Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 276 Am Fischmarkt 4a 15. o. 1. V. 16. Jh., 17. Jh.?

Beschreibung

Grabplatte, in Erstverwendung vermutlich für einen Mann aus der Familie Sneverding und seine Ehefrau, in Zweitverwendung für Anna Catharina Schmidten. Der Stein, der als Baumaterial zweckentfremdet war, wurde bei Bauarbeiten entdeckt und ist heute im Innenhof des Hauses Am Fischmarkt 4a in die Wand eingelassen.1) Aus welcher der Lüneburger Kirchen oder von welchem Friedhof er stammt, ist nicht bekannt. Ursprünglich verlief um den hochrechteckigen Stein in vertiefter Zeile die erhaben gehauene Inschrift A, von der nur noch ein kleines Stück auf der linken Langseite erhalten ist. Im Innenfeld zwei im Relief herausgearbeitete, aber stark abgetretene Wappenschilde, die gegeneinander geneigt sind und durch oben angesetzte Bänder oder Äste miteinander verbunden sind. Darunter wurde in Zweitverwendung des Steins die Grabschrift B für Anna Catharina Schmidten eingehauen.

Maße: H.: 220 cm; B.: 124 cm; Bu.: 9 cm (A), 3–4 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/1]

  1. A

    [ – – – ]rogge[ – – – ]

  2. B

    ANNA CATHARINA / SCHMIDTEN GEBOHRENE IUSTUS / [ – – – ] / GESTORBEN [ – – – ] / FUR UNS UND [...]E[....]

Wappen:
Sneverding2)Stöterogge?3)

Kommentar

Geht man davon aus, dass die Identifizierung der Wappen so zutreffend ist, könnte die Grabplatte für den 1511 verstorbenen Johannes IV. Sneverding und seine Ehefrau Alheid Stöterogge bestimmt gewesen sein, für die sonst kein Grabdenkmal – auch nicht in der kopialen Form – überliefert ist. Diese Zuschreibung wird durch die wenigen lesbaren erhaltenen Buchstaben bestätigt, von denen ganz sicher allerdings nur die eher selten vorkommende Buchstabenkombination gg zu lesen ist. Die Stelle, an der sich die lesbaren Buchstaben befinden, lässt hier bei zwei umlaufenden Grabschriften für Eheleute den Nachnamen der Ehefrau erwarten.

Johannes Sneverding wurde im Jahr 1463 in den Rat gewählt und gehörte dem regierenden Rat letztmalig im Jahr 1510 an,4) als Sodmeister ist er seit 1487 nachweisbar.5)

Anmerkungen

  1. Dem Besitzer des Hauses Herrn Konrad Gelinsky danke ich herzlich für seine freundliche Unterstützung bei der Bearbeitung der Grabplatte.
  2. Wappen Sneverding (viergeteilt, unten eine Rose). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  3. Wappen Stöterogge (gestümmelter Zweig mit Kleeblättern)?. Vgl. Büttner, Genealogiae. Da das Wappen stark abgetreten ist, ist es nicht sicher zu verifizieren.
  4. Stahl, Ratslinie, Nr. 215, S. 171.
  5. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Schnewerding.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 276 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0027602.