Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 440 Rathaus 1567

Beschreibung

Wandmalerei im Vorzimmer der Großen Ratsstube. Grisaillemalerei, teilweise auf rotem Grund. Der Raum war ehemals wohl oberhalb der Täfelung in einheitlicher Weise ausgemalt, heute sind davon nur noch Reste an der Süd- und Ostwand erhalten. An der Südwand zwei durch einen Pfeiler geteilte Nischen, auf dem Pfeiler die Figur eines Mannes mit Schriftband, darauf die Inschrift A, unten auf dem Podest die Jahreszahl B. In der linken Nische Christus und die Ehebrecherin, im Bildhintergrund eine Tafel mit der Inschrift C. Unter der Darstellung eine Schrifttafel, darauf in dreispaltiger Anordnung die Inschriften D, die mittlere und rechte Spalte weitgehend zerstört. In der rechten zur Hälfte vermauerten Nische eine bärtige männliche Halbfigur mit Schriftband, darauf die weitgehend zerstörte Inschrift E. An der Ostwand eine durch die Inschrift F bezeichnete Darstellung der Susanna im Bade, die schon 1925 nur noch fragmentarisch erhalten war und heute durch eine Wappentafel (Nr. 762) verdeckt ist.1)

Inschrift D ergänzt nach Krüger/Reinecke, Inschrift F nach Krüger/Reinecke.

Maße: Bu.: 3 cm (A, D), 2 cm (B, C), 2,7 cm (E).

Schriftart(en): Fraktur (A, C, D, E), Kapitalis (F).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. A

    Ick ker den hoyken na dem Winde ·Dat is de beste nering de ick vinde

  2. B

    1567

  3. C

    Johannis / am · viii · / Capittel

  4. D

    Menniger secht van eyne(n) andere(n) quat /De suluest weinich doget an sich hat // Stund[e im – – – ] /[ – – – ] //He worde sich [wol twem]al bdenck[en]a) /[ – – – ]

  5. E

    [ – – – ] vn dorlich [......] am [..] de hosen [ – – – ]

  6. F(†)

    DE · HISTORIA · VAN · DER · SVSANNA

Übersetzung:

Ich kehre den Mantel nach dem Winde, das ist der beste Unterhalt, den ich finde. (A) Mancher spricht über einen anderen schlecht, der selbst wenig Tugend an sich hat. ... Er würde es sich zweimal überlegen ... . (D)

Versmaß: Deutscher Reimvers (A, D).

Kommentar

Die Malerei ist nach einer Kämmereirechnung von 1567 von dem Lüneburger Maler Peter up dem Born ausgeführt.2) Über den mit seiner Frau Sophia im Haus Auf dem Meere 21 ansässigen Maler ist ebensowenig bekannt wie über die Bildhauer Albert von Soest und Gert Suttmeier (vgl. Nr. 435), da die snitker und maler nicht als Künstler, sondern als Handwerker betrachtet wurden. Diese Art der Tätigkeit belegen auch Einträge in den Kämmereiregistern von 1567, 1568 und 1576, die u. a. zeigen, dass Peter up dem Born erhaben geschnitzte Inschriften (ettlike sproeke) und Teile der Reliefs in der Großen Ratsstube vergoldete.3) Peter up dem Born starb um 1588/89, sein Haus befand sich spätestens seit 1590 im Besitz seines Sohnes Lucas up dem Born (vgl. Nr. 695), der die Werkstatt seines Vaters fortführte.4)

Textkritischer Apparat

  1. Heute am Ende ein a mit Kürzungsstrich darüber.

Anmerkungen

  1. Reinecke, Rathaus, S. 84.
  2. Zit. bei Behncke, Albert von Soest, S. 105.
  3. Zit. ebd., S. 106.
  4. Die Daten zu Peter up dem Born ergeben sich aus den Schossregistern StA Lüneburg, AB 73/44 (1587), fol. 17r u. 73/45 (1590), fol. 18r. Die Jahrgänge 1588 und 1589 fehlen. Sophia ist als Witwe genannt in AA P3a2 Nr. 56 (1596). Vgl. a. Brandt, Personenkartei, up dem Borne.

Nachweise

  1. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 262f. (A–C, D, F).
  2. Reinecke, Rathaus, S. 84 (A–C, D, F).
  3. Uppenkamp, Ikonographie, S. 337 (A, D, nach Wehking), Abb. 96, S. 336.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 440 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0044005.