Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 456† St. Michaelis 1570

Beschreibung

Epitaph des Simon Bruno/Braun. Die inschriftliche Ausführung des Epitaphs ist bei Sagittarius nicht ausdrücklich bezeugt, die Grabschrift ist nur als Addendum zu dem Vermerk wiedergeben, Bruno sei in St. Michaelis begraben worden.1) Nach Bertram befand sich der Begräbnisplatz in der Nähe der Kanzel.2)

Inschrift nach Lossius.

  1. Discipulus diui iacet hac sub mole LutheriEt studijs cultus magne Philippe tuisQuem sua Slesiacis vrbs Vratislauia terrisInsigni clarum protulit ingenioQuod cum Leucorea pius excoluisset in vrbeFactus Apostolici portio sacra gregisQuinque vir in celebri Luneburga lustra verendus Sparsit verbigenae dogmata sancta DeiHinc quinque vxores fatali turbine ductasIn sacro tenuit (res memoranda)a) toroEius ope et Praesul Verdae celebrisque LubecaSustulit e templis dogmata falsa suisMortuus est Lunae rediens inspector ad vrbemHinc vbi Verdensis stant sacra templa soliSic alibi natus sic mortuus sicque sepultusAd patriam veram caelica regna redit

Übersetzung:

Hier unter dieser Erdenlast liegt begraben ein Schüler des göttlichen Luther, der auch von dir, großer Philipp (Melanchthon), in den Wissenschaften ausgebildet wurde. Ihn, der für seinen herausragenden Geist berühmt war, schenkte dem Schlesischen Land seine Heimatstadt Breslau. Nachdem der fromme Mann seinen Geist in Wittenberg vollkommen ausgebildet hatte, wurde er ein heiliges Mitglied der Schar der Prediger (wörtl. der apostolischen Schar). Fünfundzwanzig Jahre hat dieser verehrungswürdige Mann in der berühmten Stadt Lüneburg die heilige Lehre des durch das Wort geborenen Gottes ausgestreut. Von hier hat er, durch den tobenden Wirbel des Todes verursacht, nacheinander auf ehrbare Weise fünf Ehefrauen gehabt – ein denkwürdiger Fall. Mit seiner Hilfe hat sowohl der Bischof von Verden wie auch die berühmte Stadt Lübeck die falsche Lehre aus ihren Kirchen beseitigt. Gestorben ist er in Lüne, nachdem er als Superintendent von dort, wo die heiligen Kirchen von Verden stehen, in diese Stadt zurückgekommen war. So kehrt er, der in der einen Stadt geboren wurde und in einer anderen starb und in einer wiederum anderen begraben wurde, nun heim in seine wahre Heimat, das himmlische Reich.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Nach Lossius und Bertram verfasste der Pastor an St. Michaelis Thomas Mawer die Verse.3) Nach seinem Studium an der Universität Wittenberg, wo er sich im Sommersemester 1541 immatrikulierte, erwarb Simon Braun Vratislaviensis dort am 1. September 1545 den Magistertitel der philosophischen Fakultät.4) Danach bekleidete Bruno die erste Pfarrstelle an St. Michaelis in Lüneburg. Nach Bertram behielt er das Pastorat in Lüneburg auch, als er seit 1561 als Superintentent in Lübeck und seit 1566 als Superintendent in Verden tätig war. Simon Bruno starb auf einer Rückreise nach Lüneburg am 25. Juni 1570 im Kloster Lüne.5)

Textkritischer Apparat

  1. Die Klammern so bei Lossius und Sagittarius.

Anmerkungen

  1. Sagittarius, Historia, p. 315.
  2. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 636.
  3. Ebd. Bei Lossius, Epitaphia Principum, S. 33, nur durch M. gekennzeichnet.
  4. Matrikel Wittenberg, Bd. 1, S. 189. Köstlin, Baccalaurei, S. 18.
  5. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 635f. Vgl. a. Reinhardt, Pastoren, S. 141.

Nachweise

  1. Lossius, Epitaphia Principum, S. 32f.
  2. Sagittarius, Historia, p. 391.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 456† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0045600.