Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 153†? Berlin, Kunstgewerbemuseum 1486

Beschreibung

Trinkhorn und Gestell.1) Stoßzahn eines Elefanten, Silber, vergoldet; Gestell Silber, vergoldet. Das seit dem Zweiten Weltkrieg verschollene Trinkhorn gehörte zum Ratssilber und wurde im Jahr 1874 an den preußischen Staat verkauft. Es gilt als das künstlerisch mit Abstand anspruchsvollste Stück seiner Art. In die obere Silbereinfassung ist zwischen Rankenwerk ein Schriftband mit der Jahreszahl A eingraviert, die Inschrift B auf einem Silberring in der Mitte. Das Trinkhorn ruht auf einem Bogen, der von zwei turmtragenden Elefanten gestützt wird, oben vor der Mitte des Bogens ein Schildhalter mit zwei Wappenschilden.2)

Inschrift A nach Foto bei Bursche, Inschrift B nach Bursche.

Maße: H.: 68 cm; L.: 76 cm; B.: 29 cm.

  1. A

    · 1 · 4 · 8 · 6 ·a)

  2. B

    help got al tit ave maria3)

Übersetzung:

Hilf, Gott, alle Zeit. Sei gegrüßt, Maria. (B)

Wappen:
Schomaker4)Lange5)

Kommentar

Die Wappen verweisen auf die Stifter, das Ehepaar Ghebeke Schomaker und Cord Lange. Ghebeke Schomaker war die Tochter des Ratsherrn Hartwig Schomaker (vgl. Nr. 221), Cord Lange ein Sohn des Ratsherrn Heinrich Lange (vgl. Nr. 65). Er ist als Sülf- und Barmeister nachweisbar, seit 1481 auch als Sodmeister und wurde im Jahr 1474 in den Rat gewählt. Seit 1486, dem Jahr der Stiftung des Trinkhorns, fungierte er als Bürgermeister, dem regierenden Rat gehörte er letztmalig im Jahr seines Todes 1505 an (vgl. a. die Darstellung im Fenster der Bürgermeister-Körkammer Nr. 166 u. den Pokal Nr. 309).6) Seit 1484 hatte er auch das Amt eines Provisors der Theodori-Gilde inne.7)

Textkritischer Apparat

  1. Schlingenförmige 4.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. 1874,372. Bei Scheffler, Goldschmiede, Bd. 2, S. 896, dem Lüneburger Goldschmied Hinrick vam Hove II zugeschrieben (ohne Beleg). Nach Schröder, Ratssilber, Werke (o. S.), Nr. 3, unbekannter Meister.
  2. Beschreibung nach den Fotos bei Bursche, Ratssilber, Nr. 3, S. 101–104, hier S. 102f.
  3. Mariengebet nach Lc. 1,28. CAO, Nr. 1041, u. Cantus Database, u. a. ID 001041, 001042, 001539.
  4. Wappen Schomaker (geteilt, oben Bärenkopf mit Halswunde). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  5. Wappen Lange (halber Bär vor geteiltem Schild). Vgl. Büttner, Genealogiae, Die Langen mit dem halben Bären.
  6. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Langen mit dem halben Bären. Stahl, Ratslinie, Nr. 223, S. 172.
  7. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Langen mit dem halben Bären.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 197/198.
  2. Albers, Rathaus, S. 47.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 192 (nach Albers).
  4. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 291 (A).
  5. Schröder, Ratssilber, Werke (o. S.), Nr. 3.
  6. Bursche, Ratssilber, Nr. 3, S. 101–104, hier S. 101 u. Abb. S. 103 (A).
  7. Netzer, Ratssilber, Nr. 3, S. 54.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 153†? (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0015308.