Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 383 Museum Lüneburg 1554

Beschreibung

Vierzehn als Wappenmedaillons geschnitzte runde Holztafeln.1) Die mit Inschriften umgebenden Wappenmedaillons stammen von den Garlopenhäusern, Reitende-Diener-Str. 9–17. Dort sind heute farbig gefasste Nachbildungen angebracht, die sich in je zwei Taustabkreisen links und rechts oberhalb der Tür jedes Hauses befinden. Die beiden ersten Wappen noch einmal abwechselnd in 37 Medaillons an den Obergeschossen der Häuser. Jedes der – teilweise beschädigten – runden Holzmedaillons trägt einen Wappenschild im vertieften Innenfeld und eine erhaben in vertiefter Zeile um den Rand umlaufende Inschrift. (Zu den Häusern Reitende-Diener-Str. 9–17 vgl. a. Nr. 385 u. 386.)

Maße: Dm.: 33 cm; Bu.: 4 u. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/7]

  1. A

    [· HER] · HINRICK · [GARL]OP · 15 · 54 ·

  2. B

    · ANNA · BARDEWIKES · VXOR ·

  3. C

    · HER · IOHAN · GARLOP ·

  4. D

    · HILKE · SPRINGINTGVT · VXOR

  5. E

    · H[E]R · IOHAN · GARLOP ·

  6. F

    · GEBEKEN · THOBINGES · VXOR ·

  7. G

    · HER · OTTO · GARLOP · 15 · 54

  8. H

    · ILSEBE · GRABAW · VXOR ·

  9. I

    HER · CLAWS · GARLOP · PRO · PATRIAE · LIBERTATE / OCCVBVIT · ANNO · 13 · 71 · IN · DIE · VRSVLAE2) ·

  10. J

    · MARGRETA · DICKE · VXOR ·

  11. K

    HER · HINRICK · GARLOP · 1554

  12. L

    · CATTERINA · VAN · HITZKER · VXOR

  13. M

    · HER · CLAWS · GARLOP · 15 · 54

  14. N

    · ALHEID · VAN · DEM · SANDE

Übersetzung:

Herr Claus Garlop starb für die Freiheit des Vaterlandes im Jahr 1371 am Ursulatag. (I)

Wappen:
Garlop3)Bardewick4)
GarlopSpringintgut5)
GarlopTöbing6)
GarlopGrabow7)
GarlopDicke8)
GarlopHitzacker9)
Garlopvon dem Sande10)

Kommentar

Die sieben Wappenpaare stellen eine Art Stammtafel dar, beginnend mit Heinrich II. Garlop († 1553, vgl. Nr. 380) und seiner Ehefrau, Anna Bardewick. Die Ahnenreihe A–H mit den Namen der Eltern Johannes IV. Garlop († 1505, vgl. Nr. 230) und Hilke Springintgut, der Großeltern Johannes III. Garlop († 1465) und Gebeke Töbing, und der Urgroßeltern Otto II. Garlop († 1419) und Ilsabe Grabow stimmt mit der Büttnerschen Stammtafel überein, danach lässt sie sich anhand der Inschriften nicht fortsetzen. Inschrift I bezieht sich auf Nikolaus II. Garlop († 1371, vgl. Nr. 14), einen Onkel Ottos II. Die in Inschrift J genannte Margaretha Dicke war nicht die Ehefrau, sondern die Mutter Nikolaus’ II.11) Die in den Inschriften K–N genannten Personen lassen sich nicht in den Stammbaum der Familie einordnen.12)

Die Garlopenhäuser wurden einem Schreiben des Rats aus dem Jahr 1560 zufolge auf Veranlassung des Bürgermeisters Heinrich Garlop auf städtischem Grund errichtet. Anstelle der von Heinrich Garlop vorgesehenen sechs Wohnungen ließen sein Sohn Heinrich III. Garlop und sein Schwiegersohn Franz Witzendorff (vgl. Nr. 503) nach seinem Tod neun Wohnungen errichten.13) Die Keller und Böden (kelleren und bohnenn) sollten die Sodmeister nutzen, die Wohnungen die Stalbrueder, nach denen die Straße später ihren Namen als Reitende-Diener-Straße bekam. Weil die Erben des Heinrich Garlop drei Wohnungen mehr errichtet hatten als ursprünglich von diesem vorgesehen, erhielt Franz Witzendorff – nach dem Tod Heinrichs III. Garlop 1558 – im Jahr 1560 auf seinen Antrag von 1558 hin14) auf Lebenszeit das Recht, dass seine reitenden Diener, sofern sie vom Rat als Stalbrueder angenommen wurden, das Vorrecht auf eine freiwerdende Wohnung haben sollten. Die Geschichte des Baus erzählt auch die Bronzetafel mit der Inschrift Nr. 386, zu dem an den Häusern angebrachten Inschriftenprogramm gehören auch die Bronzetafeln Nr. 385 mit Euripides- und Thukydides-Zitaten.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. R.1592/1598.
  2. 21. Oktober.
  3. Wappen Garlop (Hundekopf mit einer Schelle am Halsband). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  4. Wappen Bardewick (aufgerichtete Rübe mit zwei Blättern). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  5. Wappen Springintgut (geteilt, unten Pelzwerk). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  6. Wappen Töbing (Maulbeerbaum auf Hügel). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  7. Wappen Grabow (Balken, darüber zwei Rosen, darunter eine Rose). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  8. Wappen Dicke (zwei verkreuzte angewinkelte Arme, jeder einen Ring haltend). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  9. Wappen Hitzacker (steigender Löwe).
  10. Wappen von dem Sande (bekrönter Kopf über muschelförmigem Mantel). Nach Büttner, Genealogiae, Kind mit Pelzmantel (Hermelin).
  11. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Garlop.
  12. Zur Rekonstruktion des Stammbaums vgl. ausführlich Alpers, Garlopenhäuser, S. 61f.
  13. StA Lüneburg, UA b: 1558 April 12, darin Schreiben des Rats 1560 Dezember 1. Vgl. a. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 307–309.
  14. StA Lüneburg, UA b: 1558 April 12.

Nachweise

  1. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 309.
  2. Alpers, Garlopenhäuser, S. 61.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 383 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0038301.