Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 22† St. Johannis 1382

Beschreibung

Grabplatte des Anton von Thune. Die Platte lag laut Rikemann im hohen Chor.

Inschrift nach Rikemann.

  1. Anno Domini 1382 in die beatae Aldegundis virginis1) obÿt honorabilis vir Dominus Anthonius dictus dea) Thune Rector huius Ecclesiae quam rexit 47 Annos et menses iiii cuius anima requiescat in pace

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1382 am Tag der heiligen Jungfrau Adelgundis starb der ehrwürdige Mann Herr Anton genannt von Thune, Rektor dieser Kirche, die er 47 Jahre und vier Monate lang leitete. Seine Seele ruhe in Frieden.

Kommentar

Der Grabinschrift zufolge fällt der Amtsantritt des Anton von Thune an St. Johannis in das Jahr 1334. Damit steht in Einklang, dass im November 1334 testamentarische Verfügungen des plebani in Modestorp Johann von Wittorf, seines Amtsvorgängers, ausgeführt wurden.2) Als Pfarrer in Modestorpe ist Anton von Thune, der einer lüneburgischen Ministerialenfamilie entstammte, im Jahr 1348 bezeichnet.3) Er dürfte mit jenem Anton von Thune identisch sein, der 1325 mit seinen Brüdern Otto und Heinrich als Sohn des verstorbenen Otto erwähnt wird.4) In die Amtszeit Thunes fallen umfangreiche Baumaßnahmen an St. Johannis, die das äußere Erscheinungsbild der Kirche bis heute bestimmen. Um 1360 entstand der Plan zu einer fünfschiffigen Erweiterung des Langhauses, zwischen 1372 und 1379 wurden die nördlichen Nebenchöre errichtet.5) Inwieweit Thune Anteil an den Planungen gehabt hat, lässt sich nicht entscheiden, er tätigte aber verschiedene Stiftungen für die Kirche6) und schenkte ihr ein Korporalienbehältnis sowie zwei Messbücher.7)

Textkritischer Apparat

  1. Zwischen de und Thune eine längere Doppellinie, beiderseits von mehreren Punkten begleitet, die wohl eine freigelassene Stelle in der Inschrift kennzeichnen soll.

Anmerkungen

  1. 30. Januar.
  2. UB St. Michaelis, S. 248f., Nr. 376.
  3. UB Lüneburg, Bd. 1, S. 251, Nr. 425, 12. März 1345, Regest. 1348 wird er Anthonius Rector Ecclesie Sancti iohannis in modestorpe genannt (UB St. Michaelis, Nr. 487, S. 308f.), 1352 wird ihm als ecclesie sancti Johannis in Luneborch rectori mit anderen die Exekution des Testaments Segeband von Wittorfs übertragen (UB Lüneburg, Bd. 1, Nr. 469, S. 283ff.). Im Laufe des 14. Jahrhunderts trat die alte Archidiakonatsbezeichnung Modestorp für einen an der Ilmenau gelegenen Platz unweit von St. Johannis immer mehr zugunsten von Lüneburg zurück, ein deutliches Zeichen dafür, dass die Archidiakonatskirche St. Johannis in zunehmendem Maße als städtische Pfarrkirche angesehen wurde. Im Jahr 1406 erwarb der Lüneburger Rat schließlich durch einen Vertrag mit dem Verdener Domkapitel das Patronatsrecht über St. Johannis und damit das Recht, den Pfarrer einzusetzen. Dieser Vorgang wurde von Seiten der Kurie erst 1413 bestätigt. Hierzu Reinecke, Geschichte, S. 170f., sowie Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 155f. Das Amt des Archidiakons von Modestorp wurde erst 1444 bzw. 1448 nach dem Tod des letzten Archidiakons mit dem des Pfarrers von St. Johannis vereinigt. Vgl. dazu Nr. 88.
  4. UB Scharnebeck, Nr. 216, S. 146f.
  5. Michler, Backsteinhallenkirchen, S. 91.
  6. 1369 stiftete er eine Vikarie am Annen-Altar. UB Lüneburg, Bd. 1, Nr. 612, S. 412; Matthaei, Vikariestiftungen, S. 154. 1372 erwarb er für sich und seine Nachfolger Salineneinkünfte im Tausch gegen den Adenbruch vom Rat der Stadt. UB Lüneburg, Bd. 2, Nr. 775, S. 145.
  7. Nach einem Inventar vom Dezember 1430, gedr. in: Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 75f.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 3r.
  2. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 169 (nach einem unbekannten Exemplar von Reinbeck, Chronik).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 22† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0002203.