Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 336 Berlin, Kunstgewerbemuseum 1540

Beschreibung

Aquamanile in Form eines stehenden Löwen, ‚Großer Gießlöwe‘.1) Silber, teilweise vergoldet. Der Gießlöwe gehört zum Ratssilber und wurde 1874 an den preußischen Staat verkauft. Auf seinem Rücken kriecht ein Drache, aus dem Rachen ragen zwei Drachenköpfe als Ausgussröhren. Die rechte Tatze des Löwen hält einen Schild mit einem emaillierten Wappenschild darin, darüber in drei Zeilen die eingravierte Inschrift, die Worttrenner in Form von Sternchen. Lüneburger Beschauzeichen und die Meistermarke des Jochim Gripeswoldt auf der Innenseite der Eingussklappe im Hinterkopf.2)

Maße: H.: 35 cm; L.: 47 cm; B.: 19 cm; Bu.: 0,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. D(OMINVS) · HARTVIC(VS) STOTEROG/GE · P(RO)THOCO(N)SVL · INCLITO · / DEDIT · SENATVI · 1540 ·a)

Übersetzung:

Herr Bürgermeister Hartwig Stöterogge hat (dies) dem berühmten Rat gestiftet 1540.

Wappen:
Stöterogge/Stoketo3)

Kommentar

Zu der Zuschreibung an den Goldschmied Jochim Gripeswoldt vgl. Nr. 313. Die Kapitalis zeigt neben retrograden N zweimal am Wortanfang das oben leicht offene D mit oben abgeschrägter Haste, hier auch mit nach oben ausgezogenem Bogen.

Zu Hartwig Stöterogge vgl. dessen Epitaph Nr. 377. Der 1539 verstorbene Bürgermeister vermachte dem Rat testamentarisch 300 Mark für ein noch anzufertigendes Kleinod, das 1540 ausgeführt wurde (zum Testament vgl. Nr. 377).4)

Textkritischer Apparat

  1. Alle N retrograd.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. 1874,390. Detaillierte Beschreibung bei Bursche, Ratssilber, Nr. 34, S. 140–142.
  2. Meistermarke: Wappenschild, darin ein Greif mit Flügeln sowie einem wie bei einem Meerwesen gespaltenen Schwanz. Vgl. dazu Nr. 313, Anm. 3.
  3. Allianzwappen Stöterogge/Stoketo (gestümmelter eingerollter Zweig mit Kleeblättern/drei Flammenspitzen). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  4. StA Lüneburg, UA b: 1537 Dezember 19.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 198.
  2. Albers, Rathaus, S. 48.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 192 (nach Albers).
  4. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 295.
  5. Schröder, Ratssilber, Werke (o. S.), Nr. 21.
  6. Appuhn, Ratssilber, Nr. 21, S. 22.
  7. Kat. Stadt im Wandel, Bd. 2, Nr. 869l, S. 999.
  8. Bursche, Ratssilber, Nr. 34, S. 140–142 mit Abb.
  9. Netzer, Ratssilber, Nr. 24, Abb. S. 99.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 336 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0033600.