Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 228† St. Nicolai 1504

Beschreibung

Glocke, große Stundenglocke. Die Glocke hing bis zum Abriss des Kirchturms in St. Nicolai, wurde im November 1830 abgenommen und 1833 an die Kirche St. Dionys in Barum (Landkreis Lüneburg) verkauft.1) Dort sprang sie im Jahr 1872 und wurde 1877 beim Neuguss einer Glocke eingeschmolzen.

Inschrift nach der Akte im Stadtarchiv.

  1. Joncvrauwe · iehenne · de · cunighema) · maertin · es · minen · name · dieric · roose · maecte · mi · int · iaer · m · vc · en(d) · viere ·

Übersetzung:

Jungfrau ... . Martin ist mein Name, Dieric Rose machte mich im Jahr 1504.

Kommentar

Die Glocke wurde 1504 von dem niederländischen Gießer Dieric Rose gegossen.2) Der Herkunft des Glockengießers entspricht auch die Inschrift in niederländischer Sprache. Es ist zweifelhaft, ob die Inschrift zuverlässig überliefert ist, da die Aufzeichnung sämtlicher in der Glockenakte wiedergegebenen Inschriften fehlerhaft ist und auch bereits Korrekturen aufweist. Selbst wenn man davon ausgeht, dass hier für St. Nicolai eine bereits gefertigte Glocke angekauft wurde, erscheint es doch seltsam, dass die Glocke zugleich dem heiligen Martin und einer jungfräulichen Königin – also wohl Maria – geweiht war, da es keine heilige Königin namens Johanna gibt. Möglich wäre es, dass zunächst die Jungfrau (Maria) und Johannes der Evangelist genannt waren und dann der heilige Martin als Namensgeber der Glocke. Die ursprüngliche Lesung der kopialen Überlieferung könnte auf einen originalen Buchstabenbefund iehenne de evang(eli)stenn hindeuten.

Textkritischer Apparat

  1. Mit Bleistift korrigiert aus cumgßem oder cumaßen, die korrigierte Fassung von Wrede und Krüger/Reinecke unkommentiert übernommen.

Anmerkungen

  1. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 137. Wrede, Glocken Landkreis, S. 118.
  2. Walter, Glockenkunde, Bd. 2, S. 853. Von Rose ist auch eine Glocke aus dem Jahr 1514 in Eschede (Landkreis Celle) erhalten.

Nachweise

  1. StA Lüneburg, AA E1d 24 (Abnahme der Glocken vom Turm 1830/31, Nr. 2).
  2. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 137.
  3. Wrede, Glocken Landkreis, S. 118.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 228† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0022803.