Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 147† St. Nicolai 1482

Beschreibung

Inschrift in der oberen Kapelle. Über die Art der Anbringung gibt Gebhardi keine Auskunft.

Inschrift nach Gebhardi.

  1. Johann v(an) Lohen iunior : H(e)r Hinrich Erpensen fundator 1482

Übersetzung:

Johannes vam Loo der Jüngere, Herr Heinrich Erpensen, Gründer (der Kapelle) 1482.

Kommentar

Der Stifter der Kapelle Johannes vam Loo d. J. war der Sohn des 1471 verstorbenen Johannes vam Loo d. Ä. (vgl. Nr. 113). Die bei Büttner genannte Ehefrau Beata Schomaker lässt sich nicht mit der im Testament Johannes’ d. J. genannten Ehefrau Greteke in Einklang bringen.1) Seit 1468 ist Johannes vam Loo als Sülfmeister nachweisbar, in den Jahren 1479 und 1480 gehörte er dem regierenden Rat an.2) Der sehr vermögende Mann starb nach Büttner am 9. Februar 1482. Sein Testament hatte er bereits am 29. September 1473 verfasst, also wohl in relativ jungen Jahren, was auf einen instabilen Gesundheitszustand schließen lässt. Allerdings legten die Erben gegen dieses Testament Protest ein, das daraufhin vom Rat für ungütig erklärt wurde.3) Vermutlich ist die Ungültigkeit des ungewöhnlich langen Testaments darauf zurückzuführen, dass es diverse Regelungen für den Fall enthielt, dass Johannes vam Loo und seine Ehefrau Greteke doch noch Kinder bekommen sollten, was 1473 noch nicht der Fall war. Stattdessen starb die im Testament mit dem Haus Am Sande, den Sülzgütern sowie weiteren Besitztümern bedachte Greteke im Jahr 1478 noch vor ihrem Ehemann.4) Da offenbar kein neueres Testament vorlag, einigten sich die Erben dann nach dem Tod des Ehemanns 1482 untereinander, allerdings unter Berücksichtigung der im Testament vorgesehenen zahlreichen Stiftungen für geistliche Institutionen. Dazu gehörte auch die Errichtung der Kapelle am Turm von St. Nicolai, auf die die Inschrift Bezug nimmt. Es ist anzunehmen, dass es sich bei Heinrich Erpensen um den ausführenden Testamentsvollstrecker handelte, der von den Erben bestimmt wurde. Die Kapelle sollte dem Testament zufolge einen Altar mit zwei Kommenden bekommen und außerdem mit Kelch, Messbuch und Messgewand ausgestattet werden sowie mit allem anderen notwendigen Zubehör.5) Sein Haus hinter der Kirche St. Johannis wollte Johannes vam Loo der Kalandsbruderschaft an St. Johannis vererben, der er und seine Ehefrau angehörten.6) Beigesetzt werden wollte Johannes vam Loo seinem Testament zufolge im Grab seiner Eltern.

Anmerkungen

  1. Reinhardt, Testamente, Nr. 240, S. 360–367. Büttner, Genealogiae, Stammtafel von dem Lohe. Entsprechend auch Witzendorff, Stammtafeln, S. 73. Nach Witzendorff (ohne Beleg) hätte Johannes vam Loo im Jahr 1482 in zweiter Ehe noch Alheid van der Molen geheiratet, was dann allerdings unmittelbar vor seinem Tod am 9. Februar erfolgt sein müsste.
  2. Stahl, Ratslinie, Nr. 225, S. 172.
  3. Vgl. den Passus am Ende des Testaments: Reinhardt, Testamente, Nr. 240, S. 360–367, hier S. 367.
  4. Bodemann, Brüderschaften, S. 106.
  5. Vgl a. Matthaei, Vikariestiftungen, S. 206f. Matthaei vermerkt gleich fünf Vikarien in der Kapelle der Familie vam Loo, die auf die Stiftung durch die Testamentsvollstrecker Johannes’ d. J. zurückgingen, sowie die Stiftung einer Kommende am Ursula-Altar in St. Johannis (S. 191f.), die auch bereits in dem Testament vorgesehen ist.
  6. Bodemann, Brüderschaften, S. 106.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 203.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 147† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0014703.