Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 74 St. Johannis 1436

Beschreibung

Glocke, ‚Große Schelle‘. Bronze. Um den Glockenhals verläuft zwischen doppelten Stegen die erhaben gegossene Inschrift. Am unteren Steg abhängendes Blattornament, das sich in derselben Form auch auf der Glocke Nr. 73 findet. Die Worttrenner in Form von Rosetten.

Maße: H.: 74 cm (ohne Krone), 85,5 cm (mit Krone); Dm.: 86 cm; Bu.: 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. + an(n)o · d(omi)ni · m · ccccxxxvi · ave · maria · gracia · plena · dominvs · tecvm · benedicta · tv · in · mvlierib·vs ·1)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1436. Sei gegrüßt, Maria, Gnadenreiche, der Herr sei mit dir, du bist gesegnet unter den Frauen.

Kommentar

Wrede und Hellwig weisen diese Glocke dem Glockengießer Gerd Klinge zu, der auch die größere, im selben Jahr entstandene Glocke für St. Johannis goss (vgl. Nr. 73).2) Auch wenn diese Glocke nicht das Gießerzeichen Klinges trägt, so deuten doch das identische Blattornament und die übereinstimmende Form der als Worttrenner verwendeten Rosetten auf dieselbe Werkstatt hin. Allerdings weisen die Buchstaben der gotischen Minuskel auf beiden Glocken kleine Unterschiede auf, die nicht nur auf den schlechteren Erhaltungszustand der Inschrift auf der ‚Großen Schelle‘ zurückzuführen sind. So befindet sich der Balken der x in der Jahreszahl hier in der Buchstabenmitte und ist nicht weit nach unten versetzt wie auf der Apostelglocke, der obere Bogenabschnitt der c ist hier schräg nach unten abgeknickt und nicht waagerecht wie auf der Apostelglocke. Archivalische Zeugnisse, anhand derer sich der Guss beider Glocken nachweisen ließe, sind nicht erhalten.

Anmerkungen

  1. Mariengebet nach Lc. 1,28. CAO, Nr. 1041, u. Cantus Database, u. a. ID 001041, 001042, 001539.
  2. Wrede, Glocken, S. 8. Hellwig, Klinghe, Nr. 4, S. 167.

Nachweise

  1. Dithmers, Chronik, p. 117.
  2. Reinbeck, Chronik, p. 392.
  3. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, S. 172 (nach Reinbeck).
  4. Gebhardi, Collectanea, Bd. 3, p. 105 (nach Dithmers?).
  5. Bellmann, Chronica, p. 116.
  6. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 148 (unvollständig).
  7. Wrede, Glocken, S. 8.
  8. Hellwig, Klinghe, Nr. 4, S. 168.
  9. Wiesenfeldt, Glockengeschichte, S. 46, Anm. 73 (nach Wehking).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 74 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0007404.