Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 160† St. Johannis 1490

Beschreibung

Grabplatte des Heinrich Erpensen und seiner Ehefrauen Gretke Lange und Geseke von Winsen. Die Grabplatte lag nach Rikemann vor der Kapelle der Familie Molner.

Inschriften nach Rikemann.

  1. A

    Anno Domini 1487 die sabbato post Assumptionem1) obÿt Henricus Erpensen

  2. B

    Anno Domini 1470a) in vigilia Iohannis Apostoli2) obÿt Gretke Langen uxor eius

  3. C

    Anno Domini 1490 feria 3 ante pascha3) obÿt Geseke von Winsenb) uxor eius

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1487 am Samstag nach Himmelfahrt starb Heinrich Erpensen. (A) Im Jahr des Herrn 1470 am Tag vor dem Fest des Apostels Johannes starb seine Ehefrau Gretke Lange. (B) Im Jahr des Herrn 1490 am Dienstag vor Ostern starb seine Ehefrau Geseke von Winsen. (C)

Kommentar

Heinrich Erpensen wurde im Jahr 1468 Sülfmeister und 1474 in den Rat gewählt, dem regierenden Rat gehörte er letztmalig im Jahr 1486 an.4) Seine erste Ehefrau war die Tochter des Bürgermeisters Heinrich Lange (vgl. Nr. 65), seine zweite Ehefrau die Tochter des Ratsherrn Ludolph von Winsen. Heinrich Erpensen machte bereits am 30. Juni 1482 sein Testament, in dem er sein Vermögen zu großen Teilen unter seiner zweiten Ehefrau und seinen Kindern aus beiden Ehen aufteilte. Obwohl er sehr vermögend war, nehmen Stiftungen für geistliche Zwecke in seinem Testament nur einen auffallend kleinen Teil ein, Vorkehrungen für sein Seelgedächtnis – wie sie sich in anderen Lüneburger Bürgertestamenten recht ausführlich finden – fehlen hier völlig.5) Dafür sorgte aber seine Witwe Geseke, die im Jahr 1490 in ihrem eigenen Namen und dem Namen ihres Mannes eine Kapelle mit dem Allerheiligen-Altar an der Nordseite des Turms von St. Nicolai errichten ließ, deren Weihe sie noch kurz vor ihrem Tod erlebte.6)

Textkritischer Apparat

  1. Die 70 als Korrektur darübergesetzt, ursprünglich 80.
  2. von Winsen über der Zeile nachgetragen.

Anmerkungen

  1. 26. Mai.
  2. 26. Dezember.
  3. 6. April.
  4. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Erpensen mit dem weisen Streiff. Stahl, Ratslinie, Nr. 220, S. 172.
  5. Reinhardt, Testamente, Nr. 263, S. 409–414.
  6. Matthaei, Vikariestiftungen, S. 198f. Zur baulichen Gestaltung der Kapelle vgl. Rümelin, St. Nicolai, S. 302–304.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 16v.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 160† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0016001.