Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 267 Liverpool, Walker Art Gallery und Niederlande 1. V. 16. Jh.

Beschreibung

Drei Tafelbilder mit Personen aus der Heiligen Sippe. Eichenholz, bemalt. Die Tafeln, von denen sich die beiden ersten in der Liverpooler Walker Art Gallery1) befinden und das dritte in niederländischem Privatbesitz, stammen vermutlich von einem der um 1840 aus St. Johannis verkauften Seitenaltäre. Es handelte sich wohl um Gemälde aus den Altarflügeln eines Doppelflügelaltars, auf dem die Heilige Sippe dargestellt war. Die Darstellungen der Frauen mit Tituli in großen punzierten Nimben, die Nimben der Kinder erst später hinzugefügt. Auf der ersten Tafel Maria mit Kind, im Nimbus der Titulus A, sowie Joseph und zwei Engel, auf der zweiten Tafel Elisabeth mit dem Titulus B im Nimbus zusammen mit Zacharias und den Knaben Johannes Evangelista und Jesus, auf der dritten Tafel Maria Jacobaea (Kleophas) mit dem Titulus C im Nimbus zusammen mit Alpheus und den Knaben Simon, Jakobus d. J., Josephus Justus und Judas Thaddäus.2) Die Buchstaben der Inschriften leicht plastisch vor aufgerautem Hintergrund.

Inschrift C nach Gmelin.

Maße: H.: 93 cm (A), 91,5 cm (B), 82,5 cm (C); B.: 61,5 cm (A, C), 61 cm (B); Bu.: 2,5 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

  1. A

    IHESVS · MARIA · IHESV(S)

  2. B

    MARIA · ELISABETa)

  3. C

    MARIA · IACOBAEA

Kommentar

Die Nimben weisen die typischen Merkmale einer frühhumanistischen Kapitalis wie A mit breitem Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken, epsilonförmiges E, H mit ausgebuchtem Mittelbalken und I mit ausgebuchteter Haste auf. Gmelin sieht wegen der Verwandtschaft des Werkes zum Kreuztragungsaltar in der Lüneburger Johanniskirche (Nr. 244) Hinrik Levenstede d. J. als den Meister an.3)

Textkritischer Apparat

  1. ELISABES Gmelin, gemeint ist wohl ein eingerolltes T, das etwas eigenartig ausgeführt ist; B, S und T in dem Namen weisen eine große Ähnlichkeit in der Gestaltung auf.

Anmerkungen

  1. Liverpool, Walker Art Gallery, Inv. Nr. 1231 und 1230. Ich bedanke mich bei Xanthe Brooke (Walker Art Gallery Liverpool) für die freundliche Unterstützung und die Übersendung von zwei Detailfotos, die die Lesung der Inschriften erlauben.
  2. Beschreibung des Bildes in Privatbesitz nach Gmelin, Tafelmalerei, Nr. 19, S. 149f. mit Abb.
  3. Er datiert die Tafeln aufgrund eines archivalisch nicht zu belegenden Hinweises bei Gebhardi (Collectanea, Bd. 13, p. 182f.), wonach Hinrik Levenstede im Jahr 1509 einen Altar für St. Johannis angefertigt hätte, auf „um 1508/9“.

Nachweise

  1. Gmelin, Tafelmalerei, Nr. 19, S. 149f.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 267 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0026703.