Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 409 Privatbesitz vor 1563

Beschreibung

Gemälde mit dem Bild Martin Luthers in Halbfigur nach dem Vorbild der Lutherporträts der Cranach-Werkstatt.1) Öl auf Holz. Das Gemälde, das aus dem Besitz des Propstes Jakob Schomaker und damit aus Lüneburg stammen soll (vgl. Kommentar), zeigt Luther in dunkler Kleidung mit Barett, in den Händen ein Buch. In der oberen rechten Ecke ein großer Wappenschild, unter der Darstellung in einem querrechteckigen Feld in Schwarz auf weißem Grund eine Inschrift.

Maße: H.: 23,5 cm; B.: 14,4 cm; Bu.: 0,3 cm, 0,6 cm (Versalien).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

  1. EST PATEFACTA ITERVM CHRISTI MONSTRANTE LVTHEROGRATIA QVAE TENEBRIS ANTE SEPVLTA FVITFORSITAN HIC VERE EST POSTREMAE AETATIS HELIAS2)TANTO ANIMO BELLVM PRO PIETATE CIET ·

Übersetzung:

Durch die Lehre Luthers ist Christi Gnade wiederum offenbart worden, die zuvor in Finsternis begraben war. Vielleicht ist dieser wahrhaftig der Elia des letzten Weltalters, mit so großem Mut setzt er den Krieg für den Glauben in Bewegung.

Versmaß: Elegische Distichen.

Wappen:
Schomaker3)

Kommentar

Das Bildnis Luthers entspricht dem in der Cranach-Werkstatt serienmäßig gefertigten Porträt des Reformators.4) Allerdings lässt sich die Inschrift bisher noch nicht anderweitig in Verbindung mit einem Lutherporträt nachweisen. Sie stellt den im 16. Jahrhundert durchaus gebräuchlichen Vergleich zwischen Luther und dem Propheten Elia an, der noch vor dem Jüngsten Gericht das Volk Israel zur Umkehr zu Gott bewegt hatte.

Die Datierung des Gemäldes beruht auf der Annahme, dass es sich um ein Stück aus dem Besitz des Lüneburger Propstes Jakob Schomaker gehandelt hat. In dem 1563 aufgestellten Nachlassverzeichnis des Propstes könnte das Bild als im domhern huß in Lüneburg5) vorhanden erwähnt sein; dann gab es zu diesem Gemälde noch ein im selben Zusammenhang verzeichnetes Gegenstück, das Philipp Melanchthon zeigte, sowie weitere vier Reformatorenbildnisse.6) Da diese sämtlich in einem Schrank in der Schlafkammer vorgefundenen Porträts alle nur mit dem Begriff imago bezeichnet sind, könnte es sich dabei allerdings auch um Kupferstiche oder andere Serienproduktionen von Reformatorenbildnissen gehandelt haben. Das auffallende Kleinformat des Lutherbildnisses deutet jedoch auf eine Verwendung im privaten Umfeld hin und lässt auch eine Verwahrung zusammen mit fünf anderen kleinformatigen Bildern in einem Schrank vorstellbar erscheinen. Das Nachlassinventar verzeichnet den größten Teil des Schomakerschen Besitzes in seinem Haus in Bardowick, wo offensichtlich sein Lebensschwerpunkt lag, die imagines sind nach dem im domhern huß in Lüneburg aufbewahrten Bibliotheksbestand des Propstes verzeichnet.

Der Propst von St. Johannis und Chronist Jakob VI. Schomaker, wurde 1499 als Sohn des Hartwig Schomaker und der Gertrud Elver geboren (vgl. Nr. 396). Er erwarb 1520 den Titel eines Baccalaureus an der Universität Rostock, immatrikulierte sich 1521 an der Universität Wittenberg7) und erwarb später an einer unbekannten Universität den Titel eines Doktors beider Rechte. Im Jahr 1546 wurde er nach dem Tod des Johann Knutzen als Propst von St. Johannis eingesetzt und fungierte auch als Kanoniker am Stift St. Nikolai in Bardowick. Er starb am 12. Januar 1563 und wurde in Bardowick begraben, wo ihm eine Grabplatte und ein von Albert von Soest signiertes Epitaph gesetzt wurden.8)

Anmerkungen

  1. Dieser Katalogartikel beruht auf einem Aufnahmeblatt, das Eckhard Michael am Original angelegt hat, sowie auf einem Foto des Gemäldes.
  2. Vgl. Mal. 3, 23f.
  3. Wappen Schomaker (geteilt, oben Bärenkopf mit Halswunde). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  4. Vgl. Kat. Luther, Nr. 390, S. 294f.
  5. Bei dem Domherrenhaus handelte es sich um ein Gebäude der Bardowicker Kanoniker an der Bardowicker Straße. Vgl. Reinecke, Straßennamen, S. 73.
  6. StA Lüneburg, UA b: 1563 März 1 I, p. 54: Jmago d. Martini Lutheri et Philippi Melant. Im selben Zusammenhang sind noch weitere Reformatorenbildnisse genannt.
  7. Matrikel Rostock, Bd. 2, S. 76. Matrikel Wittenberg, Bd. 1, S. 113a. Ein Nachweis im Registerband der Matrikel Erfurt (226,41) ist falsch, die Suche in den Erfurter Matrikeln blieb ergebnislos.
  8. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Schomaker II. Vgl. a. Behncke, Albert von Soest, S. 49–51.

Nachweise

  1. Aufnahmeblatt u. Foto, Inschriftensammlung Michael.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 409 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0040901.