Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 364 Museum Lüneburg 2. V. 16. Jh.

Beschreibung

Kelchtuch.1) Seidenstickerei auf Leinen. In Rot, Blau und Gelbgold gestickt ist im Innenfeld die schmerzensreiche Madonna mit sieben Schwertern in der Brust dargestellt, die in einem Raum unter Spitzbögen vor einer Wand mit zwei Fenstern sitzt, zwischen den Schwertern die in Rot gestickten Buchstaben A, unten links und rechts im Innenfeld je ein Vollwappen. Eingerahmt wird das Innenfeld von breitem Rankenornament, in den Ecken abgeteilte quadratische Felder mit Darstellungen der Evangelistensymbole, die durch die Tituli B–E in goldfarbenen Buchstaben auf Schriftbändern bezeichnet sind.

Maße: H.: 56 cm; B.: 60 cm; Bu.: 1,5 cm (A), 0,5–1 cm (B–E).

Schriftart(en): Majuskel (A), Minuskel mit Versalien (B–E).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/3]

  1. A

    M / A // A · / M· a)

  2. B

    Santus Iohanes ·

  3. C

    · Santus Marcus ·

  4. D

    · San·tus · lucas ·

  5. E

    · Santus · Marcus ·

Wappen:
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Kommentar

Die Datierung in das zweite Viertel des 16. Jahrhunderts erfolgt aufgrund der großen Ähnlichkeit der Stickereien zu den Kommuniontüchern von St. Nicolai, von denen eines inschriftlich auf 1542 datiert ist (vgl. Nr. 346 u. 348), auch wenn das Motiv der schmerzensreichen Madonna dagegen zu sprechen scheint. Es ist aber durchaus denkbar, dass in der Zeit der Durchführung der Reformation ein solches von einer Privatperson gesticktes Tuch mit einem Marienmotiv entstand und später auch Verwendung in einer Kirche fand.

Textkritischer Apparat

  1. Die Buchstaben stehen wohl für Maria oder Ave Maria. Angeordnet sind sie links und rechts übereinander. Die A in derselben Größe wie die M als doppelstöckige Minuskel-a ausgeführt. Das rechte A könnte auch als retrogrades R gelesen werden. Hinter den beiden rechten Buchstaben Quadrangeln mit nach vier Seiten ausgezogenen Zierhäkchen.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. R.1749.
  2. Wappeninhalt nicht sicher identifizierbar, gitterähnlich.
  3. Wappen ? (Blume mit drei Blüten?)

Nachweise

  1. Reinecke, Führer, Nr. 238, S. 169f. (A).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 364 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0036405.