Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 151† St. Johannis, Friedhof 1485

Beschreibung

Grabplatte des Nikolaus Stoketo und seiner Ehefrau Margaretha Elver. Die Grabplatte befand sich nach Rikemann auf der Ostseite der Kirche an der Kirchhofsmauer neben der Grabplatte des Georg von Lafferde (Nr. 499). Büttner vermerkt, dass Nikolaus Stoketo auf dem Friedhof hinter dem Altar begraben sei.

Inschriften nach Rikemann.

  1. A

    Anno Domini 1485 in vigilia B(eatorum) Petri et Pauli1) obÿt spectabilis Vir Dominus Nikolaus Stoketo Proconsul Luneburgens(is)a) orate pro eo

  2. B

    Anno Domini 1483 altera die Simon et Judae2) obÿt Margarita uxor eius orate pro ea

  3. C

    Christe fili dei vivi miserere nobisb)3)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1485 am Tag vor (dem Fest) der Heiligen Petrus und Paulus starb der angesehene Mann Herr Nikolaus Stoketo, Lüneburger Bürgermeister. Betet für ihn. (A) Im Jahr des Herrn 1483 am Tag nach (dem Fest) der (Heiligen) Simon und Judas starb seine Ehefrau Margaretha. Betet für sie. (B) Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich unser. (C)

Kommentar

Über die Herkunft des Nikolaus Stoketo (auch Staketo) ist nichts bekannt. Obwohl er nicht aus einer Lüneburger Ratsfamilie stammte, machte er eine bemerkenswerte Karriere in der Stadt. Die berechtigte Vermutung Büttners,4) er habe studiert, um eine geistliche Karriere einzuschlagen, ließ sich anhand der einschlägigen Universitätsmatrikeln nicht belegen. Da Nikolaus Stoketo seit den Jahren 1450/51 als Kleriker der Diözese Verden zugleich als kaiserlicher Notar und Schreiber tätig war,5) ist zu vermuten, dass er zuvor ein Studium des kanonischen Rechts absolvierte. Im Jahr 1453 unternahm Nikolaus Stoketo zusammen mit dem Kleriker Nikolaus Graurock im Auftrag des Alten Rats eine Reise nach Rom, um die Position der Stadt im Prälatenkrieg zu verteidigen, wurde dort jedoch nicht angehört und musste unverrichteter Dinge wieder abreisen. Auf der Rückreise wurde er gefangen genommen; erst nach längerer Haft gelang ihm die Flucht.6) Noch im Herbst 1453 reiste Nikolaus Stoketo wiederum im Auftrag des Alten Rats nach Wien an den Kaiserhof.7) Zu dieser Zeit gehörte er immer noch dem geistlichen Stand an. Erst im Jahr 1457 scheint er in den weltlichen Stand gewechselt zu sein, denn das bis dahin von ihm bekleidetete Vikariat am Altar Petri und Pauli in der Kleinen Heiliggeistkapelle wurde aufgrund seines Rücktritts vakant.8) Im Jahr darauf erwarb Nikolaus Stoketo, der 1456 von Kaiser Friedrich V. zum kaiserlichen Rat ernannt worden war,9) das Lüneburger Bürgerrecht.10) Etwa zur selben Zeit dürfte er Margaretha Elver, die Tochter des Albert Elver und der Wobbeke Behren (vgl. Nr. 91) und vermögende Witwe des Dietrich Schellepeper,11) geheiratet haben. Zu dieser Zeit ist Nikolaus Stoketo in den Urkunden mehrfach als städtischer Protonotar erwähnt,12) im Jahr 1466 wurde er in den Rat gewählt, 1469 zum Bürgermeister. Noch in seinem Todesjahr 1485 fungierte er als regierender Bürgermeister.13) Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau im Oktober 1483 heiratete Nikolaus Stoketo Wobbeke Bromes. Am 18. Juni 1485 verfasste er sein Testament, in dem er diverse Seelgedächtnisse für sich und seine Ehefrau einrichtete und verfügte, dass er auf dem Kirchhof von St. Johannis neben seiner ersten Ehefrau begraben werden wollte.14) In dem Testament sind der heilige Georg und der Apostel Thomas als persönliche Patrone des Nikolaus Stoketo genannt. Als einziges Kind hinterließ er seine Tochter Margaretha, die Hartwig Stöterogge heiratete (vgl. Nr. 176 u. 377).

Textkritischer Apparat

  1. Proconsul Luneburgens(is) fehlt bei Rikemann, ergänzt nach Büttner.
  2. Jhesu . filii . Dei Domine . miserere nobis bei Büttner.

Anmerkungen

  1. 28. Juni.
  2. 29. Oktober.
  3. Responsio. CAO, Nr. 6276, u. Cantus, Database, ID 006276.
  4. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Stoketo.
  5. StA Lüneburg, UA a: 1450 Oktober 14, UA b: 1451 Juni 11.
  6. Vgl. Hergemöller, Pfaffenkriege, Bd. 1, S. 138.
  7. Ebd., S. 141.
  8. StA Lüneburg, UA c: 1457 August 6.
  9. Vgl. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Stoketo mit Abdruck der Urkunde.
  10. Donat, StA Lüneburg, AB 2, p. 41.
  11. Im März 1457 ist Margaretha Elver als Witwe des Dietrich Schellepeper genannt, der der Lüneburger Rat die beträchtliche Summe von 800 Rheinischen Gulden schuldete (StA Lüneburg, UA c: 1457 März 22).
  12. U. a. StA Lüneburg, UA a: 1460 Juli 4, UA b: 1463 November 30.
  13. Stahl, Ratslinie, Nr. 216, S. 171.
  14. StA Lüneburg, UA b: 1485 Juni 18. Nicht bei Reinhardt, Testamente.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 29v (auch fol. 19r, dort gestrichen).
  2. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Stoketo.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 151† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0015102.