Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 175 Berlin, Kunstgewerbemuseum um 1500

Beschreibung

Konfektschale.1) Silber, teilweise vergoldet und emailliert. Die Schale gehört zum Ratssilber und wurde mit diesem 1874 an den preußischen Staat verkauft. In der Mitte der gebuckelten Schale, die auf einem ebenfalls gebuckelten Fuß steht, eine Erhebung, darauf im Hortus conclusus ein Hirsch auf grünem Hügel umgeben von einem Gehege, davor außen das Wappen des Stifters, unter dem Fuß auf dem Rand eingraviert die Inschrift A und gegenüber die Gewichtsangabe B. Vor der Inschrift B das Lüneburger Beschauzeichen und eine Meistermarke.2)

Maße: H.: 14 cm; Dm.: 24,3 cm; Bu.: 0,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. A

    peter · harsevelt · bvrmestera) · dedit

  2. B

    ii (½)b) marck ii lot i qvi(n)t(gen)

Übersetzung:

Der Burmester Peter Harsevelt hat (dies) gestiftet. (A)

Wappen:
Harsevelt3)

Kommentar

Das Meisterzeichen, das an ein eingerolltes G erinnert, wird dem Lüneburger Goldschmied Hinrick Grabow zugeordnet, der bei dem Lüneburger Goldschmied Kersten Wittingk in die Lehre ging, im Jahr 1495 das Bürgerrecht erwarb,4) im Jahr 1496 als Meister in die Goldschmiede-Innung aufgenommen wurde5) und im Jahr 1534 starb (vgl. a. Nr. 257).6) Peter Harsevelt, der die Schale stiftete, starb im Jahr 1504 offenbar ohne direkte Erben, da er im Kämmereiregister dieses Jahres unter der Rubrik Herwede verzeichnet ist.7) Die in einfacher Form ausgeführte Inschrift A kann als Beispiel für zahlreiche andere Besitzvermerke dieser Art auf nicht erhaltenen Stücken des Ratssilbers gelten (vgl. z. B. Nr. 274).

Textkritischer Apparat

  1. bormester Krüger/Reinecke.
  2. j mit über den Schaft gelegter, nach rechts ausgezogener Schlinge.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. 1874,397.
  2. Scheffler, Goldschmiede, S. 899, Nr. 1717 (Heinrich Grabow).
  3. Wappen Harsevelt (Mann mit Keule hinter einem Zaun).
  4. StA Lüneburg, AB 2 (Donat), p. 66.
  5. StA Lüneburg, AB 2 (Donat), p. 67.
  6. Alle Daten bei Schröder, Ratssilber, Meister, [S. 14].
  7. Vgl. Schröder, Ratssilber, Werke (o. S.), Nr. 27. StA Lüneburg, AB 56/2, p. 567. Zur Herwede vgl. Nr. 158, Anm. 6. Die Herwede des Peter Harsevelt belief sich nur auf 18 Mark.

Nachweise

  1. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 296.
  2. Schröder, Ratssilber, Werke (o. S.), Nr. 27.
  3. Appuhn, Ratssilber, Nr. 9, S. 14.
  4. Bursche, Ratssilber, Nr. 8, S. 112f.
  5. Netzer, Ratssilber, Nr. 8, S. 64f.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 175 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0017508.