Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 75† St. Johannis, Friedhof 1436, 1601?

Beschreibung

Grabplatte des Ludolph Töbing und seiner Ehefrau Ghese Abbenborg sowie für einen weiteren Ludolph Töbing, möglicherweise ein Kind des Ehepaars, in Zweitverwendung für Jürgen Töbing. Die Grabplatte lag der Lokalisierung bei Rikemann zufolge vermutlich auf der Nordseite der Kirche. Nach Rikemann stand die Inschrift D mitten auf dem Stein, zu den anderen Inschriften macht er keine Angaben.

Inschrift nach Rikemann.

  1. A

    Anno Domini 14[..] Die Pentecostes obÿt Ludolphus Tobing orate pro eo

  2. B

    Anno Domini 1436 [ – – – ] obÿt Ludolphus Tobing consul1) huius civitatis

  3. C

    Anno 1421 in die Divisionis Apostolorum2) obÿt Ghese uxor eius orate pro eis

  4. D

    Jorien Tobing

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 14.. am Pfingsttag starb Ludolph Töbing. Betet für ihn. (A) Im Jahr des Herrn 1436 ... starb Ludolf Töbing, Bürgermeister dieser Stadt. (B) Im Jahr 1421 am Tag der Trennung (Aussendung) der Apostel starb seine Ehefrau Ghese. Betet für sie (beide). (C)

Kommentar

Ludolph III. Töbing war der erste Ratsherr der Familie Töbing in der Stadt Lüneburg. Im Jahr 1382 erwarb er das Bürgerrecht,3) 1395 wurde er in den Rat gewählt, im Jahr 1435 fungierte er als regierender Bürgermeister.4) Verheiratet war er seit 1393 mit Ghese Abbenborg, einer Tochter des Ratsherrn Johannes Abbenborg.5) Büttner zweifelt an der Richtigkeit des überlieferten Todesdatums 1436 und meint, Ludolph Töbing im Jahr 1438 noch nachweisen zu können, allerdings ohne Angabe von Belegen. Die Tatsache, dass Ludolph Töbing am 7. April 1436 letztmalig als Zeuge in einer Urkunde genannt6) und nach 1435 auch nicht mehr als Ratsmitglied verzeichnet ist, spricht allerdings mehr für seinen Tod im Jahr 1436. Sein Testament verfasste er bereits im Juni 1434.7) Bei dem in Inschrift D genannten Jürgen Töbing könnte es sich um den 1601 verstorbenen Sülf- und Barmeister Georg VIII. Töbing gehandelt haben.8)

Anmerkungen

  1. Für einen Bürgermeister würde die präzisere Bezeichnung proconsul lauten, wie zahlreiche Inschriften dieses Bestands belegen. Vgl. Register 4. Allerdings wird das Epitheton consul nicht selten auch zur Bezeichnung eines Bürgermeisters gewählt. Dies gilt sowohl für die Inschriften als auch für die archivalischen Quellen der Stadt. Ohne Kenntnis der Biographie lässt sich daher nicht entscheiden, ob consul als ‚Ratsherr‘ oder ‚Bürgermeister‘ zu übersetzen ist.
  2. 15. Juli.
  3. Reinecke, Stadtbuch, S. 229.
  4. Stahl, Ratslinie, Nr. 161, S. 164.
  5. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Töbing I, sowie Stammtafel Abbenburg.
  6. StA Lüneburg, UA c: 1436 April 7.
  7. StA Lüneburg, UA b: 1434 Juni 21.
  8. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Töbing I.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 13r u. 21r.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 75† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0007502.