Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 402 Am Ochsenmarkt 1 1561/62

Beschreibung

Wappenmedaillons. Stein, farbig gefasst. Es handelt sich um zwei Medaillons an der rechten Ecke des dreistöckigen giebelständigen Backsteingebäudes zwischen erstem und zweitem Obergeschoss, die im Relief jeweils ein Allianzwappen zeigen, auf der Seite zum Ochsenmarkt hin ein Medaillon mit der Inschrift A auf einem zur Hälfte um den Stein verlaufenden Schriftband, erhaben in vertiefter Zeile, in Gold auf Grau, auf der Seite zur Straße An den Brodbänken hin ein Medaillon mit der ebenso ausgeführten Inschrift B.

Maße: Bu.: ca. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. A

    · HIERONIMVS · WITZENDORP · ANNA · STOTEROGGE ·

  2. B

    · HER · IOHANN · HAKER · BEATA · BARDOWICKS ·

Wappen:
Witzendorff1)Stöterogge2)
Haker3)Bardewick4)

Kommentar

Die Bauherren des Hauses, Hartwig I. Witzendorff und seine Ehefrau Beata Haker ließen an der Ecke des von ihnen ca. 1561/625) errichteten Gebäudes die Wappen ihrer Eltern anbringen.6) Im Gegensatz zu seinem Vater Hieronymus Witzendorff, dem 1556 verstorbenen Bürgermeister (vgl. Nr. 459), und seinem Bruder Franz (vgl. Nr. 503) ist über den 1522 geborenen Hartwig Witzendorff – abgesehen davon, dass er der Bauherr eines der repräsentativsten Lüneburger Bürgerhäuser ist7) – wenig bekannt, weil er schon verhältnismäßig jung starb. Er ist seit 1548 als Sülfmeister und seit 1559 als Barmeister nachweisbar. Beata Haker heiratete er im Jahr 1546. Im Alter von nur 43 Jahren starb Hartwig Witzendorff am 4. Juni 1565.8) Ein Grabdenkmal oder eine Grabinschrift ist für ihn nicht überliefert, nur eine auf Lucas Lossius zurückgehende literarische Versgrabschrift.9) Das Gebäude am Ochsenmarkt ist auch in der Reihe der von Lucas Lossius bedichteten Häuser Lüneburgs aufgeführt.10) Lossius nimmt dabei explizit Bezug auf die Wappenmedaillons: Atque tua, Harduice, ampla domus nova splendet ad arctum, / Vuitzendorff, primos ostentans fronte parentes (‚Und dein großes neues Haus, Hartwig Witzendorff, erstrahlt im Norden, das an der Schauseite die Vorfahren zeigt.‘).

Anmerkungen

  1. Wappen Witzendorff (zwei gekreuzte Rechen). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  2. Wappen Stöterogge (gestümmelter eingerollter Zweig mit Kleeblättern). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  3. Wappen Haker (zwei gekreuzte Haken).
  4. Wappen Bardewick (Rübe).
  5. http://www.baufachinformation.de/denkmalpflege.jsp?md=1988017180563 (15.04.2014).
  6. Johann Haker, der Vater der Beata Haker, stammte aus Demmin und war in Lüneburg als Protonotar angestellt, bevor er 1531 in den Rat gewählt wurde. Er starb 1543. Vgl. Stahl, Ratslinie, Nr. 269, S. 179.
  7. Zu dem Gebäude vgl. Terlau-Friemann, Patrizierarchitektur, S. 214–221.
  8. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Witzendorff I.
  9. Vgl. Anhang 2.
  10. Lossius, Lunaeburga, S. 97.

Nachweise

  1. Terlau-Friemann, Patrizierarchitektur, S. 214.
  2. Böker, Baudenkmale Lüneburg, Abb. S. 211 (A).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 402 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0040203.