Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 109† St. Johannis, Friedhof 1451

Beschreibung

Grabplatte des Brand von Tzerstede. Die Grabplatte lag neben der Grabplatte des Jakob Niemann (Nr. 672), die nähere Lokalisierung bei Rikemann ist nicht erhalten.

Inschrift nach Rikemann.

  1. Anno Domini 1451a) die Dominica post Michaelis1) obÿt spectabilis vir Brandt von Zersteden consul huius civitatis cuius anima requiescat in pace

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1451 am Sonntag nach Michaelis starb der angesehene Mann Brand von Tzerstede, Ratsherr dieser Stadt. Seine Seele ruhe in Frieden.

Kommentar

Brand III. von Tzerstede war der Sohn des Ratsherrn Gottfried von Tzerstede und der Wobbe von Elden (vgl. Nr. 76). Vermutlich ist er identisch mit dem Hillebrandus Czerstede de Luneborch, der im Sommer 1417 den Titel eines Baccalaureus an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig erwarb.2) Verheiratet war er in erster Ehe mit Anna von Winsen und in zweiter Ehe mit Rickel Gröning, die in zweiter Ehe Ernst van Badendorp heiratete (vgl. Nr. 126).3) Im Jahr 1436 wurde Brand von Tzerstede in den Rat gewählt, dem regierenden Rat gehörte er auch in seinem Todesjahr an.4) Er war Mitglied der Kalandsbruderschaft an St. Johannis.5) Brand von Tzerstede, der vor seinem Tod 1451 noch die Zuspitzung des Konflikts zwischen Stadt und Prälaten erlebte, war mit zwei Hauptbeteiligten am Prälatenkrieg, den Bürgermeistern des Alten Rats Johann Springintgut (vgl. Nr. 120) und Heinrich Lange (vgl. Nr. 65), verschwägert. Im Jahr 1442 initiierte Brand von Tzerstede die Anfertigung einer mit seinen eigenen Glossen versehenen Sachsenspiegel-Handschrift, die heute zum Bestand der Lüneburger Ratsbücherei gehört.6) Bekannt ist diese Handschrift deshalb, weil ihre besonders qualitätvollen Miniaturen dem Hamburger Maler Hans Bornemann (vgl. die Altäre Nr. 94, 95) zugeschrieben werden.7)

Textkritischer Apparat

  1. 1461 Rikemann. Das Verzeichnis der verstorbenen Mitglieder der Kalandsbruderschaft an St. Johannis erweist eindeutig, dass die Jahreszahl 1451 bei Büttner korrekt ist. Vgl. Bodemann, Brüderschaften, S. 105.

Anmerkungen

  1. 3. Oktober.
  2. Vgl. Matrikel Leipzig, Bd. 2, S. 98.
  3. Büttner, Genealogiae, Stammtafel von Tzerstede I.
  4. Stahl, Ratslinie, Nr. 192, S. 168.
  5. Bodemann, Brüderschaften, S. 105.
  6. Ratsbücherei Lüneburg, Ms. Jurid. 2.
  7. Reinecke, Borneman, S. 204–210. Eine ausführliche Beschreibung der Handschrift auch bei Reinecke, Geschichte, Bd. 1, S. 343–345.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 6r.
  2. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Tzerstede I.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 109† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0010903.