Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 10 Museum Lüneburg 1. H. 14. Jh.

Beschreibung

Kasten, wohl ein Korporalienkasten.1) Eichenholz, in Rot und Gold gefasst und bemalt, durchbrochene Zinnreliefs, aufgesetztes bemaltes Glas. Der Kasten stammt aus dem Rathaus und wurde 1954 dem Museum für das Fürstentum Lüneburg übergeben. Auf dem Deckel im Relief eine Mandorla mit der Maiestas Domini. In den Ecken vier Medaillons jeweils mit einer von hinten bemalten Glasscheibe mit Darstellungen der Evangelistensymbole in einem Vierpass vor blauem Hintergrund, sie tragen Schriftbänder mit den Tituli A–D in Rot auf goldenem Grund. Auf der Innenseite des Deckels eine gemalte Kreuzigungsszene in einer Mandorla, an dem als Arbor vitae gestalteten Kreuz der Titulus E. In den Zwickeln die vier Evangelistensymbole, die beiden oberen durch die Tituli F und G auf großen Schriftbändern in Schwarz auf weißem Grund bezeichnet. In die Seitenteile des Kastens sind durchbrochene Zinnreliefs mit Darstellungen von Kämpfenden zu Fuß und zu Pferd in Medaillons eingesetzt.

Maße: H.: 8,8 cm; B.: 23,1 cm; T.: 22,3 cm; Bu.: 0,15 cm (A–D), 0,5 cm (E–G).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/3]

  1. A

    S(AN)CT(VS) MATVS

  2. B

    S(ANCTVS) IOHANNES

  3. C

    MARCVS

  4. D

    S(ANCTVS) LVCAS

  5. E

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)2)

  6. F

    S(ANCTVS) MATEVS ·

  7. G

    S(ANCTVS) IOHANNES

Kommentar

Die quadratische Grundform des Kastens und seine Größe legen eine Verwendung als Korporalienkasten nahe.3) Appuhn sieht darin – trotz des auch von ihm konzedierten ungewöhnlichen Formats – ein Aufbewahrungsbehältnis für ein Stadtbuch; seine Argumentation erscheint jedoch wenig einleuchtend ebenso wie seine ikonographischen Überinterpretationen. In der Verwendung der mit den Evangelistensymbolen bemalten (Brillen)gläser möchte Appuhn eine Anspielung auf die zahlreichen Augen der apokalyptischen Tiere sehen.4)

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. A 9 (R. 463).
  2. Io. 19,19.
  3. Vgl. u. a. einen heute im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg verwahrten Korporalienkasten mit den Maßen 4,3 x 21,5 x 21,5 cm (Kat. Stadt im Wandel, Bd. 2, S. 1254, Nr. 1088) und die Ebstorfer Korporalienkästen (ebd., S. 1252–1254, Nr. 1087 sowie DI 76, Nr. 4) im Format 8 x 21,5 x 21,5 cm bzw. 5,5 x 20,5 x 20,5 cm (DI 76, Nr. 6).
  4. Horst Appuhn, Der Buchkasten aus dem Rathaus zu Lüneburg. In: Lüneburger Blätter 14, 1963, S. 5–32, hier S. 5 und 22. Ebenso Kat. Stadt im Wandel, Bd. 2, Nr. 840, S. 940–942.

Nachweise

  1. Horst Appuhn, Der Buchkasten aus dem Rathaus zu Lüneburg. In: Lüneburger Blätter 14, 1963, S. 5–32, hier S. 9 (nur B).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 10 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0001000.