Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 100: Stadt Lüneburg (2017)
Nr. 41† St. Johannis 1415
Beschreibung
Grabplatte des Eghard Oldendorp. Die beim Hochaltar gelegene Grabplatte trug nach Rikemann eine in Messing eingravierte Inschrift.1)
Inschrift nach Dithmers.
Anno D(omi)ni M. CCCC XV. vicesima die mensis Martii obiit honorabilis M(agister) Egharda) Oldendorp Archidiaconusb) in Modestorp quondam hujus Ecclesiae Rector cujus anima requiescat in pacec)
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1415 am 20. Tag des Monats März starb der ehrwürdige Magister Eghard Oldendorp, Archidiakon in Modestorp, ehemals Rektor dieser Kirche. Seine Seele ruhe in Frieden.
Textkritischer Apparat
- Gerhard(us) Rikemann.
- Diaconus Rikemann.
- requiescat in pace Amen Gebhardi, requiescat in die animae bei Rikemann könnte als Lectio difficilior gelten, zumal Rikemann die Texte in der Regel sehr genau wiedergibt und diese Version in den beiden Exemplaren von seiner Hand überliefert ist. Es ist allerdings fraglich, was in die animae in diesem Zusammenhang bedeutet; vgl. a. Nr. 56, dort als Datumsangabe.
Anmerkungen
- Rikemann, Beschrivinge, Ex. Lüneburg, fol. 197r.
- Zum Archidiakonat Modestorp vgl. Nr. 22, Anm. 3.
- Erwähnung 1383 StA Lüneburg, UA a: 1383 Oktober 16.
- StA Lüneburg, UA a: 1406 September 3.
- StA Lüneburg, UA b: 1401 Januar 5.
- StA Lüneburg, UA c: 1406 August 4. Mit der Urkunde erklärte sich Eghard Oldendorp einverstanden, von seinen Einkünften den Teil abzugeben, der dem Rektor von St. Johannis zustand. Bisher bekam der Rektor und Archidiakon 160 Mark jährlich, jedes Vierteljahr 40 Mark.
- StA Lüneburg, UA a: 1407 März 17 u. 23. Juni 1409.
- Vgl. Bodemann, Brüderschaften, S. 98.
Nachweise
- Dithmers, Chronik, p. 107.
- Rikemann, Libellus, fol. 3r.
- Rikemann, Beschrivinge, Ex. Hannover, p. 329.
- Rikemann, Beschrivinge, Ex. Göttingen, p. 185.
- Rikemann, Beschrivinge, Ex. Lüneburg, fol. 197r/v.
- Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 155 (nach Büttners Korrekturen zu Bertram, MS. Ratsbibliothek).
- Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 4, Anm. 6.
- Bellmann, Chronica, p. 105.
Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 41† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0004109.
Kommentar
Eghard Oldendorp ist in den Lüneburger Urkunden seit 1383 häufig als Archidiakon von Modestorp2) und Rektor der Kirche St. Johannis erwähnt.3) Während seiner Amtszeit vollzog sich – nach dem gescheiterten Versuch, den Bistumssitz von Verden an die Johanniskirche in Lüneburg zu verlegen – der Übergang von der Archidiakonatskirche St. Johannis zur Stadtkirche, der sich in der Übernahme des Patronats durch den Lüneburger Rat in einem Vertrag mit dem Verdener Domkapitel 1406 dokumentierte.4) Bereits im Jahr 1401 war Oldendorp die Pfarrkirche St. Johannis mit allen Einkünften auf Vorschlag des Lüneburger Rats durch das Verdener Domkapitel auf Lebenszeit übertragen worden.5) Der Umstand, dass er in der Grabinschrift als quondam huius ecclesiae rector bezeichnet ist, deutet allerdings schon darauf hin, dass er dieses Amt nicht bis zu seinem Tod im Jahr 1415 ausübte. Tatsächlich wurden zur Zeit der Übernahme des Patronats durch den Rat auch Regelungen getroffen, die die Bezahlung eines Nachfolgers von Oldendorp als Rektor an St. Johannis betrafen,6) und kurz darauf wird der Rektor Hinricus an St. Johannis genannt.7) Eghard Oldendorp gehörte – schon durch seine Ämter bedingt – auch der Kalandsbruderschaft an St. Johannis an.8)