Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 405† St. Johannis, Friedhof 1562, 1573

Beschreibung

Grabplatte des Jakob Puffe und seiner Ehefrauen Ursula Rikemann und Catharina Fresen. Die Grabplatte lag neben der des Hans Audorf (Nr. 549) auf der Nordseite der Kirche. Zu der Inschrift B hat Rikemann den Namen der Ehefrau Ursula Rikemann in Klammern gesetzt, zu C den Namen der Ehefrau Catharina Fresen. Offenbar waren die Namen auf der Grabplatte nicht ausgeführt, möglicherweise standen die Sterbevermerke bei Wappen der Ehefrauen.

Inschriften nach Rikemann.

  1. A

    Anno 1573 den 19 Februarÿ ist der Erbar und wollweiser H(err) Jacob Puffe Rathman zu Lunaeburgk seliglich im herrn entschlaffen

  2. B

    obÿt 62

  3. C

    obÿt 72

  4. D

    Doctrina ingenio et clarus virtute JacobusPuffius hac prudens urbe senator erat

  5. E

    Ευσεβεων παιδεσσι τα λωια1) ταιςa) αρετησινb)Ευσεβεων πατερων ιχνεσιν εσπομενοις

  6. F

    Das ist der wille des vaders de mi gesendt hefft dat woll den sohne sÿthc) und gelovet ahn em hebbe dat ewige levent und ick werde en wedder up wecken am Jungsten Dage Johann: 6.2)

  7. G

    1562

Übersetzung:

Der durch Gelehrsamkeit, Begabung und Tugend berühmte Jakob Puffe war ein kluger Ratsherr in dieser Stadt. (D) Das bessere Los ist den Kindern der Frommen beschieden, die mit ihren Tugenden den Spuren ihrer frommen Väter folgen. (E)

Versmaß: Elegische Distichen (D, E).

Kommentar

Der Brauer Jakob Puffe wurde im Jahr 1568 in den Rat gewählt und gehörte dem regierenden Rat letztmalig 1572 an.3) Mehr ist über ihn nicht bekannt. Auffallend sind die vom normalen Kanon abweichenden Inschriften der Grabplatte, die mit dem Theokrit-Zitat und der Betonung der Gelehrsamkeit und Begabung in Inschrift D auf einen hohen Bildungsstand des Verstorbenen hindeuten. Ein Studium an den einschlägigen Universitäten ließ sich nicht nachweisen. Bei der Inschrift G handelt es sich um das Herstellungsdatum der Grabplatte. Die Kirchenrechnung von St. Johannis verzeichnet im Jahr 1562 nicht nur 10 Mark, die Jakob Puffen für das Setzen eines Leichsteins über dem Grab seiner Frau bezahlte, sondern auch 2 Taler, die er für das Begräbnis eines namentlich nicht genannten Freundes bezahlte, der im selben Jahr in Lüneburg umgebracht worden war.4)

Textkritischer Apparat

  1. τοις Rikemann.
  2. Ursprünglich δυσσεβεων δ’ου, durchgestrichen, so das Versende bei Theokrit.
  3. Bei Rikemann eher als füth zu lesen.

Anmerkungen

  1. Theokrit, Eidyllion XXVI,32.
  2. Jh. 6,40.
  3. Stahl, Ratslinie, Nr. 305, S. 183.
  4. SKA Lüneburg, Kirchenrechnung St. Johannis I,2, fol. 119v.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 25r.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 405† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0040507.