Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 148† St. Johannis 1484

Beschreibung

Andachtsbild(?) des Heinrich von der Molen und seiner Ehefrau Beke von der Molen. Das Gemälde befand sich nach Büttner auf dem Junckern-Lector, also auf der nördlichen Empore neben dem Chor. Wenn man die Beschreibungen von Büttner und Gebhardi sowie die Zeichnung in der Bilderchronik zusammennimmt, dann handelte es sich um ein Gemälde nach Apc. 4, das Gottvater auf dem Regenbogen thronend zeigte, im Regenbogen das Agnus Dei, und ihm zu Füßen die Vierundzwanzig Ältesten, die namentlich bezeichnet waren (A). Oben über der Darstellung zwei Wappen, unter dem Regenbogen in Bethaltung das Ehepaar, beiden Figuren war jeweils ein Schriftband zugeordnet (B, C). Unter der Figur des Mannes befand sich nach Gebhardi die Inschrift D, die Büttner separat, allerdings mit der gleichen Lokalisierung in choro domicellorum wiedergibt.1) In der Bilderchronik steht die Inschrift über dem Wappen. Vermutlich existierte ursprünglich eine entsprechende Inschrift für die Ehefrau, die jedoch nicht überliefert ist, weil die Seite der Bilderchronik rechts oben abgerissen ist.

Inschriften nach Büttner.

  1. A

    EsaiasJacobJeremiasJonaDavid RexJsaacAnaniasHabakukJobAbrahamEzechiasJoachimJosueMelchisedekDanielZachariasAaronNoeAsariasJosephMoysesAbelMichaJohan(nes) Bapt(ista)

  2. B

    Agnus Dei qvi tollis peccata mundi miserere mei2)

  3. C

    Delicta juventutis meae et ignorantias meas ne memineris3)

  4. D

    D(omi)n(u)s Henricus de Molendino ob(iit) M.CCCC.LXXXIIII.

Übersetzung:

Lamm Gottes, das du die Sünden der Welt hinwegnimmst, erbarme dich meiner. (B) Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Torheiten. (C) Herr Heinrich von der Molen starb 1484. (D)

Wappen:
von der Molen4)von der Molen5)

Kommentar

Heinrich III. von der Molen war der Sohn des Ratsherrn Johannes von der Molen. Er wurde im Jahr 1452 in den Rat gewählt, als Mitglied des Alten Rats wurde er vorübergehend abgesetzt, dem regierenden Rat gehörte er letztmalig im Jahr 1481 an.6) Seine Ehefrau Beke von der Molen entstammte dem Wappen nach dem anderen Familienzweig.

Anmerkungen

  1. Bei Büttner, Genealogiae, Stammtafel von der Möhlen mit den 3. Jungfern-Köpffen III, sind der Sterbevermerk (D) und die übrigen Inschriften getrennt links und rechts oberhalb der Stammtafel angeordnet, so dass der Eindruck entsteht, es handle sich um zwei verschiedene Inschriftenträger. Aus der Beschreibung von Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 211, geht jedoch eindeutig hervor, dass es sich um ein Denkmal handelte.
  2. Liturgischer Text, nach dem Agnus Dei im Canon Missae. Cantus Database, u. a. ID 509505.
  3. Ps. (G) 24,7.
  4. Wappen von der Molen (Balken mit drei Frauenbüsten belegt). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  5. Wappen von der Molen (Balken mit drei Mühlrädern belegt). Vgl. Büttner, Genealogiae. Das Wappen fehlt in der Bilderchronik, weil die Seite oben rechts abgerissen ist.
  6. Büttner, Genealogiae, Stammtafel von der Möhlen mit den 3. Jungfern-Köpffen III. Stahl, Ratslinie, Nr. 200, S. 169.

Nachweise

  1. Büttner, Genealogiae, Stammtafel von der Möhlen mit den 3. Jungfern-Köpffen III.
  2. Rodewolt, Bilderchronik, p. 258v/259r (Zeichnung, B–D).
  3. Gebhardi, Collectanea, Bd. 13, p. 211 (B–D, Zeichnung nach Rodewolt).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 148† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0014801.