für das Ehepaar gab es auch ein – fragmentarisch erhaltenes – Epitaph aus St. Michaelis (vgl. Nr. 507), das von Margaretha von Badendorf offenbar noch zu ihren Lebzeiten in Auftrag gegeben wurde.

Textkritischer Apparat

  1. Irrtümlich für Merlenn, vgl. die entsprechende Beischrift auf dem Epitaph Nr. 507.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. A 30.
  2. Rikemann überliefert die Inschrift D unter den Inschriften aus St. Michaelis zusammen mit der Inschrift für Margaretha von Badendorf auf dem Epitaph Nr. 507, das ebenfalls in St. Michaelis hing.
  3. Walther, Proverbia sententiaeque, Nr. 11085a.
  4. Die Identifizierung und Ergänzung der Wappen erfolgt nach den umfangreichen von Eckhard Michael gesammelten genealogischen Materialien für Eitel Rau von Holzhausen. Materialordner in der Inschriftenkommission Göttingen. Vgl. a. die Wappen auf dem Epitaph Nr. 507.
  5. Wappen Badendorf (geschachter Löwe). Vgl. Büttner, Genealogiae, u. Siebmacher, Wappenbuch, S. 199 u. Tafel 197.
  6. Wappen Rau von Holzhausen (Balken). Siebmacher, Wappenbuch, S. 157 u. Tafel 137.
  7. Wappen Bothmer (Boot). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 4 u. Tafel 4.
  8. Wappen Schleier (drei aufrechte Schlegel, 2:1).
  9. Wappen Dannenberg (geschacht u. mit zwei Balken überlegt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 1, S. 113 u. Tafel 151.
  10. Wappen Storndorf (schräger Kesselhaken). Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, S. 158 u. Tafel 138.
  11. Wappen Knesebeck (Vogelkralle). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 204 u. Tafel 253.
  12. Wappen Gilsa von Ropperhausen (geviert, 1. u. 4. Adler, 2. u. 3?). Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, S. 159 u. Tafel 139 (Gilsa von Seibertsdorf).
  13. Wappen Bibow (schreitender Hahn auf Kissen). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 1, S. 87 u. Tafel 111.
  14. Wappen Merlau (Adler mit Menschenkopf). Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, S. 155 u. Tafel 135.
  15. Wappen Pentz (bekrönter steigender Löwe). Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, S. 149 u. Tafel 129.
  16. Wappen Schabe zu Staufenberg (Schabeisen). Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, S. 159 u. Tafel 139.
  17. Wappen Oertzen (zwei nach oben ausgestreckte Arme, einen Ring haltend). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 1, S. 284 u. Tafel 336.
  18. Wappen Schenk zu Schweinsberg (geteilt, oben schreitender Löwe, unten gerautet). Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, S. 154 u. Tafel 134.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 14v.
  2. Krüger, Skulpturen, Nr. 75, S. 28 (D, unvollständig).
  3. Körner, Leitfaden, S. 30, A 30 (D, unvollständig).
  4. Michael, Leitfaden, S. 37, A 30 (C und D, unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 514(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0051402.