Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 212 Hannover, Museum August Kestner nach 1371–15. Jh.

Beschreibung

Reliquienkasten aus Blei.1) Nach Gebhardi/Marenholtz stand der Kasten in St. Michaelis im zehnten Fach der Goldenen Tafel, d. h. im rechten Fach der mittleren Reihe, und gehörte ursprünglich zum Altar des Heiligen Kreuzes am Gitter auf dem hohen Chor. Später wurde er im Archiv verwahrt und im Jahr 1771 an das Museum der Ritterakademie überwiesen.2) Stuttmann versieht den auf das Stück bezogenen Eintrag bei Gebhardi mit dem Vermerk, dass der Kasten erhalten sei, verzeichnet ihn aber selbst nicht.3) Oben auf dem Deckel ist eine Inschrift eingeritzt. Der Bleikasten gehört zu einer heute im Museum August Kestner befindlichen, größeren Gruppe von Reliquienkästen aus St. Michaelis, von denen neun durch Inschriften bezeichnet sind (Nr. 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220).

Maße: H.: 6,5 cm; B.: 13,5 cm; T.: 7 cm; Bu.: 0,4–0,25 cm.

Schriftart(en): Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/1]

  1. Ad Altare [s(an)c(t)e] c(ru)cis / 1mea) misse.b)

Übersetzung:

Zum Altar des Heiligen Kreuzes (und) der ersten Messe (gehörend).

Kommentar

Nach Gebhardi/Marenholtz stammt dieser Reliquienkasten aus dem Jahr 1055 – dem Jahr der Weihe des Kreuzaltars in der Klosterkirche St. Michaelis auf dem Kalkberg. Sollte diese Vermutung zutreffen, so wurde die Inschrift, die die Zugehörigkeit des Kastens zum Kreuzaltar bezeichnet, erst deutlich später in der zweiten Hälfte des 14. oder im 15. Jahrhundert ausgeführt. Möglicherweise wurde die Zugehörigkeit der in dem Kasten verwahrten Reliquien im Zuge der Verlegung von St. Michaelis in die Stadt (nach 1371) oder im Zuge der Versetzung des Reliquienkastens aus dem Altar in ein Fach der Goldenen Tafel zu einem unbestimmten Zeitpunkt gekennzeichnet.4) Die Inschriften sämtlicher Bleikästen sind – mit Ausnahme des Kastens Nr. 213 – in kaum datierbaren und unregelmäßig ausgeführten Gebrauchsschriften – zumeist in Minuskeln – eingeritzt.

Textkritischer Apparat

  1. et p(ri)me Gebhardi.
  2. Über misse ein langer Kürzungsstrich.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. WM XXIa 47d.
  2. Alle Angaben nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 5, p. 212 (ergänztes Verzeichnis Marenholtz 1766). Gebhardi/Marenholtz vermerken einen weiteren Text He reliquie spectant ad altare prime misse: est altare sancte crucis., der wie andere vergleichbare Texte, bei denen dies ausdrücklich vermerkt ist, auf einem beigelegten Zettel gestanden haben dürfte.
  3. Stuttmann, Reliquienschatz, Anhang II, S. 117.
  4. Zu dem Vorgang vgl. Henke, Reliquien, S. 57.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 5, p. 212 (ergänztes Verzeichnis Marenholtz 1766, gedr. bei Stuttmann, Reliquienschatz, Anhang II, S. 117).
  2. Marenholtz, Verzeichnis Güldene Tafel, p. 27 (Nachtrag).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 212 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0021208.