Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 338 St. Johannis 1540

Beschreibung

Taufbecken. Bronze, teilweise vergoldet. Die Taufe, die aus St. Lamberti stammt, steht im zweiten Joch von Osten des äußeren nördlichen Seitenschiffs. Den Fuß der Taufe bildet ein profilierter Ring, auf dem vier männliche Figuren als Träger des Beckens stehen. Zwischen den Figuren verläuft oben auf dem Fuß die erhaben in vertiefter Zeile gegossene Inschrift A, die Worttrenner in Form von Rosetten. Die bärtigen Figuren, ihren Schriftbändern zufolge wohl ein Prophet und drei Apostel, tragen Schriftbänder mit den Inschriften B–E, die Buchstaben erhaben in vertiefter Zeile und vergoldet. Das Becken ist leicht konisch, auf der Wandung vergoldete Zierfriese mit Blattornament und Engelsköpfen sowie in der unteren Mitte zwischen Taubandstegen die Inschrift F in erhaben gegossenen und vergoldeten Buchstaben. Der Beginn und die Mitte der Inschrift sind durch eine Blüte bezeichnet.

Maße: H.: 109 cm; Dm.: 82,5 cm; Bu.: 2,6 cm (A), 1,6 cm (B–E), 2,2 cm (F).

Schriftart(en): Kapitalis mit einzelnen Elementen der frühhumanistischen Kapitalis (A, F), Kapitalis (B–E).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/5]

  1. A

    · ANNO · DOMNI · // DOVSENT · FEINF · // · HVNDERT · FERCIH · // SIVERT · BARCHMAN

  2. B

    GAT · HEN VN · LERT ALLE · VOLCKER · MATTI · 281)

  3. C

    DOT · BOTE · PETRVS · ACT 22)

  4. D

    ICK · WIL REIN · WATER · VP · IW · GETEN · EZECHI · 363)

  5. E

    ICK · DOPE · IW · MIT · MARC · 1 ·4)

  6. F

    · DVSSE DOPE HEBBEN DE · SVLFMESTER GHETEN LATEN · NA CHRISTVS VNSES HEREN GEBORT M D XL

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1540 Sivert Barchmann. (A) Geht hin und lehrt alle Völker. (B) Tut Buße. (C) Ich will reines Wasser über euch gießen. (D) Ich taufe euch mit (Wasser). (E) Diese Taufe haben die Sülfmeister gießen lassen nach der Geburt Christi, unseres Herrn, 1540. (F)

Kommentar

Die Inschrift A zeigt neben epsilonförmigem E, das auch in Inschrift F vorkommt, A mit gebrochenem Querbalken und breitem Deckstrich sowie M mit weit ausgestellten Hasten.

Zu dem Gießer Sivert Barchmann vgl. Nr. 260. Nach Rikemann5) dauerte die Anfertigung der Taufe vier Jahre, weil alle Beteiligten – Barmeister, Bürgermeister und Kirchgeschworene – sich nicht über die Gestaltung einigen konnten. Die Gussform der Taufe wurde demnach dreimal angefertigt und die Taufe selbst schließlich am Freitag nach Pauli Bekehrung (29. Januar) 1541 in St. Lamberti aufgestellt. St. Johannis selbst besaß ebenfalls eine Bronzetaufe, über deren Guss 1587 mit dem Grapengießer Hans Meier ein Vertrag abgeschlossen wurde.6) Da die Taufe bereits im Jahr 1685 bei einem Glockenguss wieder eingeschmolzen wurde, ist über ihre Gestaltung nichts bekannt.7)

Anmerkungen

  1. Mt. 28,19.
  2. Apg. 2,38.
  3. Hes. 36,25.
  4. Mk. 1,8.
  5. Rikemann, Luneburgensia, fol. 26r/v.
  6. SKA Lüneburg, Kirchenrechnung St. Johannis I,3, fol. 379v–381r.
  7. Volger, Lüneburger Blätter, S. 92 (Pfingstblatt 1856).

Nachweise

  1. Bode, Kirchen, Nr. 252.
  2. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 151.
  3. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 122 (A, F).
  4. Alpers, Garlopenhäuser, S. 57 (A, F).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 338 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0033806.