Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 170 St. Johannis 1498

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Ohne Marken und Beschauzeichen. Der Kelch stammt vermutlich aus St. Lamberti (vgl. Kommentar) und wurde beim Abriss der Kirche 1861 in den Kirchenschatz von St. Johannis übernommen. Auf dem runden Fuß mit durchbrochener Zarge sind ein Kruzifixus und gegenüberliegend ein Wappenschild aufgesetzt. Am abgeflachten, mit Maßwerkornament verzierten Nodus sechs Rotuli, auf die sich die leicht erhabenen Buchstaben der Inschrift A verteilen. Ober- und unterhalb des Nodus verläuft ein Ornamentband. Unter dem Fuß ist die Inschrift B eingeritzt. Vgl. a. die dazugehörige Patene (Nr. 171).

Maße: H.: 15,7 cm; Dm.: 11,6 cm (Fuß), 10,5 cm (Kuppa); Bu.: 0,6 cm (A), 0,2 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), Minuskel mit Versalien (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. A

    IHESVS

  2. B

    Domin(us) gherbert(us) Euerwyn dedit anno d(omi)ni 1498a)

Übersetzung:

Herr Gerbert Eberwyn stiftete (dies) im Jahr des Herrn 1498.

Wappen:
Eberwyn1)

Kommentar

Die Stifterinschriften auf Kelch und Patene sind in einer sehr gleichmäßig ausgeführten Schrift mit eckig gestalteten Buchstaben ausgeführt.

Gerbert Eberwyn war Vikar an der Kirche St. Lamberti und wurde laut Bode auch dort begraben. Bode, der die Inschrift der zu seiner Zeit noch vorhandenen Grabplatte nicht wiedergibt, vermerkt dazu, dass sie das Wappen Eberwyns getragen und dadurch zu der Vermutung Anlass gegeben habe, unter dem Stein sei die Lüneburger Salzsau begraben worden.2) Gerbert Eberwyn starb vor dem 8. August 1505, an dem seine Testamentsvollstrecker zum Gedenken an den Vikar von St. Lamberti eine Totenmesse in der Kapelle St. Gertudis einrichteten.3) Eine Handschrift der Lüneburger Ratsbücherei trägt einen Stiftungsvermerk von 1501, in dem Gerbert Eberwyn als plebanus sancti lamperti bezeichnet ist.4)

Textkritischer Apparat

  1. Schlingenförmige 4.

Anmerkungen

  1. Wappen Eberwyn (Eber vor einer Weinranke).
  2. Bode, Kirchen, Mai/Juni 1860, Nr. 260.
  3. StA Lüneburg, UA b: 1505 August 8.
  4. Wierschin, Handschriften, S. 41f.: Ms. Miscell. D2° 16 Hugucionis Liber derivationum.

Nachweise

  1. Bode, Kirchen, Nr. 260 (B).
  2. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 150.
  3. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 115.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 170 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0017008.