Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 169(†) St. Michaelis / Hannover, Landesgalerie 1495, um 1500

Landesmuseum Hannover [1/2]

Beschreibung

Gemälde mit Darstellungen der Benedikt-Vita. Temperamalerei auf Holz. Ursprünglich dreißig Tafeln in der Kirche St. Michaelis, von denen heute nur noch zwei Tafeln in der Landesgalerie Hannover erhalten sind. Die übrigen – teilweise wohl stark beschädigten, weil unsachgemäß aufbewahrten – 28 Gemälde wurden laut Gebhardi, der die Inschriften und Bildinhalte aller Gemälde verzeichnet, bei dem durch den Landschaftsdirektor Friedrich Ernst von Bülow veranlassten Umbau der Kirche 1791 beseitigt. Zuvor hatten 18 Tafeln noch über der Treppe in die Unterkirche im südlichen Seitenschiff gehangen. Die beiden erhaltenen Gemälde wurden von Gebhardi gerettet und der Ritterakademie übergeben. 1860/63 gelangten sie in das Welfenmuseum Hannover, den Vorgänger der heutigen Landesgalerie.1) Nach Gebhardi waren achtzehn Tafeln an der Wand zwischen Chor und Chorumgang über der Unterkirche und zwölf Tafeln an einer Wand am Schülerchor angebracht. Die Tafeln trugen bzw. tragen unterhalb der Darstellungen Versinschriften, größtenteils nach einem auf die Vita Benedikts bezogenen Gedicht des Paulus Diaconus2), sowie Schriftbänder in den Szenen, die zumeist wörtlich oder in leicht abgewandelter Form der Benediktvita Gregors des Großen3) entnommen sind. Gebhardi kannte das Gedicht des Paulus Diaconus, das er eingangs als Quelle der Inschriften nennt, aber offenbar war ihm der Inhalt der Benediktvita unbekannt, so dass er einige dargestellte Szenen nicht identifizieren konnte und falsch beschrieben hat. Da die Reihenfolge der Bilder, die Gebhardi überliefert, teilweise nicht oder nicht mehr der Abfolge der Vita Benedikts entsprach und da Gebhardi nur schildert, was er auf den Bildern sah oder zu sehen glaubte, ohne die Szenen zu identifizieren, wird manche Zuweisung zu einem Kapitel der Vita Gregors erst aufgrund der von Gebhardi überlieferten Inschriften möglich.4) Aus der mangelnden Kenntnis Gebhardis resultiert auch, dass seine Überlieferung etlicher Inschriften fehlerhaft ist und keinen sinnvollen Text ergibt. Dort, wo offenkundige Lesefehler vorliegen, sind die Inschriften daher nach den zugrundeliegenden Quellentexten emendiert, die Version Gebhardis ist jeweils im Apparat angegeben. Auf die Stifter der jeweiligen Gemälde verwiesen deren Wappenschilde in den Gemälden, die Gebhardi ebenfalls benennt bzw. in Zeichnung wiedergibt. Einige Gemälde trugen keine Wappenschilde, auf anderen waren die Wappenschilde leer gelassen, wohl um späteren Stiftern die Anbringung ihres Familienwappens zu ermöglichen. Im Gemälde Nr. 29 befindet sich eine Jahreszahl (Inschrift CC5), die das Gemälde datiert und einen Anhaltspunkt für die Datierung des gesamten Bildzyklus’ gibt.

Anmerkungen

  1. 1.Inv. Nr. WM XXVII 17a/b. Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 549 sowie Lageplan St. Michaelis, Bd. 6, p. 381, die 18 Tafeln unter dem Buchstaben q.
  2. 2.Paulus Diaconus, Historia Langobardorum, Buch 1, Kap. 26 (MGH, Poetae I, S. 36–41).
  3. 3.Grégoire le Grand, Dialogues, Bd. 2, Texte critique et notes par Adalbert de Vogüé, traduction par Paul Antin. Paris 1979 (Sources Chrétiennes 260), S. 120–249.
  4. 4.Die Angaben bei Gmelin (Tafelmalerei, S. 144f.) zu den einzelnen Szenen, der die Gebhardischen Beschreibungen willkürlich verkürzt, ohne die Bezüge zu überprüfen, verunklaren den Sachverhalt noch weiter. Die Behauptung Gmelins – ebenso in Kat. Stadt im Wandel, Bd. 1, S. 402 – es habe in Kloster Medingen einen ähnlichen fünfzehnteiligen Benediktzyklus gegeben, ist falsch. Bei den von Lyßmann überlieferten fünfzehn Tafeln in Kloster Medingen handelte es sich um die Geschichte des Klosters. Vgl. DI 76 (Lüneburger Klöster), Nr. 58.

Inschriften der Bilder 1–22, 24–28 und 30 nach Gebhardi.

Maße: Bild Nr. 23: H.: 128 cm; B.: 86 cm (mit Rahmen); Bu.: 0,7 cm (W1), 3,2 cm (W2). Bild Nr. 29: H.: 129 cm; B.: 86,5 cm (mit Rahmen); Bu.: 1,5 cm (CC1–4), 1,7 cm (CC5), 3,1 cm (CC6).

Schriftart(en): Versalien mit Merkmalen der frühhumanistischen Kapitalis (W1), gotische Minuskel mit Versalien (W2, CC1–4, CC6), Majuskel (CC5).

1. (Gregor, Kap. 21) Benedikt mit Schriftband A1 verspricht den Mönchen Brot, das sie am nächsten Tag vor der Klostertür finden. Bildunterschrift A2. Wappenschild im Bild.

  1. A1

    Crastina die habundanter habe(bi)tis5)

  2. A2

    Pellitur atra fames delatis celitus escis Nilominus mentis pellitur atra fames6)

Übersetzung:

Am morgigen Tag werdet ihr reichlich haben. (A1)

Der schreckliche Hunger wird besiegt durch vom Himmel herabgebrachte Speisen, um nichts weniger wird der schreckliche Hunger der Seele besiegt. (A2)

 
Wappen: Hoyemann7)

Anmerkungen

  1. 5.Gregor (wie Anm. 3), Kap. 21, S. 198: Hodie quidem minus est, sed die crastina abundanter habebitis.
  2. 6.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 73f.
  3. 7.Wappen Hoyemann (an der Spaltlinie gespiegelter Sparren, wechselseitig tingiert). Vgl. Büttner, Genealogiae. Nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 550, wahrscheinlich dem 1498 verstorbenen Ratsherrn Heinrich Hoyemann zuzuweisen (vgl. Nr. 162).

2. (Gregor, Kap. 22) Benedikt erscheint dem Abt und dem Prior von Terracina im Traum und bezeichnet ihnen die Stelle, wo sie das neue Kloster bauen sollen8) Bildunterschrift B. Wappenschild im Bild.

  1. B

    Pectora cuncta stupent quod eras sine corpore presens Quod per visa mones pectora cuncta stupent9)

Übersetzung:

Alle Seelen staunen, weil du körperlos anwesend warst, weil du durch die Traumbilder Rat gibst, staunen alle Seelen. (B)

 
Wappen: Sneverding10)

Anmerkungen

  1. 8.Bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 550, irreführend beschrieben: Drei aufgemauerte Pfeiler nebst dem Baugerüste, auf dem Boden liegen drey todte Mönche, vor welchen S. Benedict stehet.
  2. 9.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 75f.
  3. 10.Wappen Sneverding (viergeteilt, unten eine Rose). Vgl. Büttner, Genealogiae. Nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 550, vielleicht dem von 1463 bis 1511 nachweisbaren Ratsherrn Johann Sneverding zuzuweisen (vgl. Nr. 276).

3. (Gregor Kap. 23) Die gottgeweihten geschwätzigen Frauen, denen Gregor die Exkommunikation androht, wenn sie nicht ihre Stimme im Zaum halten, fliehen nach ihrem Tod als Geister während des Gottesdienstes aus der Kirche, bezeichnet durch Schriftband C1. Bildunterschrift C2. Wappenschild im Bild.

  1. C1

    excommunicati exeunt

  2. C2

    Vocis ad imperium renuunt dare frena loquelis Ex bustis fugiunta) vocis ad imperium11)

Übersetzung:

Die Exkommunizierten verlassen (die Kirche). (C1)

Sie lehnen es ab, auf Befehl der Stimme ihre Reden zu zügeln, aus den Gräbern fliehen sie auf Befehl der Stimme. (C2)

 
Wappen: Semmelbecker12)

Textkritischer Apparat

  1. fugunt bei Gebhardi.

Anmerkungen

  1. 11.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 76f.
  2. 12.Wappen Semmelbecker (Balken mit drei Schnallen belegt). Vgl. Büttner, Genealogiae. Nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 550, vielleicht dem von 1466 bis 1502 nachweisbaren Ratsherrn Johannes Semmelbecker zuzuweisen (vgl. Nr. 162).

4. (Gregor, Kap. 23) Benedikt nimmt die beiden Frauen wieder in die Gemeinschaft der Kirche auf. Nach Gebhardis Beschreibung zweiteiliges Bild: links In einer Kammer giebt S. Benedikt einer Frau einen goldenen Pokal ... , rechts: Ein Priester lehnt sich am Altar, und empfängt von jener Frau den Pokal, am Altar die Inschrift D113) Bildunterschrift D2. Das Distichon nicht bei Paulus Diaconus. Wappenschild im Bild.

  1. D1

    OFXGLb)

  2. D2

    Clausa quiescit humi delato munere ad aram Mortis imago patens clausa quiescit humi

Übersetzung:

Es ruht eingeschlossen auf dem Boden, nachdem die Gabe zum Altar gebracht wurde, das sichtbare Abbild des Todes ruht eingeschlossen auf dem Boden. (D2)

 
Wappen: Tzerstede14)

Textkritischer Apparat

  1. Möglich ist auch die Lesung des dritten Buchstabens als K und des vierten Buchstabens als S.

Anmerkungen

  1. 13.Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 550f.
  2. 14.Wappen Tzerstede (Balken mit drei Mondsicheln belegt). Vgl. Büttner, Genealogiae. Nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 550, kommen als Stifter der von 1466 bis 1514 nachweisbare Ratsherr Gottfried von Tzerstede oder der von 1487 bis 1503 nachweisbare Ratsherr Ludolph von Tzerstede in Betracht (vgl. Nr. 510).

5. (Gregor, Kap. 24) Benedikt, der dem Vater eines verstorbenen und von der Erde nach dem Begräbnis wieder zurückgegebenen Mönchs eine Monstranz überreicht. Benedikt weist den Vater an, dem Mönch die Hostie beim erneuten Begräbnis auf die Brust zu legen, Schriftband E1. Bildunterschrift E2. Das Distichon nicht bei Paulus Diaconus. Wappenschild im Bild.

  1. E1

    ite atquec) hoc corpus dominicum super pectusd) eius cume) magna reverentia ponite15)

  2. E2

    Tristia membra vomens tumulus tegit alma potestas Astriferif) tumulo tristia membra vomens

Übersetzung:

Geht und legt diesen Leib des Herrn mit großer Ehrerbietung auf seine Brust. (E1)

Das Grab gab die unglücklichen Gebeine zurück, aber die gütige Macht des Himmels bedeckt sie wieder, indem sie die unglücklichen Gebeine dem Grab zurückgibt. (E2)

 
Wappen: Varendorp16)

Textkritischer Apparat

  1. So bei Gregor, tenatque Gebhardi.
  2. So bei Gregor, supe peccatis Gebhardi.
  3. sion Gebhardi.
  4. Altriferi Gebhardi.

Anmerkungen

  1. 15.Der Text bei Gregor (wie Anm. 3), Kap. 24, S. 210: ite atque hoc dominicum corpus super pectus eius ponite.
  2. 16.Wappen Varendorp (aus Erde hervorwachsender Farn). Nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 551, dem von 1494 bis 1504 nachweisbaren Ratsherrn Heinrich Varendorp zuzuordnen.

6. (Gregor, Kap. 24) Der Mann der vorigen Szene übergibt die Monstranz einem Mönch, Schriftband mit Inschrift F1. Bildunterschrift F2. Wappenschild im Bild.

  1. F1

    huius sacramenti virtus

  2. F2

    Tellus hiulca sinu corpus propellit humatum Jussa tenet corpus tellus hiulca sinu17)

Übersetzung:

Die Kraft dieses Sakraments. (F1)

Die klaffende Erde stößt den in ihrem Schoß begrabenen Körper ab, doch auf den Befehl hin bewahrt die klaffende Erde den Körper in ihrem Schoß. (F2)

 
Wappen: Wülsche18)

Anmerkungen

  1. 17.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 81f.
  2. 18.Wappen Wülsche (Flug). Vgl. Büttner, Genealogiae. Nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 551, dem von 1479 bis 1517 nachweisbaren Ratsherrn Dietrich Wülsche zuzuordnen (vgl. Nr. 664, 761, 881).

7. (Gregor, Kap. 25) Benedikt mit dem Mönch, der durch einen Feuer speienden Drachen veranlasst wird, wieder ins Kloster zurückzukehren. Bildunterschrift G. Wappenschild im Bild.

  1. G

    Perfidus ille draco mulcet properare fugacem sistit iter vetitum perfidus ille draco19)

Übersetzung:

Jener listige Drache ermuntert den Flüchtenden zu eilen, den verbotenen Weg verstellt jener listige Drache. (G)

 
Wappen: Viskule20)

Anmerkungen

  1. 19.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 83f.
  2. 20.Wappen Viskule (drei zu einem Wirbel angeordnete Fische mit in der Mitte übereinandergelegten Köpfen). Vgl. Büttner, Genealogiae. Nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 551, dem von 1495 bis 1499 nachweisbaren Ratsherrn Nikolaus Viskule zuzuweisen.

8. (Gregor, Kap. 27) Durch Benedikts Hilfe empfängt ein bedrängter Schuldner nach zweitägigem Gebet 13 Goldstücke, von denen er eines für sich behalten kann. Links Benedikt, der den Mann fortschickt, mit Schriftband H1, rechts der zurückkehrende Mann mit einem Geldbeutel vor einer Tafel, auf der die Goldstücke liegen,21) Schriftband H2. Bildunterschrift H3.

  1. H1

    Vade et post biduum revertereg) quia deest hodie quod tibi debeath) dare22)

  2. H2

    Duodenum redde unum in expensis propriis habe23)

  3. H3

    Fulva metalla pius nec habet promittit egenti Celitus excepiti) fulva metalla pius24)

Übersetzung:

Geh und kehre nach zwei Tagen zurück, weil heute fehlt, was er dir geben soll. (H1)

Zwölf sollst du zurückgeben und eines für deine eigenen Ausgaben haben. (H2)

Die glänzenden Goldstücke verspricht der Fromme dem Bedürftigen und hat sie doch nicht. Der Fromme empfängt vom Himmel die glänzenden Goldstücke. (H3)

 
Wappen: Grönhagen25)

Textkritischer Apparat

  1. revertire bei Gebhardi.
  2. debeam bei Gregor.
  3. cepit bei Gebhardi.

Anmerkungen

  1. 21.Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 551, zufolge 14 Goldstücke, der Inschrift I2 und dem Text bei Gregor zufolge 13 Goldstücke.
  2. 22.Gregor (wie Anm. 3), Kap. 27.
  3. 23.Nach Gregor (wie Anm. 3), Kap. 27, S. 216, dort lautet der entsprechende Text: dicens ut duodecim redderet et unum in expensis propriis haberet.
  4. 24.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), S. 66, Z. 87f.
  5. 25.Wappen Grönhagen (gezackter, mit zaunartigem Astgeflecht belegter Balken im mit Kugeln besäten Schild). Vgl. Büttner, Genealogiae. Nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 551, dem von 1488 bis 1540 nachweisbaren Ratsherrn Heinrich Grönhagen zuzuordnen (vgl. Nr. 158).

9. (Gregor, Kap. 27) Benedikt heilt einen Mann, der von einem Feind mit einem Trank vergiftet wurde und dadurch Aussatz bekam. Bildunterschrift I. Ohne Wappen.

  1. I

    Tu miserande cutem variant cuij) fellak) colubril) Incolumem recipis tu miserande cutem26)

Übersetzung:

Du Erbarmungswürdiger, dem die Schlangengifte die Haut veränderten, du Erbarmungswürdiger empfängst eine unversehrte Haut. (I)

Textkritischer Apparat

  1. cui variant Gebhardi.
  2. fello Gebhardi.
  3. colubre Gebhardi.

Anmerkungen

  1. 26.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 89f.

10. (Gregor, Kap. 28) Agapitus, bezeichnet durch den Titulus J1, bittet Benedikt um Öl, Agapitus mit Schriftband J2. Weil der Kellermeister das letzte im Kloster vorhandene Öl nicht herausgeben will, lässt Benedikt das Glas aus dem Fenster auf einen Felsen werfen; das Glas bleibt heil und wird Agapitus übergeben. Bildunterschrift J3. Ohne Wappen.

  1. J1

    Agapitus

  2. J2

    Peto aliquantulum olei michi dare27)

  3. J3

    Aspera saxa vitrum rapiunt nec frangere possunt Illesum servant aspera saxa vitrum28)

Übersetzung:

Ich bitte darum, mir ein wenig Öl zu geben. (J2)

Die harten Felsen reißen das Glas fort, können es aber nicht brechen, die harten Felsen bewahren das Glas unversehrt. (J3)

Anmerkungen

  1. 27.Nach Gregor (wie Anm. 3), Kap. 28, ut sibi aliquantulum oleum dari debuisset.
  2. 28.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 91f.

11. (Gregor, Kap. 29) Während Benedikt betet, füllt sich ein leeres Fass mit Öl29) Bildunterschrift K. Ohne Wappen.

  1. K

    Cur pro(mo)conde times stillamm) prebere lechyti Dolia cerne fluunt cur promoconde times30)

Übersetzung:

Warum hast du Furcht, Küchenmeister, den Tropfen des Öls darzureichen? Siehe, die Fässer fließen über, warum hast du Furcht, Küchenmeister? (K)

Textkritischer Apparat

  1. So bei Paulus Diaconus, scillam Gebhardi.

Anmerkungen

  1. 29.Szene nur aufgrund der Abfolge der Distichen bei Paulus Diaconus und anhand des Inhalts der Inschrift zu identifizieren. Die Beschreibung bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 552, lautet: Unter einer auf vier Pfeilern ruhenden Kuppel stehet ein großer gelber Kessel. Zwey Mönche halten über selbigen ein rothes Bekken. Hinter diesen stehen noch vier Mönche. Gegen uber kniet S. Benedikt. In der Ferne ist ein Bergschloß mit Thürmen.
  2. 30.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 93f.

12. (Gregor, Kap. 30) Benedikt begegnet auf dem Weg zum Oratorium des Johannes, bezeichnet durch den Titulus L1, dem Teufel in Gestalt eines Maultierarztes31) Offenbar waren das Bild und die Inschriften stark beschädigt. Der bei Gebhardi nur fragmentarisch überlieferte Dialog zwischen dem Teufel und Benedikt auf den Schriftbändern L2 und L3 lässt sich nach dem Text bei Gregor ergänzen. Bildunterschrift L4, ergänzt nach Paulus Diaconus. Ohne Wappen.

  1. L1

    Oratorium s(an)c(t)i iohannis32)

  2. L2

    [Ubi] vadis32)

  3. L3

    [Ecce] ad [fratres] vadon) potionemo) eis dare32)

  4. L4

    Unde medela tibi spes [est cui nulla salutis]p) Qui semper [perimis]q) unde medela tibi33)

Übersetzung:

Wohin gehst du? (L2)

Siehe, ich gehe zu den Brüdern, um ihnen einen Trank zu bringen. (L3)

Woher hast du ein Heilmittel, der du doch selber keine Hoffnung auf das Heil hast? Der du doch immer nur vernichtest, woher (stammt) dein Heilmittel? (L4)

Textkritischer Apparat

  1. So bei Gregor, vada Gebhardi.
  2. potionum Gebhardi.
  3. Gebhardi ergänzt hier in Klammern est cur(!) nulla saluti nach einer ihm vorliegenden Edition der Verse, die er als Muratori, Script. rer. Italic. T. II, part. I, p. 421 zitiert. In der Ausgabe Rerum Italicarum Scriptores ..., Bd. 2,1, hg. v. Ludovico Antonio Muratori, Mailand 1723, steht an der angegebenen Stelle allerdings ein ganz anderer Text, der nichts mit der Historia Langobardorum zu tun hat. Der in demselben Band unter dem Titel ‚Historia Langobardorum ... post Paulum Diaconum‘ abgedruckte Text (ab S. 237) enthält wiederum die Verse nicht und stimmt auch nicht mit der in den MGH edierten Version (vgl. Anm. 2) überein.
  4. Gebhardi ergänzt hier nach der ihm vorliegenden Version (vgl. Anm. p) in Klammern metuis. So auch als Variante im Apparat der MGH.

Anmerkungen

  1. 31.Szene nur aufgrund der Abfolge der Distichen bei Paulus Diaconus und anhand des Inhalts der Inschriften zu identifizieren. Die Beschreibung bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 552, lautet: S. Benedikt empfängt mit einer gläsernen Flasche in der Hand einen Mann, der auf einem Esel reitet und einen Korb vol Brod ihm bringt.
  2. 32.Gregor (wie Anm. 3), Kap. 30, S. 220.
  3. 33.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 95f.

13. (Gregor, Kap. 30) Benedikt treibt dem vom bösen Geist besessenen Mönch den Teufel aus. Bildunterschrift M. Wappenschild im Bild.

  1. M

    Ha lacrimande Senex hostili concidis ictu Ictu sed resipisr) ha lacrimande senex34)

Übersetzung:

Ach beweinenswerter Alter, du fällst durch den Schlag des Feindes, aber du kommst durch einen Schlag wieder zu Verstand, ach beweinenswerter Alter. (M)

 
Wappen: Dageförde35)

Textkritischer Apparat

  1. recipis Gebhardi.

Anmerkungen

  1. 34.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 97f.
  2. 35.Wappen Dageförde (drei Räder, 2:1).

14. (Gregor, Kap. 26) Heilung des Knechts, der an der Krankheit Elephantiasis leidet, durch Benedikt36) Bildunterschrift N. Wappenschild im Bild.

  1. N

    Exiciale malum capitis decussit honorem It procul imperiis exiciale malum37)

Übersetzung:

Die schlimme Krankheit hat die Schönheit des Kopfes zerstört, auf seine Befehle hin entfernt sich die schlimme Krankheit weit weg. (N)

 
Wappen: Mandelsloh38)

Anmerkungen

  1. 36.Szene nur aufgrund der Abfolge der Distichen bei Paulus Diaconus und anhand des Inhalts der Inschrift zu identifizieren. Die Beschreibung bei Gebhardi lautet: S. Benedikt in Begleitung zweyer Mönche segnet einen Knaben ein, welchen vier Personen begleiten.
  2. 37.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 85f.
  3. 38.Wappen Mandelsloh (umwundenes Jagdhorn). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 253 u. Tafel 303.

15. (Gregor, Kap. 31) Der Gote Zalla, bezeichnet durch den Titulus O1, überfällt einen Bauern. Benedikt befreit den gefesselten Bauern nur durch seinen Blick und lässt Zalla vom Pferd stürzen. Benedikt mit Schriftband O2. Bildunterschrift O3. Wappenschild im Bild.

  1. O1

    Cella

  2. O2

    s(u)rge s(u)rge et res istius rustici quas accepisti redde39)

  3. O3

    Ille superbus equo reboans clamore minaci Stratus humi recubat ille superbus equo40)

Übersetzung:

Steh auf, steh auf und gib diesem Bauern die Dinge zurück, die du an dich genommen hast. (O2)

Jener Hochmütige, der vom Pferd herab sein drohendes Geschrei ertönen ließ, liegt nun zu Boden gestreckt da, jener Hochmütige zu Pferd. (O3)

 
Wappen: Meding41)

Anmerkungen

  1. 39.Gregor (wie Anm. 3), Kap. 31, S. 224.
  2. 40.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 101f.
  3. 41.Wappen Meding (liegender Hirsch mit achtfach gespaltener Decke belegt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 12 u. Tafel 13/14.

16. (Gregor, Kap. 32) Benedikt betet für den toten Sohn eines Bauern und erweckt ihn dadurch zum Leben. Der Bauer mit Schriftband P1, Benedikt mit Schriftband P2. Bildunterschrift P3. Wappenschild im Bild.

  1. P1

    Redde filium meum redde filium meum42)

  2. P2

    numquam ego tibi filium tuum abstuli42)

  3. P3

    Colla paterna ferunt extincti viscera nati Uiuentem natum colla paterna ferunt43)

Übersetzung:

Gib mir meinen Sohn zurück, gib mir meinen Sohn zurück. (P1)

Ich habe dir niemals deinen Sohn weggenommen. (P2)

Die väterlichen Schultern tragen die sterblichen Überreste des ausgelöschten Sohnes, den lebendigen Sohn tragen die väterlichen Schultern. (P3)

 
Wappen: Hoyemann44)

Anmerkungen

  1. 42.Gregor (wie Anm. 3), Kap. 32, S. 226.
  2. 43.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 103f.
  3. 44.Wappen Hoyemann (an der Spaltlinie gespiegelter Sparren, wechselseitig tingiert). Vgl. Büttner, Genealogiae. Nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 553, möglicherweise Heinrich Hoyemann zuzuweisen, der 1493 als Barmeister und 1504 als Ratsherr nachzuweisen ist (vgl. Nr. 664). Vgl. a. Anm. 5, die Personen als Stifter der Bilder austauschbar.

17. (Gregor, Kap. 33) Benedikt und seine Schwester Scholastica sitzen beim Mahl, Scholastica ergießt Tränenströme über den Tisch45) und ruft damit eine Regenflut hervor. Scholastica, bezeichnet durch den Titulus Q1, mit Schriftband Q2, Benedikt mit Schriftband Q3. Bildunterschrift Q4. Wappenschild im Bild.

  1. Q1

    Sancta Scolastica

  2. Q2

    Queso te ne ista nocte me deseras de celesti vita loquamurs)46)

  3. Q3

    Quid est quod loqueris soror manere extra cellam nullatenus possum46)

  4. Q4

    Omnia vincit amor vicit soror imbre bea(tum) Sompnus abest oculis omnia vincit amor47)

Übersetzung:

Ich bitte dich, dass du mich diese Nacht nicht verlässt, wir wollen über das himmlische Leben sprechen. (Q2)

Was sagst du da, Schwester, ich kann keineswegs außerhalb (meiner) Zelle bleiben. (Q3)

Alles besiegt die Liebe, die Schwester hat mit dem Regen den Heiligen besiegt. Der Schlaf fehlt den Augen, alles besiegt die Liebe. (Q4)

 
Wappen: Elver48)

Textkritischer Apparat

  1. loqueremur Gebhardi, die Emendation nach Gregor.

Anmerkungen

  1. 45.Die Beschreibung bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 553, lautet: Auf den Tisch fallen blaue Flammen von oben herab.
  2. 46.Gregor (wie Anm. 3), Kap. 33, S. 230.
  3. 47.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 105f. Beginn und Ende des Distichons nach der 10. Ekloge Vergils, Vers 69.
  4. 48.Wappen Elver (Sparren, darüber zwei Adlerköpfe, darunter ein Adlerkopf). Vgl. Büttner, Genealogiae. Nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 553, dem Ratsherrn Johann Elver zuzuweisen, der von 1472 bis 1492 nachweisbar ist (vgl. Nr. 167).

18. (Gregor, Kap. 34) Tod der Scholastica und Benedikt, der sieht, wie die Seele seiner Schwester in Gestalt einer weißen Taube in den Himmel steigt. Bildunterschrift R. Wappenschild im Bild.

  1. R

    Simplicitate placens instar petit altat) columbe Regna poli penetrat simplicitate placens49)

Übersetzung:

In ihrer Einfalt wohlgefällig strebt sie in Gestalt einer Taube in die Höhe und tritt ein in das Himmelreich in ihrer Einfalt wohlgefällig. (R)

 
Wappen: Töbing50)

Textkritischer Apparat

  1. alba Gebhardi.

Anmerkungen

  1. 49.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 107f.
  2. 50.Wappen Töbing (Maulbeerbaum auf Hügel). Vgl. Büttner, Genealogiae. Nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 553, dem Ratsherrn Heinrich Töbing zuzuweisen, der von 1482 bis 1496 nachweisbar ist, gemeint ist wohl der 1504 verstorbene Heinrich II. Töbing (vgl. Nr. 278).

19. (Gregor, Kap. 14/15?) Vermutlich Benedikt, der Totilas Täuschung aufdeckt und seine Regierungszeit und seinen Tod prophezeit. Die Beschreibung bei Gebhardi lautet: Zwey Könige und ein großes Gefolge kommen durch ein Tor. Bildunterschrift S. Das Distichon nicht bei Paulus Diaconus. Ohne Wappen.

  1. S

    Porta humilis recipit faleratis clausa catervis Ad crucis ingressum porta humilis recipit

Übersetzung:

Das Tor umgeben von reich geschmückten Scharen nimmt die Demütigen auf, für den Zugang zum Kreuz nimmt das Tor die Demütigen auf. (S)

20. (Gregor, Kap. 1) Die Beschreibung bei Gebhardi lautet: S. Benedikt stehet neben einem Kloster. Auf der Erde liegen schlafend S. Ramacles (im weiteren von Gebhardi auch als S. Remacles bezeichnet) und Sublacus, deren Nahmen auf fliegenden Zetteln (Inschriften T1 und T2) gelesen werden51) Bei Ramacles kann es sich nur um den bei Gregor im ersten Kapitel mehrfach erwähnten Mönch Romanus handeln. Der Titulus Sublacus bezeichnet keine dargestellte Person sondern den Ort Subiaco, bei dem sich Benedikt in eine Höhle zurückzog. Die Szene kann also nur den Rückzug Benedikts in die Höhle dargestellt haben, nachdem ihm Romanus das Ordenskleid übergeben hatte. Bildunterschrift T3. Leerer Wappenschild im Bild.

  1. T1

    S. Ramaclesu)

  2. T2

    Sublacus

  3. T3

    Laudibus antra sonant mort(al)ibus abdita cunctis Cognita Chr(ist)ev) tibi laudibus antra sonant52)

Übersetzung:

Die vor allen Menschen verborgenen Höhlen ertönen von Lobgesängen, die dir, Christus, bekannten Höhlen ertönen von Lobgesängen. (T3)

Textkritischer Apparat

  1. So bei Gebhardi irrtümlich für Romanus. Ob Gebhardi den Titulus verlesen hat oder dieser bereits auf dem Gemälde falsch ausgeführt war, lässt sich nicht sicher beurteilen, wahrscheinlicher ist aber ersteres. Allerdings entspricht die Schreibung der erhaltenen Tituli CC1 und CC2 auch nicht dem Text Gregors.
  2. Xpe.

Anmerkungen

  1. 51.Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 553.
  2. 52.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 15f.

21. (Gregor, Kap. 1,5) Der Teufel zerstört das Glöckchen, an dessen Schall Benedikt erkennt, wenn ihm Romanus das Essen bringt53) Bildunterschrift U. Leerer Wappenschild im Bild.

  1. U

    Signat adesse dapes agapes sed lividus obstat Nil minus alma fides signat adesse dapes54)

Übersetzung:

Es (das Glöckchen) zeigt an, dass die Speisen der Liebe vorhanden sind, aber der Neidige (der Satan) ist dagegen. Ebenso zeigt der segenspendende Glaube an, dass die Speisen vorhanden sind. (U)

Anmerkungen

  1. 53.Die irreführende Beschreibung bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 554, lautet: S. Remacles liegt vor einem beschwörenden Mönche, der Weyhwasser trägt, auf der Erde. Hinter dem Remacles stehet der Teufel im grünen Wams und Hosen, mit blossen gespornten Füssen, und braunem Kopf mit zwey Hörnern.
  2. 54.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 21f.

22. (Gregor, Kap. 1,6/7) Gott erscheint einem Priester – bei Gebhardi irrtümlich als Remacles bezeichnet – und fordert ihn auf, Benedikt das Ostermahl zu bringen55) Nach der Beschreibung Gebhardis wären die Schriftbänder V1 und V2, die er in falscher Abfolge wiedergibt, Gott zugeordnet gewesen. Bei Gregor ist der Text von V1 als wörtliche Rede Gott zugeordnet, V2 hingegen dem Priester. Das Schriftband V3, dessen Text bei Gregor wörtliche Rede Benedikts in der nachfolgenden Szene ist, in der Benedikt Besuch von dem Priester bekommt, wäre nach Gebhardi im Gemälde dem Priester zugeordnet gewesen. Möglicherweise enthielt das Gemälde auch beide Szenen, ohne dass Gebhardi dies erkannt hätte. Das könnte die verwirrende Darstellung des Sachverhalts bei Gebhardi erklären. Bildunterschrift V4. Leerer Wappenschild im Bild.

  1. V1

    Hic tibi Delicias preparasw) et servus meus in illo locox) 56)

  2. V2

    Surge et sumamusy) cibum quia hodie passcha est56)

  3. V3

    Scio quodz) pascha est quia videre te meruiaa) 56)

  4. V4

    Orgia rite colit Chr(ist)obb) quia commodatcc) aurem Abstemium pascens orgia rite colit57)

Übersetzung:

Hier bereitest du dir ein köstliches Mahl, und mein Diener wird an jenem Ort (vom Hunger gequält). (V1)

Steh auf, wir wollen speisen, weil heute Ostern ist. (V2)

Ich weiß, dass Ostern ist, weil ich dich sehen durfte. (V3)

Er begeht die Feier nach rechtem Brauch, weil er Christus sein Ohr zuwendet. Indem er den Enthaltsamen ernährt, begeht er die Feier nach rechtem Brauch. (V4)

Textkritischer Apparat

  1. So bei Gregor, properas Gebhardi.
  2. So bei Gregor, in illum laersane bei Gebhardi als schlecht lesbar gekennzeichnet, nach Gregor noch zu ergänzen fame cruciatur.
  3. So bei Gregor, sumens Gebhardi.
  4. So bei Gregor, quia Gebhardi.
  5. So bei Gregor, et jeiuno Gebhardi.
  6. Xpo.
  7. So bei Gebhardi und im Apparat der MGH, in der Edition qui accommodat.

Anmerkungen

  1. 55.Die Beschreibung bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 554, lautet: S. Remacles knient neben einer Küche unter vielen stehenden Kriegesleuten. Aus den Wolken gukt Gott. Remacles sagt: ... .
  2. 56.Gregor (wie Anm. 3), Kap. 1, S. 134.
  3. 57.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 23f.

23. Gemälde erhalten. (Gregor, Kap. 1,8) Benedikt wird nach der Entdeckung durch die Hirten Nahrung von Leuten aus der Umgebung gebracht. Ein Mann im Hintergrund trägt Buchstaben auf seiner Kopfbedeckung (W1). Bildunterschrift W2, schwarze Buchstaben auf weißem Grund, der Versal am Beginn der Inschrift rot. Leerer Wappenschild in der oberen rechten Ecke.58)

  1. W1

    A E O

  2. W2

    Pabula grata ferunt avidi ad spelea subulci / Pectoribus laetis pabula grata ferunt59)

Übersetzung:

Willkommene Nahrung bringen die Hirten eifrig zur Höhle, mit frohen Herzen bringen sie willkommene Nahrung. (W2)

Anmerkungen

  1. 58.Im Wappenschild ein Vermerk aus jüngerer Zeit in Kursive: S. Benedicti Thaten 1495 in Lüneburg gemahlt. Dieser Vermerk dürfte bei Überführung der beiden von Gebhardi bewahrten Gemälde in die Ritterakademie angebracht worden sein.
  2. 59.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 25f.

24. (Gregor, Kap. 2) Benedikt – von Gebhardi irrtümlich als Remacles bezeichnet60) – bekämpft die Versuchung durch eine Frau, indem er sich in Dornen wälzt. Bildunterschrift X. Leerer Wappenschild im Bild.

  1. X

    Ignis ab Igne perit lacerant dum viscera sentes Carneus aethereo ignis ab igne perit61)

Übersetzung:

Das Feuer erlischt durch das Brennen, wenn die Dornen das lüsterne Fleisch quälen, das Feuer des Fleisches erlischt durch das himmlische Feuer. (X)

Anmerkungen

  1. 60.Die Beschreibung bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 554, lautet: Zwey Heilige von welchen einer S. Benedikt ist und die Frau (aus der voraufgegangenen Szene). S. Remacles liegt verwundet zu ihren Füssen.
  2. 61.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 27f.

25. Nicht zu identifizierende Szene, der Hexameter nicht bei Paulus Diaconus. Gebhardis knappe Beschreibung lautet: S. Benedikt treibt Teufel aus 2 Frauen.62) Bildunterschrift Y. Leerer Wappenschild im Bild.

  1. Y

    Perdd) duas pressas solvit virtute puellas

Übersetzung:

Mit seiner Wunderkraft befreit er zwei besessene Frauen. (Y)

Textkritischer Apparat

  1. Der Versanfang aus grammatischen und prosodischen Gründen fehlerhaft.

Anmerkungen

  1. 62.Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 554.

26. (Gregor, Kap. 3,2) Benedikt wird zum Abt eines Klosters gewählt, dessen Mönche ein lasterhaftes Leben führen. Benedikt war einmal bei seiner Ankunft vor der Kirche und einmal mit Mönchen in der Kirche dargestellt, Schriftband Z1 in der zweiten Szene. Bildunterschrift Z2. Das Distichon nicht bei Paulus Diaconus. Leerer Wappenschild im Bild.

  1. Z1

    Te deum laudamus te63)

  2. Z2

    Eligit innocuum grex discolus hunc sibi patrem Moribus haud similis eligit innocuum

Übersetzung:

Dich, Gott, loben wir, dich ... . (Z1)

Die lasterhafte Schar wählt sich diesen Unschuldigen zum Vater, sie wählt den Unschuldigen, sie, die ihm bezüglich ihrer Sitten nicht ähnelt. (Z2)

Anmerkungen

  1. 63.Hymnus ‚Te Deum‘. Zu ergänzen: dominum confitemur. Cantus Database, ID g01589.

27. (Gregor, Kap. 3,4) Dargestellt war Benedikt mit zwei Mönchen. Es muss sich dabei um die Darreichung des vergifteten Bechers gehandelt haben, den Benedikt durch das Kreuzeszeichen zum Zerspringen bringt. Bildunterschrift AA. Leerer Wappenschild im Bild.

  1. AA

    Pestis iniqua latens procul est deprehensaee) sagaci Non tulit arma crucis pestis iniqua latens64)

Übersetzung:

Das verborgene schlimme Verderben gibt sich dem Scharfsinnigen von Weitem zu erkennen, das verborgene schlimme Verderben ertrug nicht die Waffen des Kreuzes. (AA)

Textkritischer Apparat

  1. deprensa bei Paulus Diaconus.

Anmerkungen

  1. 64.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 29f.

28. (Gregor, Kap. 3,13) Benedikt erbaut zwölf Klöster, am letzten arbeiten noch die Maurer nach Benedikts Anweisung. Bildunterschrift BB. Das Distichon nicht bei Paulus Diaconus. Leerer Wappenschild im Bild.

  1. BB

    Edificantff) heremo bis sex Xenodochia Chr(ist)ogg) Hic ubi previdit edificantff) heremohh)

Übersetzung:

Sie bauen Christus in der Einöde zwölf Klöster, hier, wo er es vorgesehen hat, in der Einöde bauen sie. (BB)

Textkritischer Apparat

  1. edificamus Gebhardi. Inhaltlich und prosodisch fehlerhaft.
  2. Xpo.
  3. Das Distichon metrisch fehlerhaft.

29. Gemälde erhalten. (Gregor, Kap. 3,14) Equitius und Tertullus übergeben Benedikt ihre Kinder Maurus und Placidus, die von Benedikt eingekleidet werden. Die Väter und Söhne sind durch Tituli auf den Schriftbändern CC1–CC4 bezeichnet. Im Hintergrund eine Kirche, an deren Fassade oben im Giebel unterhalb eines Medaillons mit Christuskopf die Jahreszahl CC5 steht. Rechts an der Fassade unter dem Schriftband CC1 ein als eine Art Graffito eingeritztes Strichmännchen und darunter eine Marke (M2) in Form eines Andreaskreuzes mit oben abgeknickten Schrägbalken. Bildunterschrift CC6. Das Distichon nicht bei Paulus Diaconus. Die Inschriften in schwarzen Buchstaben auf weißem Grund, der Versal am Beginn von Inschrift CC6 rot. Leerer Wappenschild im Bild.65)

  1. CC1

    · Euticius · ii)

  2. CC2

    · Tartullius · jj)

  3. CC3

    · maurus ·

  4. CC4

    · Placidus ·

  5. CC5

    A(nn)o MCCCC XCV ·

  6. CC6

    Nobilium pueri commendantur benedicto ·/ Sacris firmantur nobilium pueri ·

Übersetzung:

Die Söhne der Adligen werden Benedikt anvertraut, durch die heiligen Handlungen werden die Söhne der Adligen gefestigt. (CC6)

Textkritischer Apparat

  1. So anstelle von Equitius bei Gregor.
  2. So anstelle von Tertullus bei Gregor.

Anmerkungen

  1. 65.Im Wappenschild ein Vermerk aus jüngerer Zeit in Kursive: S. Benedicti Thaten aus der S. Michaelis Kirche zu Lüneburg. Dieser Vermerk dürfte bei Überführung der beiden von Gebhardi bewahrten Gemälde in die Ritterakademie angebracht worden sein.

30. (Gregor, Kap. 4) Benedikt tadelt den während der Gebetsstunden umherschweifenden Mönch. Bildunterschrift DD. Leerer Wappenschild im Bild.

  1. DD

    Lenia flagra vagam sistunt moderamine mentem Excludunt Pestem lenia flagra vagamkk)66)

Übersetzung:

Sanfte Rutenstreiche hemmen und mäßigen den umherschweifenden Geist, die Pest des Umherschweifens verhindern sanfte Rutenstreiche. (DD)

Textkritischer Apparat

  1. Das letzte Wort fehlt bei Gebhardi.

Anmerkungen

  1. 66.Paulus Diaconus (wie Anm. 2), Z. 7f.

Versmaß: Epanaleptische elegische Distichen, alle Bildunterschriften bis auf Y (Hexameter).

Kommentar

Nach Gebhardi ließen die Gemälde erkennen, dass sie von unterschiedlichen Händen stammten.67) Zu Zuschreibungen der beiden erhaltenen Gemälde an sehr unterschiedliche Künstler und Werkstätten vgl. Gmelin und Wolfson.68) Es ist davon auszugehen, dass nicht alle Gemälde im Jahr 1495 entstanden, sondern in den Jahren um 1500 angefertigt wurden. Offenbar gab die Kirchengemeinde den Zyklus in Auftrag und suchte dann Stifter für die einzelnen Bildtafeln, die sich überwiegend aus den Lüneburger Ratsherren rekrutierten. Darauf lassen die leer gebliebenen Wappenschilde in einigen der Gemälde schließen, für die offenbar kein Stifter gefunden werden konnte. Ob die Initialen AEO im Bild Nr. 23 nur Schmuckbuchstaben darstellen oder eine nicht mehr erkennbare Bedeutung haben, z. B. eine Künstlersignatur, lässt sich ebensowenig entscheiden wie die Frage, was die von Gebhardi für das Bild Nr. 4 überlieferte Buchstabenfolge OFXGL zu bedeuten hatte.

Anmerkungen

  1. 67.Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 549.
  2. 68.Gmelin, Tafelmalerei, S. 146. Wolfson, Gemälde, S. 173f.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 550–555.
  2. Gmelin, Tafelmalerei, S. 143 (nur die erhaltenen Inschriften W u. CC), Abb. S. 144f.
  3. Kat. Stadt im Wandel, Bd. 1, Nr. 320, S. 402 u. Abb. S. 401 (CC).
  4. Kat. Luther, S. 67 (nur CC), Abb. ebd.
  5. Wolfson, Gemälde, S. 172f. (nur die erhaltenen Inschriften W u. CC), Abb. 61 u. 62, S. 172f.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 169(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0016905.