Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 322† Darmstadt, ehem. Hospital am Bessunger Tor 1611

Beschreibung

Bau- und Gedenkinschrift. Die Inschrift befand sich in Stein gehauen über der Eingangstür des Hospitals, das 1820 abgerissen wurde.1)

Nach Winkelmann.

  1. Im 1611 IahrDisz Hospital erbauet warUnd hat die erste FundationDer Oberamptmann hie gethanHans Philips von Buseck bekantDes Stands und Namens Muncha) genantAlso das Hausz auch nennet erAuf dasz es sein Gedächtnis wehrUnd andern geben wolt UrsachenDergleichen Stiftung nachzumachenZu Nutz der Armen und der KrankenDie dafür haben Gott zu dankenDarum o lieber Leser mildWan du dein Hausz versorgen wiltIrgend mit einem TestamentDas durch dein Erben werd vollendSo denk zuforters drin der ArmenSo wird sich dein Gott auchb) erbarmen

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Hans Philipp von Buseck war zunächst Amtmann zu Rüsselsheim und wurde 1594 von Landgraf Georg I. zum Oberamtmann bestellt. Landgraf Ludwig V. berief ihn zudem 1603 als Hofmeister.2) Sein Einsatz für den Hospitalbau kam durch die Bemühungen des Superintendenten von Darmstadt Johannes Angelus zustande. Bereits 1593 hatte Elisabetha Schetzelin eine Stiftung von 100 Gulden für die Errichtung eines Hospitals gemacht, ohne daß es zu einem entsprechenden Bau kam. In den folgenden Jahren wies Johannes Angelus in seinen Predigten wiederholt auf die Notwendigkeit eines Armenhospitals für Darmstadt hin, aber erst 1602 konnte er Hans Philipp von Buseck dafür gewinnen, testamentarisch 100 Gulden für den Hospitalbau zu stiften. Auf Drängen des Superintendenten erhöhte Hans Philipp den Betrag später.3) Im Jahr 1610 bat er in einem Brief an den Kammersekretär Heinrich Wogesser, den Bau des Hospitals zu genehmigen. Am 5. März 1611 antwortete Landgraf Ludwig V. eigenhändig und erlaubte den Bau am Bessunger Tor.4) Die Inschrift für das Hospital ließ Hans Philipp von Buseck von dem Notar Hermann Geisheimer verfassen.5) Dieser würdigte lediglich das Verdienst des Hauptgeldgebers Hans Philipp von Buseck, während der eigentliche spiritus rector des Baus, Johannes Angelus, unerwähnt blieb.

Textkritischer Apparat

  1. Münch Walther; Diehl 46.
  2. sich Gott auch dein Walther; Diehl 46.

Anmerkungen

  1. Diehl 45; Haupt, Kdm. 114.
  2. Gundlach, Zentralbehörden III 40.
  3. Diehl 41 – 45.
  4. Raab 51 f.
  5. Diehl 45.

Nachweise

  1. Winkelmann, Beschreibung 104.
  2. Walther, Darmstadt 54.
  3. Raab, Das alte Hospital 55.
  4. Diehl, Alt-Darmstadt 46.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 322† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0032203.