Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 176 Museum Lüneburg 4. V. 15. Jh.

Beschreibung

Zwei Fragmente einer Beischlagwange.1) Stein. Die Fragmente, die bei Bauarbeiten 1996 auf dem Grundstück Neue Sülze 1 gefunden wurden,2) lassen aufgrund der Inschrift vermuten, dass sich in dem kreisrunden Aufsatz oben in einem Medaillon eine Mariendarstellung befunden hat, die mit der auf dem Rand darunter eingehauenen Inschrift versehen war. Erhalten ist nur noch der untere Teil des Gewandes. Auf der Stele darunter, von der sich nur der obere Teil erhalten hat, die Reste eines Wappenschildes, dahinter der mit Fell bekleidete Samson mit dem Eselskinnbacken oder ein Wilder Mann, der einen länglichen Gegenstand schwingt.

Maße: H.: 115 cm; B.: 70 cm; Bu.: 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/1]

  1. regina · glorie

Übersetzung:

Königin der Ehre.

Wappen:
Stoketo3)

Kommentar

Das Haus Neue Sülze 1 befand sich im Besitz der Familie Stöterogge.4) Hartwig Stöterogge heiratete 1486 Margaretha Stoketo (vgl. Nr. 377), die Tochter des Nikolaus Stoketo (vgl. Nr. 151), um deren Wappen es sich auf der Beischlagwange handeln dürfte.5) Die zeitliche Einordnung beruht auf der Annahme, dass die Beischlagwange etwa zum Zeitpunkt der Hochzeit 1486 oder bald danach aufgestellt wurde.

Der im Museum als Gegenstück zu dieser Beischlagwange aufgestellte Stein, der wohl den mit Fell bekleideten Samson mit dem Eselskinnbacken hinter einem Wappenschild und oben im Medaillon ein Relief der Tötung des Goliath durch David zeigt, trägt keine Inschrift.6) Er weist zwar große Ähnlichkeit mit dem zweiteiligen Fragment auf, zeigt aber Abweichungen sowohl in der Gestaltung des von der Schildfigur geschwungenen Gegenstands und der Schildform als auch in den oben außen an das Medaillon angesetzten Blattelementen. Dies sowie der Umstand, dass dieser Beischlag nicht das Wappen der Familie Stöterogge trägt, sondern ein bei Büttner nicht verzeichnetes Wappen (Stier, mit dem erhobenen Vorderbein eine Blume? haltend), spricht dafür, dass der zweite Beischlag zwar in derselben Werkstatt und in derselben Art gefertigt wurde, aber nicht vom Grundstück Neue Sülze 1 stammt. Das bei Krüger dargestellte Beischlagfragment Nr. 4 mit dem Wappen Töbing gehört ebenfalls in die Gruppe dieser wohl serienmäßig angefertigten Beischläge.7) Mit dem aus zwei Teilen bestehenden, inschriftentragenden Fragment zeigt es eine große Ähnlichkeit in der Gestaltung der Keule mit oben eingerolltem Ende und in der Form des Wappenschilds.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. R.2101.
  2. Edgar Ring, Beischlagwange. In: Denkmalpflege in Lüneburg 2002, S. 65–67, hier S. 65.
  3. Wappen Stoketo (drei Flammenspitzen). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  4. Ring, Beischlagwange. In: Denkmalpflege in Lüneburg 2002, S. 65–67.
  5. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Stöteroggen III.
  6. Vgl. hierzu Krüger, Beischläge, S. 75–77. Der Stein befand sich schon in der Zeit um 1900 im Bestand des Museums für das Fürstentum Lüneburg.
  7. Krüger, Beischläge, S. 73.

Nachweise

  1. Edgar Ring, Beischlagwange. In: Denkmalpflege in Lüneburg 2002, S. 65–67, hier S. 65, Abb. S. 67.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 176 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0017606.